Foto: Wegner

Fünf Stunden lang Martinshorn zwischen Schramberg und Sulgen sowie dort selbst: Die Stadt Schramberg hat testen lassen, wie lange die Feuerwehrdrehleiter vom Tal oder der Höhe zu Zielen im  jeweils anderen Stadtteil unterwegs ist.

Zwei große Stadtteile mit unterschiedlicher Struktur und verschiedenen feuerwehrtechnischen Erfordernissen. Zwar eigene Löschzüge, aber lediglich eine Drehleiter, die vor allem für die Menschenrettung erforderlich sein kann.

Notwendigkeiten absichern

Mit einem Brandschutzkonzept und damit verbundenem Feuerwehrbedarfsplan will die Stadt Schramberg die künftigen Notwendigkeiten der Feuerwehren im Stadtgebiet absichern. Schließlich ist der Brandschutz eine der Kernaufgaben einer Kommune. Und da sollen natürlich alle Bürger möglichst optimal davon profitieren. Denn Brandschutz ist teuer. Das jüngste Fahrzeug der Feuerwehr in der Schramberger Talstadt, ein Hilfeleistungslöschfahrzeug HLF20, hat rund 520 000 Euro gekostet. Und  das Löschfahrzeug 16/12 der Abteilung Sulgen hat mittlerweile   26 Jahre auf dem „Buckel“.  

In die Ecken der Stadtteile

„Wir wollen testen, wie lange die Drehleiter vom jeweiligen Gerätehaus zum entferntesten Einsatzort des anderen Stadtteils benötigt“, sagt Stadtbrandmeister Claus Dierberger zu der Aktion am Mittwoch. Deswegen war das sonst auch schon am meisten eingesetzte Großfahrzeug der Feuerwehr Schramberg, das auch zu Einsätzen in den Nachbargemeinden angefordert wird – den Mittwoch über mehrfach mit Blaulicht und Martinshorn zwischen Tal und  Höhe und umgekehrt unterwegs.

Ingenieurbüro beauftragt

Die beauftragte Studie wird vom Ingenieurbüro Brandschutz Vier in Schwanau im Ortenaukreis ausgeführt. Und so war auch Fabian de Rossi von dieser Beratungsfirma derjenige, der die Daten der einzelnen Einsätze genau protokollierte, um diese anschließend auswerten zu können. Den Fahrer stellte die Feuerwehr Schramberg mit Maschinist Christian Günzel, mit dabei waren zudem Abteilungskommandant und Stadtbrandmeister-Stellvertreter Patrick Wöhrle sowie Stadtbrandmeister Claus Dierberger am Gerätehaus in Schramberg  vor  Ort. Günzel als Fahrer sei von Wöhrle vorgeschlagen und dann ausgewählt worden, weil er nicht nur bei der Feuerwehr, sondern auch beruflich Lastwagen fahre, berichtete Dierberger. 

Ampel bremst aus

Eigentlich hätte die Feuerwehr bei ihrem Test zwischen dem Tal und der Höhe an diesem Mittwochmorgen keine besondere Behinderung erwartet, da sich allerdings die Gehölzarbeiten auf der Bundesstraße 462 zwischen H.A.U. und „Grünem Baum“  um einen Tag verzögert hatten, musste die Drehleiter bei ihrem Testeinsatz teilweise  warten – weil der fließende Verkehr aus der Gegenrichtung, der an der Behelfsampel Grün hatte, die Gegenspur nutzte und ein Vorbeikommen an den bei Rot wartenden Fahrzeugen vor ihr nicht möglich war. 
Da half es auch nichts, dass die Autofahrer versuchten, auf den Gehweg auszuweichen – die Straße insgesamt war einfach zu schmal.
Mehrfach musste deswegen die Drehleiterbesatzung diesen Ampelbereich durchfahren. Gestartet worden war am Gerätehaus Tal, der erste „Einsatz“ führte zum Unternehmen hGears an der Gemarkungsgrenze nach Heiligenbronn. Dann ging es zum Gerätehaus nach Sulgen und von dort  zum Terrassenbau. 

Simulieren nur teilweise möglich

Weitere Ziele in Sulgen, so Dierberger, waren die Seniorenwohnanlage am Hasen, aber auch der Obere Schulweg. In der Talstadt gehörten beispielsweise der Thomas-Philips-Markt in der Nordstadt und die Firma King Federn in der Südstadt zu den Zielen, die vom Gerätehaus Sulgen aus angefahren und getestet wurden.
Warum solche Tests nicht einfach nur digital simuliert werden können, sondern in Echtzeit real gefahren werden müssen, erklärt Dierberger damit, dass die Software zwar „normale“ Zeiten berechnen könne, aber nicht das mit Sondersignal mögliche Fahren gegen die Einbahnstraße, Fahrzeug, die einen solchen Einsatz blockierten und mehr.

Zahlreiche Bewerbungen auf Stadtbrandmeisterstelle

Die Frage, wo künftig einmal die Drehleiter der Stadt stationiert sein werde (eine zusätzliche wird es auch aus Kostengründen wohl kaum geben), sei die erste gewesen, die ihm gestellt worden sei,  als er sein Amt als  Stadtbrandmeister übernommen habe, erzählt Dierberger. Sicher ist er sich, dass  es in seiner (kommissarischen) Amtszeit dazu (noch) keine neue Entscheidung geben werde, sondern das Thema in die Amtszeit eines künftigen hauptamtlichen Stadtbrandmeisters falle.  Der jetzige Test sei für solch eine Entscheidung aber  nur einer von mehreren Kriterien, die  in die Bewertung einfließen und dann dem Gemeinderat zur Abstimmung vorgelegt würden.