Im Hotel Solegarten sind etwa 60 Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht. Ein Team um den pensionierten Rektor der Grund- und Werkrealschule, Heinz Kriebel, gibt Deutschunterricht. Foto: Davydenko

Das Hotel Solegarten dient momentan als Unterkunft für ukrainische Flüchtlinge. 60 Ukrainer beheimatet das ehemalige Hotel zur Zeit. In Deutschkursen sollen diese auf die Integration vorbereitet werden.

Bad Dürrheim - Uwe Hüls, Integrationsbeauftragter der Stadt Bad Dürrheim, nennt es "das selbstverwaltete Hotel". Es ist sauber in den Gängen und im Foyer, dem Dreh- und Angelpunkt des Hotels. Dort stehen Tische mit Stühlen, an denen gegessen, gespielt und gelernt werden kann. Und ein weiteres: Nach selbstorganisierten Dienstplänen wird im Solegarten Hotel gekocht und geputzt. "Alles läuft zivilisiert ab", stellt Uwe Hüls nach einigen Monaten fest.

 

Kostenloser Internetzugang steht den Bewohnern zu. Wichtig ist dieser vor allem für die Kinder, die parallel zur deutschen Schule in Bad Dürrheim noch den Online-Unterricht aus ihren Heimatland verfolgen. Diese Doppelbildung können sich jedoch nicht alle leisten. Der ukrainische Unterricht, abgesehen von den Tablets und Laptops, die die Kinder brauchen, kostet 40 Euro pro Kind im Monat. "Die Entscheidung überlasse ich den Müttern", erläutert Hüls.

Deutschkurse für Erwachsene

Kinder und die Erwachsenen erhalten ihre Bildung, hierfür sind einige Freiwillige im Einsatz. Heinz Kriebel, der ehemalige Rektor der Grund- und Werkrealschule, unterrichtet gemeinsam mit seiner Frau Chantal Andreolli-Kriebel in zwei unterschiedlichen Leistungsgruppen. Er leitet die fortgeschrittene Gruppe, das sind diejenigen, die sich bereits mit einigen Sätzen verständigen können. Seine Frau unterrichtet die Anfänger, jene, die noch nichts über die deutsche Sprache wissen. Vier mal pro Woche kommen die beiden in das Hotel Solegarten, um Deutschunterricht anzubieten.

Unterschiedliche Übungsmöglichkeiten

Der Kurs im Solegarten, solle die Ukrainer auf den Integrationskurs vorbereiten, erklärt Heinz Kriebel. Es werde das Lehrwerk des Integrationskurses verwendet, womit man die Grundlagen vermitteln könne. Alltagssituationen, wie sich und seine Familie vorstellen oder einfache Gespräche, werden in der Theorie gelernt. Praktische Spracherfahrung wird in den Sprachgruppe, die von Frank Welter geleitet wird, gelehrt.

Drei Stunden in der Woche kommt Welter nach Bad Dürrheim und wiederholt den Lernstoff in Übungen. "Sie müssen dann zum Beispiel bei mir Einkaufen. Ich komme mit einem Korb voller Lebensmittel und einer Einkaufsliste", schildert Welter eine mögliche Übungssituation. Dabei sollen die Ukrainer lernen eigenständig Sätze zu formulieren um im Alltag zurechtzukommen. Er sieht seine ehrenamtliche Arbeit als "eine sinnvolle Sache, die ich gerne mache".

Mit Ehrgeiz und Tatendrang dabei

Das Interesse der Geflüchteten sei groß, die deutsche Sprache zu lernen, erzählen die ehrenamtlichen Lehrer unserer Redaktion. "Sie sind mit Leib, Herz und Seele dabei", spürt Frank Welter. Da die Kurse freiwillig sind, brauche man eine hohe Eigenmotivation um mitzumachen, meinen die Lehrkräfte. Die Bücher, mit den Lehrmaterialien, werden von der Caritas bezahlt, betont Chantal Andreolli-Kriebel. Im Allgemeinen funktioniere beinahe alles auf Spendenbasis, führt sie fort. Ohne die würde es anders aussehen, weiß Uwe Hüls.

In den Stunden des Deutschunterrichtes, werde auch sehr viel gelacht. Da der Unterricht einsprachig abläuft, müsse oftmals der Google-Übersetzer aushelfen, dabei komme es oft zu unsinnigen Sätzen. Auch welche wie "Sie heißt Du", bringen den Raum zum Lachen. Heinz Kriebel arbeite viel mit Technik und Präsentationen, seine Frau hingegen eher personenbezogen. Beide haben vor ihrer Pensionierung als Lehrer gearbeitet und unterrichten jetzt weiter, trotz Rente. "Wir müssen da mit unseren Möglichkeiten versuchen, den Ukrainern das Beste draus zu machen", verdeutlich Kriebel. "Es macht einfach Spaß."

Dankbarkeit den Ehrenamtlichen gegenüber

Alexander Sibirov, ein Geflüchteter aus der Ukraine, nimmt am Anfängerkurs teil und findet die neue Sprache schwierig. "Bestimmt lernt Chantal schneller Ukrainisch als wir Deutsch", merkt er lachend an. Vor allem für die Älteren sei es schwerer die neue Sprache zu lernen. Auch empfindet er große Dankbarkeit den Ehrenamtlichen gegenüber. Mit einem "Auf Wieder Tschüss" verabschieden sich die Ukrainer an diesem Tag.