Tausende Flüchtlinge versuchen, sich in Sicherheit zu bringen. Viele davon kommen auch im Schwarzwald-Baar-Kreis an. Jetzt sind die Helfer gefragt. Foto: Moritz Frankenberg/dpa

Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend. Doch entsprechend unübersichtlich ist es für Helfer, die richtigen Adressen zu finden, um aus der Ukraine Geflüchteten bei der Ankunft in der neuen Heimat auf Zeit zu helfen.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Es grenzt an Reizüberflutung: Im Fernsehen, im Radio, in Magazinen und auf unzähligen Seiten im Internet schießen Plattformen und Anlaufstellen zur Flüchtlingshilfe für die Ukrainer wie Pilze aus dem Boden. Doch was ist sinnvoll? Wohin kann man sich wenden? Und welche Unterstützungsangebote werden kreisweit wie koordiniert? Wir haben nachgefragt.

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Im Landratsamt des Schwarzwald-Baar-Kreises hat Landrat Sven Hinterseh eigens eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Unter der Koordination von Sozialamtsleiter Jan Hauser kümmert sie sich um die verschiedenen Facetten der Flüchtlingshilfe in der aktuellen Ukraine-Krise. In der Arbeitsgruppe sind die unterschiedlichen betroffenen Abteilungen vertreten wie die Ausländerbehörde, die Integrationsbeauftragte und viele weitere.

Wer Wohnraum zur Verfügung stellen möchte

Besonders gefragt ist mittelfristig Wohnraum, der für geflüchtete Menschen zur Verfügung gestellt werden kann. Aktuell, so die Pressesprecherin des Landratsamtes auf Anfrage des Schwarzwälder Boten, seien 75 Personen in den Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises untergebracht – "Tendenz steigend". Noch würden sie zwar überwiegend in Räumen untergebracht, die private Initiativen auf eigene Faust gefunden haben. "Wir gehen jedoch davon aus, dass zahlreiche weitere Geflüchtete aus der Ukraine im Schwarzwald-Baar-Kreis eintreffen werden. Deshalb sind wir aktuell mit Hochdruck dran, zusätzliche Kapazitäten für die Unterbringung der Geflüchteten aus der Ukraine zu schaffen und gehen davon aus, dass wir zirka 860 Plätze kurzfristig benötigen."

Erste Lösungen hierfür stehen bereits in Aussicht, so Heike Frank. Und aktuell seien auch noch 40 freie Plätze in den Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises verfügbar. Doch angesichts des zu erwartenden Flüchtlingsstroms hofft man auf weitere Freiwillige, die Wohnraum zur Verfügung stellen – telefonisch kann man sich von Montag bis Donnerstag von jeweils 9 bis 11.30 Uhr unter der Nummer 07721/913-7970 beim Landratsamt in dieser Sache melden. Über die eigens eingerichteten Internetseiten zur Ukrainehilfe in der Region kann man sich auch auf ein Portal verlinken und sein privates Wohnraum-Angebot registrieren lassen. Mehr als 127 526 Unterstützer boten hier schon über 289 146 Betten an.

Anschlussunterbringung ist der Knackpunkt

Vor allem für die Anschlussunterbringung, so die Einschätzung des Landratsamtes nach aktueller Lage, benötige man voraussichtlich Wohnraum – wie lange der Krieg in der Ukraine noch andauern wird, ist völlig unklar. Ebenso in den Sternen steht, in welchem Zustand die Strukturen vor Ort "danach" sein werden. Die Anschlussunterbringung der Flüchtlinge im Schwarzwald-Baar-Kreis werde dann aber nicht mehr vom Landkreis gemanagt, dafür werden die Städte und Gemeinden zuständig sein. Wichtig zu wissen: Ukrainische Flüchtlinge erhalten Asylbewerberleistungen – "das heißt damit sind auch Leistungen für die Kosten der Unterkunft abgedeckt", so Frank. Dazu ist es erforderlich, dass der Wohnraum zu angemessenen Mietsätzen angemietet wird. Wenn Wohnungsangebote vorliegen, sollten die Einwohner des Landkreises damit auf die Städte und Gemeinden zugehen und ihr Angebot direkt unterbreiten. Und klar ist: Ein kurzes Strohfeuer der Hilfsbereitschaft ist derzeit eigentlich kaum dienlich. "Der Wohnraum sollte dauerhaft vermietbar sein. Nur vorübergehender Wohnraum hilft vermutlich derzeit nicht weiter."

Kreis arbeitet mit Hochdruck an Registrierung

Deutschlandweit rechne man derzeit mit 10 000 Geflüchteten pro Tag. Im Schwarzwald-Baar-Kreis rechnet man mit der Aufnahme mehrerer hundert Geflüchteten. Wieviele aus der Ukraine schon hier sind? "Darüber haben wir aufgrund des schnellen Eintreffens der Geflüchteten, die oftmals bei Angehörigen untergekommen sind, noch keinen vollständigen Überblick", gibt Frank zu. Man schätze, in den kommenden zwei Wochen klarer zu sehen. Denn ein Punkt ist noch in der Entstehung: Aktuell werde an der Möglichkeit für eine Registrierung vor Ort gearbeitet, die bis dahin verwirklicht sein soll.

Dolmetscher können sich im Landratsamt melden

Neben dem Wohnraum sind aber noch viele weitere Hilfen gefragt. Die Menschen, die hier aus dem Kriegsgebiet eintreffen, sprechen in der Regel kein Deutsch. Wer sich als Dolmetscher für Geflüchtete aus der Ukraine zur Verfügung stellen möchte, kann sich per Mail unter: ukrainehilfe@Lrasbk.de oder telefonisch von Montag bis Donnerstag von jeweils 9 bis 11.30 Uhr unter: 07721/9 13 79 70 melden.

Sachspenden – Anlaufstellen werden gesucht

Bezüglich der Sachspenden fungiert das Landratsamt als Vermittler. Wer als Spendenanlaufstelle aufgenommen werden möchte, kann sich per Mail an ukrainehilfe@lrasbk.de melden. Wichtig: Derjenige muss seinen Namen angeben, seine Adresse sowie die Annahmezeiten und Art der hier willkommenen Spenden. Es komme, so das Landratsamt, vor allem auf die zielgerichtete und bedarfsgerechte Unterstützung der Geflüchteten an. Zudem gibt es private Initiativen – etwa die Praxis von Stefanie Reincke in der Villinger Gerberstraße, die hauptsächlich medizinische Produkte, Medikamente, Verbandsmaterial oder chirurgisches Besteck annimmt. Eine zentrale Annahmestelle gibt es desweiteren in der Alleenstraße 13 in Schwenningen – von 18 bis 21 Uhr ist das Lager Meta geöffnet, hier sind neben Medikamenten, Verbandsmaterial, haltbarer Nahrung, Taschenlampen, Power Banks und Schlafsäcken, ausdrücklich in neuem Zustand, auch Thermounterwäsche und Socken ab Größe 43 gefragt. Zudem gibt es Spendenaktionen der Katholischen Kirchengemeinde in Bad Dürrheim sowie des Gemeindehauses St. Franziskus in Schwenningen.

Geldspenden

Neben Sachspenden ist die ganz gezielte Hilfe vor Ort vor allem auch durch finanzielle Anteilnahme möglich. Doch die Übersicht über alle Angebote fällt schwer, die Angst, dass Spenden nicht ankommen oder ein unseriöser Betrüger am anderen Ende des Geldtransfers steht, ist groß. Wer Geld spenden möchte, dem empfiehlt das Landratsamt des Schwarzwald-Baar-Kreises die Aktion des Bündnisses deutscher Hilfsorganisationen – Aktion Deutschland. Alle Infos hierzu sind ersichtlich unter www.aktion-deutschland-hilft.de. Dort wurde auch ein Spendenkonto eingerichtet unter dem Stichwort "Nothilfe Ukraine".