In der Flüchtlingsunterkunft Calw-Wimberg könnte der Kreis auch Ukraine-Flüchtlinge unterbringen. Foto: Fritsch

Die ersten gut 550 ukrainischen Flüchtlinge sind schon im Landkreis angekommen. Derweil bereitet sich das Landratsamt intensiv auf die Unterbringung und Versorgung von weiteren Flüchtlingen vor. In der Behörde geht man derzeit von insgesamt 2000 Ukrainern aus – mindestens.

Kreis Calw - Schon als ab 2015 Flüchtlinge aus dem Syrienkrieg verstärkt in den Landkreis Calw kamen, hatte Landrat Helmut Riegger hohe Ansprüche, wie diese zu versorgen und unterzubringen sind. Und genau diese Ansprüche hat der Kreischef auch jetzt angesichts der Flüchtlinge aus der Ukraine. "Wir müssen die Ukrainer gut unterbringen und nicht in Notunterkünften", machte Riegger bei der Sitzung des Verwaltungsausschusses des Kreistags in Bad Teinach-Zavelstein deutlich. "Das ist die absolute Pflicht des Landkreises."

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Die ersten 500 bis 550 Flüchtlinge aus der Ukraine seien bereits im Kreis Calw angekommen. In der Mehrheit seien das Frauen mit ihren Kindern, so der Flüchtlingsbeauftragte des Landkreises, Sozialdezernent Norbert Weiser. Etliche hätten von sich aus Unterkunft gefunden, aber 70 von ihnen habe der Landkreis zum Beispiel bereits in Hotels und Pensionen untergebracht. Auch in den bestehenden Flüchtlingsunterkünften könne man noch etliche Menschen unterbringen. Aber da man mit deutlich mehr Flüchtlingen rechnet, habe man mit einer intensiven Suche nach weiteren Unterkünften begonnen. Was konkrete Zahlen angeht, geht man im Landratsamt aktuell von 2000 Ukraine-Flüchtlingen aus, die in den Kreis Calw kommen werden. Man weiß aber auch, dass es deutlich mehr werden könnten.

Gerät zur Registrierung läuft 18 Stunden am Tag

Die Unterbringung ist dabei nur eines der Probleme, mit denen man sich im Landratsamt konfrontiert sieht. Da die Flüchtlinge nicht wie früher zuerst von Land oder Bund aufgenommen und registriert werden, sondern diese Aufgabe jetzt den Kreisen zufällt, muss man sich auf den Höhen über Calw nun auch um das Thema Registrierung kümmern. Und das ist komplizierter als gedacht. Und das liegt zunächst einmal an der Versorgung mit Computer-Hardware. Denn im Calwer Landratsamt ist nur ein Gerät vorhanden, mit dem man diesen komplexen Vorgang abwickeln kann – und der dauert pro zu registrierende Person mindestens eine Stunde. Weitere Geräte seien zwar schon bestellt, allerdings hätten die Lieferzeiten von mehreren Monaten, berichtete Norbert Weiser. Also laufe das eine Gerät für die Registrierung 18 Stunden am Tag und die zuständigen Mitarbeiter müssten dazu Überstunden schieben.

Nachholbedarf auch bei Standardimpfungen

Problemloser läuft da die Sache mit der medizinischen Versorgung der Flüchtlinge. Da kümmere sich ein Team aus Medizinern darum, die bisher für den Landkreis für das Thema Impfen zuständig waren. Die Leitung hat Ulrich Lunkenheimer aus Bad Wildbad. Dabei geht es nicht nur um gewöhnliche Untersuchungen. Neben Röntgenuntersuchungen sei da das große Thema das Thema Impfungen – und damit ist nicht nur die Corona-Impfung gemeint. Auf diesem Sektor herrsche bei den Flüchtlingen großer Nachholbedarf, berichtet Weiser. Dabei handelt es sich – neben Corona – um fehlende Standardimpfungen wie etwa gegen Polio oder Masern.

Auch die Felder Kinderbetreuung, Spracherwerb und Schulversorgung hat man in diesem Zusammenhang beim Landkreis auf dem Schirm. Diese werden – neben vielen anderen – am Mittwoch bei einer Stabssitzung Thema sein, bei der sich Vertreter des Landratsamts mit den Bürgermeistern der Kommunen, mit Arbeitsagentur, Schulamt und anderen Institutionen besprechen und ihr gemeinsames Vorgehen festlegen wollen.

Alles in allem wolle man als Landkreis "sehr unbürokratisch im Sinne der Flüchtlinge" agieren, kündigte Landrat Helmut Riegger an, der zu bedenken gab, dass sich das Landratsamt in der nächsten Zeit – auch vom Personal her – auf die Themen Corona und Ukraine konzentrieren müsse. Da könnten andere Themen durchaus auch mal liegenbleiben.