Das Feuerwehrzentrum entsteht in unmittelbarer Nähe der Bioabfallvergärungsanlage bei Neubulach. Foto: Fritsch

Nach Hermann-Hesse-Bahn, Krankenhaussanierung in Nagold und Krankenhausneubau in Calw startet der Landkreis nun ein weiteres Millionenprojekt. Der Kreistag gab einstimmig grünes Licht für das neue Feuerwehrzentrum.

Neubulach-Martinsmoos - Entstehen soll das Zentrum in unmittelbarer Nähe der Bioabfallvergärungsanlage der Abfallwirtschaft auf Gemarkung von Neubulach-Martinsmoos. Die aktuelle Kostenschätzung des Calwer Landratsamtes liegt bei 8,65 Millionen Euro. Gegenüber den ursprünglichen Planungen soll der Komplex um eine Gebäudeachse erweitert werden. Dort sollen zwei zusätzliche Fahrzeuge für den Zivil- und Katastrophenschutz ihren Platz finden, die derzeit bei der Feuerwehr Wildberg stationiert sind. Die Kosten für diese Erweiterung liegen bei 208 000 Euro.

Lagerung "nur unter größter Anstrengung möglich"

Hintergrund für den Neubau ist die angespannte Platzsituation bei der Feuerwehr im Kreis Calw, bei der aktuell 2652 Feuerwehrleute in 25 Feuerwehren plus Abteilungen, plus einer Werkfeuerwehr Dienst tun. Erstes Beispiel ist die zentrale Feuerwehr-Werkstatt. Die befindet sich seit Anfang der 1980er-Jahre in Bad Wildbad-Calmbach. Die letzte bauliche Erweiterung datiert auf das Jahr 1996. Dort werden Atemschutzgeräte und Feuerlöschschläuche nach Einsätzen und Übungen aufgearbeitet. Zudem dient der Standort als Lagerort für die Einsatzmittelreserve des Landkreises und als Ausbildungsstandort für die kreisweite Ausbildung von Maschinisten der Feuerwehr.

Aktuell sei die Materiallagerung in Calmbach "nur unter größter Anstrengung möglich", heißt es in einer Vorlage für den Kreistag. Weitere Einsatzmittel für den Katastrophenschutz hat man aktuell sogar auf die Standorte Landratsamt Calw, die ehemalige Straßenmeisterei Althengstett und das Amtsgericht Calw ausgelagert.

Gesetzliche Vorgaben können nicht umgesetzt werden

Die Werkstatt verwaltet darüber hinaus 530 Pressluftatmer, 750 Lungenautomaten sowie 1400 Atemschutzmasken. Pro Jahr gibt es dort 9000 Prüfungen im Bereich Atemschutz, 2800 Flaschenfüllungen mit Atemluft und 12 500 Prüfungen von Schläuchen. Gesetzliche Vorgaben – etwa beim Arbeits- und Gesundheitsschutz – können nach Angaben des Landkreises dort "nur mit großem Aufwand oder überhaupt nicht umgesetzt werden". Gerade bei der Schlauchpflege seien die räumlichen Möglichkeiten "mehr als erschöpft". Die Platzsituation in Calmbach ist also prekär – und eine Erweiterung vor Ort nicht machbar.

Doch auch an anderen Orten ist die Lage schwierig – etwa in Calw. 1330 Feuerwehrangehörige im Kreis sind Atemschutzgeräte-Träger. Ausbildung und Übungen für diese Atemschutzgeräte-Träger finden aktuell – ausgerichtet ausschließlich von Ehrenamtlichen – im Gerätehaus Calw und einem externen Standort statt. Doch die Übungsanlage im Calwer Gerätehaus ist in die Tage gekommen, müsste komplett überholt werden. Dazu kommt, dass auch hier der Platz nicht ausreicht. In der Vergangenheit mussten Teilnehmerzahlen von Übungen und Lehrgängen deswegen stark reduziert werden.

Und das sind nur einige der Probleme und Argumente der Feuerwehren, die den Kreistag letztlich überzeugten, grünes Licht für das Feuerwehrzentrum auf dem Standort Martinsmoos zu geben. Dort sollen nun eine zentrale Schlauch- und Atemschutzwerkstatt, Unterstellmöglichkeiten für kreiseigene Fahrzeuge und Lager für Einsatzmittel entstehen. Darüber hinaus sollen dort unter anderem die Atemschutzausbildung, die zentralen Fortbildungen für Führungskräfte, Praxisfortbildungen und Maschinisten-Lehrgänge stattfinden.

Info:

  •  die amtliche Fläche des Baugrundstücks beträgt 10 774 m² (entspricht 1,08 ha)
  •  etwa 1800 m² brutto Grundfläche (Gebäude)
  •  Planung und Projektabwicklung durch das Landratsamt
  •  Projektkosten von 8, 65 Millionen Euro

Das Zentrum wird folgende Funktionsbereiche haben :

  •  Atemschutzausbildung
  •  Zentralwerkstatt
  •  Sondereinsatzmittellager
  •  Fahrzeughalle
  •  Katastrophenschutzlager
  •  Kreisausbildung für Maschinisten und Sprechfunk, ebenso Stabsbereich und technische Einsatzleitung