Die teilnehmenden Kinder des Ferienprogramms auf Burg Berneck schauen ihrem abgefeuerten Wurfgeschoss fasziniert hinterher. Foto: Armin Büchler

Beim Sommerferienprogramm des Forum Ebhausen lernten Kinder die Burg Berneck kennen und fühlten sich ein bisschen wie Ritter, die einst mit Steinschleuder und Katapult hantierten.

Eine Schar neugieriger Kinder machte sich beim Sommerferien-Programm auf den Weg hoch zur Burg Berneck. Das Forum Ebhausen hatte eingeladen, und zahlreiche Kinder und interessierte Eltern folgten der Einladung trotz des regnerischen Wetters.

Der Burgherr Freiherr von Gültlingen begrüßte die Gäste in der Remise und hatte für die Kinder nach dem steilen Aufstieg eine Überraschung parat.

Am Ende der Veranstaltung waren Kinder, begleitende Erwachsene und die Forumsmitglieder begeistert Foto: Armin Büchler

Die Burg Berneck hat eine lange Geschichte. Die Schildmauer, die von weither sichtbar ist, stammt aus dem 13. Jahrhundert. Und seit 1400 bewohnt das Geschlecht derer von Gültlingen ununterbrochen bis heute diese Burg. In anschaulicher und humorvoller Weise erklärte Herr von Gültlingen einiges zur Burg. Die Frage, warum die Burg eigentlich gebaut wurde, beantwortete er folgendermaßen: Früher gab es viel Niemandsland, und wer den Besitz für sich beanspruchen wollte, musste diesen verteidigen. Burgen wurden also zur Verteidigung des Besitzers gebaut.

Falken nisten im Turm

Oben im Turm der Burg nisten Falken, sie stehen unter dem besonderen Schutz des Freiherrn, da die Falken von Krähen und Tauben gestört werden. Und die Falken haben Gesellschaft beim Nisten: Die Rostgans, eine kleine braune Gans, die unten im See von Berneck zu sehen ist, nistet ebenfalls auf der Burg. Sobald die Jungen geschlüpft sind, verlassen sie das Nest und halten sich im Burggarten auf. Wenn sie groß genug sind, werden sie von der Mutter „eingesammelt“ und zum See hinunter geführt.

Die mächtige Schildmauer besteht aus Buckelquadern. Das hatte zum einen den Vorteil, dass die Quader nicht mehr bearbeitet werden mussten und zum anderen sollten sie einen massiven Eindruck hinterlassen, der den Feind abschrecken sollte. Die Steine stammten aus dem Steinbruch direkt hinter dem sogenannten „Verließ“ oder Bergfried aus dem Brudertal. Auf manchen Buckelquadern waren Zeichen der Steinmetze zu sehen, das waren sogenannte Feierabendsteine. Nach deren Anzahl bekamen die Steinmetze ihren Lohn.

Mitte des 14. Jahrhunderts musste die Schildmauer erhöht werden wegen der Fortentwicklung der Waffe „Steinschleuder“, auch Katapult genannt. Solch ein Katapult war die modernste Belagerungsmaschine des Mittelalters. Die Burg war von einer Ringmauer umgeben, welche die Bewohner einerseits schützte, aber sie auch einsperrte. Wenn nun von außen solche Bleigeschosse mit einem Gewicht von einem halben Kilogramm in der Burg landeten, war bei den Burgbewohnern Terror angesagt. Doch nicht nur Bleikugeln wurden geschleudert, sondern auch Kadaver und andere stinkende Wurfgeschosse.

Ein Modell von einer Schleuder hatte der Freiherr nachgebaut und die Kinder durften sie ausprobieren. Zuerst durfte jedes Kind einen Ball mit der Hand werfen – um dann den Unterschied zum geschleuderten Ball zu sehen. Die Steinschleuder wurde mit den unterschiedlichsten Wurfgeschossen ausprobiert, doch das Beste war das Wurfgeschoss mit drei zusammengebundenen Schogetten, welche am Schluss verteilt wurden.

Henning von Gültlingen bei der Demonstration seiner selbstgebauten Blide Foto: Armin Büchler

Aber der Höhepunkt kam noch: Auf der Wiese stand ein riesiges Katapult, selbst gebaut vom Freiherrn. Er schleuderte mit diesem Katapult eine schwere Metallkugel nach außen Richtung Umland und man konnte sich vorstellen, welche Wirkung eine solche Metallkugel im Mittelalter hatte, wenn sie im Burghof landete.

Anschließend waren die Kinder an der Reihe und durften das große Katapult selber bedienen. Allerdings nicht zur Belagerung, die Geschosse gingen in Richtung außerhalb der Burg, der Freiherr musste sie am nächsten Tag wieder mühsam einsammeln.

Zum Schluss die Geschichte von Ritter Fips

Es war sehr beeindruckend, mit wie wenig Kraftaufwand die Kinder die Geschosse in weitem hohen Bogen nach außen beförderten. Wann hat man schon die Gelegenheit, ein mittelalterliches Katapult zu bedienen? Ein spannendes Erlebnis für die Kinder.

Cornelia Hildebrandt-Büchler bedankte sich bei Freiherr von Gültlingen dafür, dass er keine Mühe gescheut hat, für die Kinder solch einen eindrücklichen Nachmittag zu gestalten. Zum Dank las Cornelia Hildebrandt-Büchler die Geschichte von Ritter Fips vor, die Kinder sangen mit den Eltern noch eine Kinderversion des Liedes von den alten Rittersleut.

Nach dem Abstieg von der Burg gab es zum Abschluss ein Eis vom Rössle, ein interessanter Feriennachmittag ging damit zu Ende