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Die ganz Kleinen vom Kindergarten wohnen dem Fahnenhissen bei, mit dem die Schenkenzeller Fasnet startet – anschließend befreien die Narren die etwas größeren Kinder aus der Grundschule.

Ein Trompeter trägt einen Bollenhut, ein anderer einen Zylinder, um den eine Fliegerbrille hängt. Ein Mann trägt auf einem Arm ein kleines Kind, das einen Baustellen-Lärmschutz über die Ohren trägt, mit der anderen Hand spielt er seine Posaune.

Eine Frau schlägt in Handschuhen, auf denen eine Skeletthand abgebildet ist, eine Handtrommel. Der zehnjährige Finn hat bereits im Alter von drei Jahren mit einer kleinen Trommel mitmusiziert. Die Veranstaltung findet er „einfach gut“.

Eine Version von „Otherside“ von den Red Hot Chili Peppers spielen die Dorfbätscher – zusammen mit den Kobalt Hexen, den Wustele-Geistern, den Bergtal-Hexen, den Schenkenhexen und den Halden-Hexen hissen Sie zum Start der Fasnet in Schenkenzell die Fahnen an der alten Schule.

Zwei Jahre pandemiebedingte Pause haben für eine Unterbrechung der Tradition gesorgt: „Man hat nicht mehr alles im Kopf“, sagt Luis Krautmann zur Organisation des Fahnenhissens. „Was früher Routine war, ist heute mit etwas Nachdenken verbunden“, ergänzt Tanja Göhring, bevor ein Müllwagen vorbeifährt und ein paarmal die Hupe drückt.

Schiltacher in einem Bus

In weißen Hemden strömen die Kleinen vom Kindergarten hinzu. Jedes der Kinder hat eine selbst gebastelte Rassel um den Hals hängen. Einige haben eine Party-Tröte im Mund. „Hoorig, hoorig isch die Katz – und wenn die Katze it hoorig isch, dann fängt sie keine Mäuse“: Die Kinder hüpfen herum, Hexen mischen sich darunter und tanzen mit ihnen. Den einstudierten Schenkenzeller Narrenmarsch geben die Kinder zum Besten und singen anschließend: „Fasnet isch in Schenkenzell – narri, narri, narro! Und alle Narren sind zur Stell – narri, narri, narro!“

Der fünfjährige Lotta gefällt besonders, „dass die Hexen da sind.“ An sie und die anderen Kinder verteilen die Narren Brezeln und fahren anschließend mit Bussen zur Grundschule nach Schiltach, um die Schüler zu befreien.

Dort treffen sie auf die Schiltacher Narrengemeinde. „Wir haben einen Bus gebraucht, Schenkenzell zwei“, sagt Uli Esslinger von den Schilacher Schuhuhexen. „Wir haben halt mehr Geld“, kontert jemand aus der Menschentraube.

Alkohol bleibt draußen

Die Narren aus Halbmeil spielen eine Version von „We will rock you“ auf dem Pausenhof. Anschließend zieht eine Polonaise durch jedes Klassenzimmer und befreit die Schüler aus dem Unterricht – auf Esslingers Hinweis hin lassen sie den Alkohol dabei draußen.

Auf die Schüler warten Wurst- und Käsewecken sowie Fruchtsäfte. Die Aula füllt die geballte Musikantenpower der Dorfbätscher aus. Eine Hexe packt einen Jungen und schleppt ihn auf der Schulter durch die Aula. Ein Schuljunge mit Sonnenbrille und aufgemaltem Stoppelbart betrachtet zwei wild tanzende Hexen – und steht cool daneben.

„Wenn man sich auch nicht sieht, an Fasnet sieht man sich“, sagt draußen auf dem Pausenhof ein Narr zum anderen.

Die Narren fahren nach der Schülerbefreiung zurück und feiern den Abschluss der Veranstaltung nach einem kleinen Umzug im Rathaus.