Ob es ausgelassene Fasnetsszenen wie diese in der Doppelstadt auch 2022 geben wird, ist noch nicht klar. (Archivfoto) Foto: Eich

Die Fasnet 2022 soll – unter bestimmten Auflagen – stattfinden können: Doch auf die Bekanntmachung des Sozialministeriums, die am Freitagmittag veröffentlicht wurde, reagierten die Vorsitzenden der hiesigen Narrenzünfte mit gemischten Gefühlen.

Schwarzwald-Baar-Kreis - 2G bei der Saalfasnet und ein zu erarbeitendes Konzept für die Straßenfasnet: Das ist die grobe Quintessenz dessen, was das Sozialministerium des Landes zusammen mit den Narrenverbänden sowie dem Städte- und Gemeindetag auf den Weg gebracht und am Freitag veröffentlicht hat.

2G bereitet Kopfschmerzen

Auch wenn er froh ist, dass den Narrenzünften frühzeitig die Möglichkeit zum Planen gegeben wird, ist die erste Reaktion der Zunftchefs in Villingen-Schwenningen verhalten. "So euphorisch sehe ich das Ganze nicht", sagt Lutz Melzer, Zunftmeister der Schwenninger Narrenzunft, sofort. Schwenninger Veranstaltungen wie der Eröffnungsball in der Neckarhalle oder die OB-Verhaftung im Rathaus könnten demnach zwar stattfinden, die Prämisse 2G (für Geimpfte und Genesene) bereitet Melzer aber Kopfschmerzen. "Was machen wir mit denjenigen, die sich nicht impfen lassen können, oder auch mit den Kindern, die am Ball beteiligt sind?", fragt er.

Problem des Ausgrenzens

Und auch Anselm Säger, Zunftmeister der Historischen Narrozunft in Villingen, betont, dass er – zumindest persönlich – noch nicht wisse, wie er mit dieser Auflage, die bereits durch die aktuell in Kraft getretene Landesverordnung bekannt war, umgehen soll. "Jemanden ausschließen möchten wir nicht!", sagt er sofort. Der Entscheid zwischen 2G und 3G bei der Saalfasnet sei ein heikles Thema.

Denn die Fairness gegenüber den Mitgliedern und Gästen stünde dabei in Konkurrenz zur Wirtschaftlichkeit: Dürfen nämlich nur Geimpfte und Genese hinein, könnte man zwar ohne Maske feiern, hätte aber bestimmt 20 bis 30 Prozent Narren, "die draußen vor der Tür mit dem Fähnchen winken und nicht hineindürfen", malt sich Säger die Situation aus. "Egal, wie wir es machen werden, werden wir nicht allen und allem gerecht."

3G-Kontrollen unmöglich

Und auch vom geplanten Hygienekonzept, das im Zuge der 3G-Regelung bei der Straßenfasnet greifen soll, zeigt sich Lutz Melzer in Bezug auf die Neckarstadt wenig begeistert. "Wir können Schwenningen nicht einfach absperren", meint er beim Blick auf die Umzüge am Fasnetssamstag und -sonntag. Durch die Lage der Innenstadt mit ihren vielzähligen Eingängen sei es kaum machbar, mit Security-Personal die Besucher zu kontrollieren, schon allein aus finanzieller Sicht.

Klar sei bei den ganzen Vorab-Planungen aber auch, so der Schwenninger Zunftmeister, dass man abwarten müsse, wie sich die Stadtverwaltung beim Thema Fasnet verhält. "Wir müssen uns unbedingt in den nächsten Wochen mit der Verwaltung zusammensetzen."

Für Anselm Säger ist nun wichtig, dass durch die Marschroute, die vorgegeben wurde, so schnell wie möglich Entscheidungen getroffen werden sollten, was und in welcher Form zwischen dem 6. Januar und Aschermittwoch stattfinden kann. "Wir sind alle heiß drauf und wollen, wenn irgendwie möglich, nichts absagen müssen."

Keine konkreten Pläne

Verhaltene Freude herrscht auch bei Jacqueline Brütsch, der Vorsitzenden der St. Georgener Weiher-Hexen. Sollte die Fasnet wirklich stattfinden können, "freuen wir uns mega und sind auf jeden Fall auch mit dabei", sagt sie. Trotzdem hält sich die Zunft mit konkreten Planungen derzeit noch zurück.

Geld und Zeit zu investieren in Pläne, die dann am Ende kurzfristig über den Haufen geschmissen werden müssen – daran haben die Weiher-Hexen kein Interesse. Vor allem, nachdem die Absage aller geplanten Veranstaltungen in diesem Jahr nach viel Arbeit erst sieben Tage vorher kam. "Deswegen sind wir dieses Jahr vorsichtiger."

Ob und wie die Fasnet 2022 stattfinden kann, steht und fällt aus Brütschs Sicht mit den Vorschriften – und damit, ob auch andere Zünfte mitziehen. Denn mit diesen wolle man sich absprechen. "Und dann ist immer noch die Frage, ob die Leute die Regeln und die Veranstaltungen überhaupt annehmen."