Noch bekommen in Althengstett – wie hier im Kindergarten Neuhengstett – alle Kinder einen Betreuungsplatz. Foto: Biermayer

In vielen Nachbarkommunen sind die Kindergartenplätze knapp, weil das Personal fehlt. In Althengstett sieht die Lage um einiges besser aus. Der Bedarf kann gedeckt werden – zumindest momentan. Durch die Neubaugebiete wird auch hier die Nachfrage steigen.

Althengstett - 385 Kinder werden momentan in den Kindertagesstätten der Gesamtgemeinde betreut, erklärte die beim Familienzentrum für diesen Bereich zuständige Franziska Binczik dem Gemeinderat in der Sitzung am Mittwoch. Dem Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz könne in allen Einrichtungen Folge geleistet werden. Allerdings sei in den Einrichtungen nicht mehr viel Luft nach oben.

Stellen immer zeitnah besetzt

70 Mitarbeiter seien aktuell in den Kindertagesstätten beschäftigt. Den Fachkräftemangel, wie ihn viele andere Kommunen derzeit erlebten, spüre man in Althengstett nicht. Alle freien Stellen könnten immer zeitnah besetzt werden. "Ich kann mich nicht beschweren", meinte Binczik. Das Modell des Familienzentrums sei für potenzielle Arbeitskräfte attraktiv. Althengstett habe dadurch einen Standortvorteil.

Auch könne man dem Personal gute Weiterbildungsmöglichkeiten bieten. So habe man durch "Trägerspezifische innovative Projekte" 184 000 Euro bekommen, um die Angestellten in den Bereichen Familienbegleitung, Digitalisierung, Qualitätsmanagement und Mitarbeiterqualifizierung zu schulen. Zudem bilde man selbst Fachkräfte aus und beschäftige zwei FSJler. Außerdem habe man fünf Integrationsfachkräfte, die sich um Kinder mit Behinderungen kümmerten.

Kinder müssen das Miteinander erst wieder erlernen

Die Kindertagesstätten stünden aber auch vor Herausforderungen. Es erhöhe sich der Betreuungsbedarf durch die Auswirkungen der Pandemie. Durch die längeren Schließungen müssten die Kinder das Miteinander erst wieder lernen. Und auch in den Familien habe die Pandemie Spuren hinterlassen und für Probleme gesorgt. Eltern und Kinder hätten dadurch einen erhöhten Gesprächsbedarf, den die Erzieherinnen auffangen müssten. Auch müsse man perspektivisch einen Ausbau der Betreuungsplätze planen. Denn durch die Baugebiete "Brunnenstraße" in Neuhengstett und "Wasenäcker" in Ottenbronn werde der Bedarf ansteigen.

Auffanggruppen für ukrainische Jungen und Mädchen

Neu sei die Herausforderung mit den Kindern aus der Ukraine. Hier gebe es ab Juni Auffanggruppen. Sechs Kinder seien momentan in den Einrichtungen untergebracht. Dazu kämen immer neue Vorgaben des Kommunalverbands für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS), welche im Alltag zu einem erhöhten Verwaltungsaufwand führten.

Bürgermeister Clemens Götz brachte hier das Beispiel mit den Toiletten. Um Kinder unter drei Jahren betreuen zu können, brauche es nach KVJS-Vorgabe nochmals kleinere Toiletten als für die über Dreijährigen. Dafür brauche man aber Geld und Platz, woran es scheitern könne. Und daheim gebe es auch nur ein Klo. Er wünsche sich, dass der KVJS in manchen Belangen pragmatischer denke.

Nicht vor Fachkräftemangel gefeit

"Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", meinte Lothar Kante (SPD). Während andernorts die Angebote eingeschränkt würden, könne man in Althengstett viel bieten. Allerdings müsse man die zukünftige Entwicklung im Blick behalten und gut planen. Auch wenn das Familienzentrum den Standort attraktiv mache, sei die Gemeinde nicht vor dem Fachkräftemangel gefeit. Deshalb sei es gut, dass man selbst ausbilde. Götz erklärte, dass der Fachkräftemangel geringer würde, wenn der Betreuungsschlüssel angepasst werde. Dieser sei in Baden-Württemberg im bundesweiten Vergleich sehr hoch.

"Ich möchte mich für ihre tagtägliche Arbeit bedanken", richtete sich Angelika Holzäpfel (CDU) an Binczik und ihre Kolleginnen. Diese würden mehr als das Normale leisten und müssten stets flexibel agieren. Ob es mittlerweile eigentlich auch männliche Erzieher gebe, wollte sie dann noch von Binczik wissen. Momentan gebe es lediglich einen Erzieher in Ottenbronn. Bei den FSJlern sei der Männeranteil aber höher.