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Am Dienstag war es so weit: Der Abriss geht nun mit großen Schritten voran, doch er ist ein komplexes Unterfangen. Die Bauarbeiter müssen dabei ganz schön ranklotzen, tief im Keller, hoch auf dem Dach.

Es staubt, Trümmer fallen herab, Bauarbeiter versuchen den Staub mit Wasser zu binden: So wie auf jeder Baustelle, doch dieser Baggerbiss ist einmalig, denn er ist der erste von vielen, die auf dem Maute-Areal folgen werden. Bürgermeister Roman Waizen- egger durfte unverhofft ans Steuer des 47-Tonnen-Baggers sitzen und die ersten Brocken aus der Wand herausbrechen. „Da war ich ganz vorsichtig“, scherzt er dazu. Dass der Abriss mit dem ersten Baggerbiss sichtbar wird, ist für Waizenegger ein „wichtiger Schritt“, der sprichwörtlich zeigt, dass es vorangeht.

Derweil gehen die Abrissarbeiten an diesem Gebäude bereits seit sechs Wochen voran. Es waren umfangreiche Vorarbeiten nötig, bis es so weit – man kann schon sagen – „hergerichtet“ war, dass Waizenegger mit dem Abriss starten konnte.

Gebäude entkernen: ein Knochenjob für die Bauarbeiter

Wie Günther Braungart von Berghof erklärt, wurde das Gebäude erst entkernt: ein Knochenjob für die Bauarbeiter. So war die Dachpappe mit Teeröl an der Betonkonstruktion befestigt, und nachdem die Pappe weg war, haben Arbeiter die Fläche von Hand abgefräst. Bei Wind und Wetter in luftiger Höhe. Für die Sicherheit muss schon gesorgt sein: Eine Art Geländer und Gurte schützten vor dem Sturz in die Tiefe.

Ziel Baustoffe sauber trennen

Und warum nicht gleich mit dem Bagger kommen? Damit die Baustoffe sauber getrennt werden. Das Ziel sei, so erklärt es Braungart, die Baustoffe so gut es geht wiederzuverwerten. So muss der Müll wie in einem Haushalt getrennt werden: Passanten können diese wuchtige Form der Mülltrennung gut durch die Zäune beobachten, zumal sich auf dem Gelände Ziegel, Beton, Kunststoffe türmen, schließlich sind alle Gebäude inzwischen entkernt. Alles, was die Baustelle verlässt, wird akribisch untersucht, klassifiziert und weiterverwertet oder auf eine Deponie gebracht, erklärt Braungart.

Isolierung aus Asbest im Keller mühevoll von Hand entfernt

Akribie war auch im Keller nötig. Die Wasserrohre waren mit Asbestmaterial isoliert. Eigens ausgebildete Arbeiter mussten es von Hand Zentimeter für Zentimeter entfernen. Jedes noch so kleine Löchlein in der Decke hatten sie zuvor mit Bauschaum versiegelt. Dies sorgt für Unterdruck im Keller und dafür, dass die giftigen Fasern nicht aus dem Gebäude heraus schwirren.

Nur durch eine Schleuse geht es ins Freie

Wer unter diesen Bedingungen im Keller und bei künstlichem Licht arbeitet, muss schon von einem besonderen Schlag sein. Die Arbeiter mussten beim Verlassen des Kellers durch eine Schleuse: In der ersten Stufe reinigen sie sich, dann ziehen sie sich aus, darauf folgt die Zwangsdusche, danach ziehen sie sich wieder an. Und all das mit Atemschutzmasken. Auch das: ein Knochenjob, wie der Polier beim Rundgang berichtet. Deshalb waren die Arbeiter jeweils zwei Stunden im Keller, hatten eine halbe Stunde Pause, bevor es wieder hinabging. Dies gibt einen kleinen Eindruck vom Aufwand, der für den Abriss betrieben wird.

Im Frühjahr 2024 ist der Abriss abgeschlossen

Wie geht es weiter? Das Kessel- und Maschinenhaus wird eines der nächsten Gebäude sein, die fallen. Damit soll schon in den Wochen nach Ostern begonnen werden. Insbesondere die Anwohner wird die Baustelle noch eine Weile begleiten. Im Frühjahr 2024 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Grund dafür ist der Artenschutz. Beim Vor-Ort-Termin hörte man einen Teilnehmer raunen: „Wenn wir so weitermachen können, im Herbst wären wir fertig.“

Der Vor-Ort-Termin

Viele Akteure
Dass der Abriss beginnt, war die perfekte Gelegenheit, das vom Maute-Areal zu sehen, was noch dort steht. Mit dabei waren die Vertreter der Firmen Berghof Umweltengineering (Tübingen), die die Arbeiten plant, Bantle Entsorgung und Rückbau (Bösingen) und Pegasus (Hechingen), die für die Arbeitssicherheit zuständig sind. Darüber hinaus vor Ort waren Vertreter vom Landratsamt, die die Entsorgung überwachen, und von der Gemeinde, unter anderem Bürgermeister Roman Waizenegger und die Stadtentwicklungsgesellschaft. Für den Gemeinderat war Gisela Birr dabei.