In der Defensive haben sich die Schwenninger verbessert. Verteidiger Benedikt Brückner räumt in dieser Szene vor Torhüter Dustin Strahlmeier ab. Foto: Sigwart

Eishockey: DEL-Schlusslicht Schwenningen plant weiter mit Coach Paul Thompson.

Die Erkenntnis des Wochenendes: Paul Thompson wird auch am Freitag in Köln und am Sonntag gegen Mannheim an der Bande der Wild Wings stehen. Eine weitere Erkenntnis: Schwenningen ist noch immer Tabellenletzter in der DEL.

Paul Thompson warf nach der 2:3-Niederlage nach Penaltyschießen gegen Düsseldorf nach dem Spiel immer wieder einen Blick auf die ausgedruckten Statistiken in seiner Hand. Gut möglich, dass er sich dadurch in seiner Meinung bestätigt fühlte. Seine Mannschaft hat am Sonntag ein ordentliches Spiel gemacht. 33:26 Torschüsse, eines von drei Powerplays genutzt oder gegen das beste Überzahlteam der Liga drei von vier Unterzahlsituationen überstanden: Schwenningen hatte gegen die DEG in einigen Bereichen die Nase vorn. Bei den Toren stand jedoch nach gleich acht vergebenen Penaltys ein 2:3 auf dem Zettel des Briten.

"Character" war dann das englische Wort, das Thompson nach der Partie am häufigsten über die Lippen ging. Der Wille, die Art und Weise des Auftritts der Mannschaft, die Einstellung seiner Schützlinge – damit war der Coach zufrieden: "Wir haben heute nie aufgegeben, bis zum Ende Druck gemacht. Ich bin nicht zufrieden mit dem Ergebnis, aber auf jeden Fall mit unserer Leistung." Doch die Steigerung der Mannschaft gegen Düsseldorf – und auch am Freitag in Bremerhaven – ändert nichts an der Tabellensituation. Die Wild Wings bilden nach zehn absolvierten Spielen weiter das Schlusslicht. Dennoch sitzt Paul Thompson (noch) fest im Sattel. Sportmanager Jürgen Rumrich und Geschäftsführer Christoph Sandner stärkten Coach und Mannschaft noch am Abend demonstrativ den Rücken. Das Trainerteam mache einen guten Job, es werde derzeit nicht über personelle Maßnahmen nachgedacht – weder auf dem Trainerstuhl noch in Sachen neuer Spieler. Auch von Seiten der Sponsoren würden keine personellen Konsequenzen gefordert.

Dennoch ist allen Beteiligten die Lage bewusst. "Wir müssen wieder gewinnen. Ganz klar", nahm Thompson sich selbst und sein Team in die Pflicht. Er ergänzte kämpferisch: "Wenn wir weiter so hart an uns arbeiten und solche Leistungen abrufen, dann werden auch die Ergebnisse wieder passen." Druck verspürt der 54-Jährige nicht: "Den Druck machen ich und mein Team uns selbst, weil wir Spiele gewinnen wollen. Alles andere kann ich nicht kontrollieren", weiß der Brite aber auch, dass er und die Wild Wings liefern müssen.

So sieht es auch Stürmer Andreas Thuresson, der gegen Düsseldorf seinen dritten Saisontreffer markierte. "Wir haben uns gesteigert, müssen aber mehr Tore erzielen", ist der Schwede zwar froh, dass die Schwenninger in der Defensive nun deutlich stabiler stehen. Doch drei Tore sind an einem Wochenende einfach zu wenig. "Wichtig war aber, dass wir uns viele Chancen herausgespielt haben", betont Rumrich.

Die nächste Abrechnung mit Paul Thompson könnte schon am Freitag nach dem Spiel gegen die Haie fällig sein. Mal sehen, was dann auf seinem Zettel steht.

Kommentar

Punkte zählen

von Gunter Wiedemann

Rückblick: Schwenningen hat vor einem Jahr nach zehn Spieltagen magere drei Pünktchen auf dem Konto. Von Coach Pat Cortina kommen längst vor allem Durchhalteparolen. Ende Oktober muss der Ex-Bundestrainer gehen. Die Gegenwart: Paul Thompson gibt sich kämpferisch, glaubt an sich, den Kader und die baldige Wende nach acht Zählern aus zehn Partien.

Wichtiger – nicht nur das letzte Drittel gegen Düsseldorf zeigte, dass auch die Profis für den Trainer spielen. Die zuvor offensichtlichen Fehler in der Defensive wurden minimiert, zahlreiche Chancen herausgespielt. Deshalb ist die Rückendeckung durch die Verantwortlichen verständlich, wenn auch in diesem Geschäft eben nur eine Momentaufnahme. Auch Thompson weiß, dass nun nur noch Punkte zählen. Sonst erlebt der Brite den Brexit doch von der heimischen Insel aus.