Bei Bauarbeiten stürzte eine Betonwand um und beschädigte den Stutzen eines Tanks. Foto: Steffi Stocker

Seit Stunden gibt es ein Leck in einem 120.000-Liter-Gas-Tank auf dem Wimberg. Eine Betonwand war bei Arbeiten am Dehoga-Campus darauf gekippt. Auch am Abend ist die Gefahr noch nicht gebannt. Selbst zwei Fachfirmen für Tanks trauen sich nicht heran.

Die Zeiger stehen auf kurz vor 13 Uhr, als am Freitagmittag die Klänge der Sirenen in Calw immer häufiger zu hören sind. Ein Fahrzeug nach dem anderen bahnt sich seinen Weg Richtung Wimberg, wie sich kurz darauf herausstellen wird. Der Grund: ein Gas-Alarm.

Bei Bauarbeiten am Dehoga-Campus beim Berufsschulzentrum war zuvor an zwei großen, eigentlich stillgelegten Gas-Tanks des Landkreises gearbeitet worden. Die Betonwände daneben sollten weichen, die Tanks danach zugeschüttet werden, erklärt Ricarda Becker, Leiterin des Campus im Gespräch vor Ort. Dann kommt alles anders.

Gefährlicher Geruch in der Luft

Eine Betonwand kippt auf einen der beiden Tanks, die jeweils 120 000 Liter fassen können, reißt einen Gas-Stutzen ab – und plötzlich liegt ein gefährlicher Geruch in der Luft. Aus dem Tank, der eigentlich leer sein sollte, strömt Gas.

Etliche Einsatzkräfte rücken aus; unter anderem 45 Feuerwehrleute mit zwölf Fahrzeugen und 21 Kräfte des Rettungsdienstes mit sieben Fahrzeugen, berichtet Stefanie Stocker, Sprecherin des Kreisfeuerwehrverbandes, im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch die Polizei ist mit mehreren Fahrzeugen vor Ort.

500 Meter Sicherheitsradius

Das Berufschulzentrum, die nahe liegende Flüchtlingsunterkunft, der Dehoga-Campus und das Gebäude der ForstBW werden aus Sicherheitsgründen geräumt. Verletzte gibt es keine.

Der Sicherheitsradius, erst auf rund 150 Meter um die Tanks begrenzt, wird auf 500 Meter erweitert, als klar wird, mit welchen Druck das Gas ausströmt, erzählt Campus-Leiterin Becker.

Zwei Feuerwehrleute, so erklärt Stocker, versuchen das Loch im Tank mit Holzstücken zu verkleinern, um den Gasaustritt zu verlangsamen. Sie tragen Atemschutz und Hitzeanzüge, direkt hinter ihnen steht ein Fahrzeug mit Pulverlöschmittel bereit, dahinter zudem ein Tanklöschfahrzeug.

Alle beobachten angespannt die Situation, um bei der kleinsten Flamme sofort regierten zu können. Funkgeräte sind hier verboten; schon der kleinste Funke könnte eine Katastrophe auslösen. Das Gas strömt indes weiter.

Weitere Untersuchungen laufen an. Pläne aus dem Landratsamt treffen ein, um zu prüfen, ob es unterirdische Leitungen oder Tunnel gibt, durch die sich das Gas auf die Gebäude der Schule ausbreiten könnte.

Fachfirmen ist es zu brisant

Das scheint nicht der Fall zu sein – trotzdem rückt der Gas-Notdienst von Netze BW in die Keller der Gebäude aus, um sicherzugehen. Es stellt sich heraus: Die Leitungen sind zurückgebaut, es gibt tatsächlich keine Verbindung mehr.

Ein großer Lüfter, ähnlich einem großen Ventilator wird beim Tank aufgestellt, damit das Gas sich nicht im Hof sammeln kann, sondern verteilt wird.

Die Frage bleibt: Was wird aus dem Tank und dem darin verbliebenen Gas?

Das versucht Calws Stadtbrandmeister Marcus Frank auch am Abend noch zu regeln. Er kontaktiert zwei Fachfirmen, die sich mit der Reinigung und dem Rückbau von Tanks beschäftigen. Beide lehnen ab – weil die Lage zu gefährlich sei.

Es bleibt unklar, wie lange der Einsatz noch dauert. Oder welche Lösung sich abzeichnet. Schließlich steht Frank noch mit dem Flüssiggas-Notdienst in Frankfurt in Kontakt, sendet Fotos zur Auswertung.

Bis Redaktionsschluss liegt von dort jedoch noch keine Rückmeldung vor.