Vergangene Woche in Deißlingen, nun meldet auch ein Kindergarten in Dauchingen einen Fall: Die Krankheit Scharlach ist derzeit in Einrichtungen der Region auf dem Vormarsch. Alles rund um Symptome, Behandlung und die Anzahl der Krankheitsfälle haben wir nachfolgend zusammengefasst.
Neben Erkältungen und Grippeinfektionen machen in einzelnen Gemeinschaftseinrichtungen auch Krankheiten wie Scharlach die Runde.
Scharlach ist eine Krankheit, die hochansteckend ist. Besonders Kinder im Kindergarten- und Schulalter sind gefährdet – in dieser Altersgruppe zählt Scharlach zu einer der häufigsten bakteriellen Infektionskrankheiten.
Die Bakterien, sogenannte A-Streptokokken, kommen weltweit vor und verursachen meist eine Halsentzündung und Hautausschlag. Die Bakterien können Giftstoffe, sogenannte Toxine, bilden. Hat ein Patient die Erkrankung überstanden, ist er in Zukunft vor dem jeweiligen Giftstoff des Erregers geschützt. Da die Bakterien aber unterschiedliche Giftstoffe bilden, ist es möglich, mehrfach an Scharlach zu erkranken, heißt es auf der Internetseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum Thema Infektionsschutz.
Hohe Ansteckungsgefahr bei Scharlach
Übertragen werden die Scharlach-Erreger durch Sprechen, Husten oder Niesen – so gelangen sie über den Speichel in die Luft und setzen sich beim Einatmen an der Schleimhaut von Kontaktpersonen fest.
Gerade in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas und Schulen tritt die Krankheit häufig auf. Kinder, die an Scharlach erkrankt sind, dürfen die Schule oder den Kindergarten vorübergehend nicht besuchen. Die Eltern müssen die Einrichtung über die Erkrankung ihres Kindes informieren.
Zwar besteht bei Scharlach keine „krankheits- oder erregerspezifische Meldepflicht gemäß Infektionsschutzgesetz. An Scharlach erkrankte Personen, die in einer Gemeinschaftseinrichtung für Kinder und Jugendliche entweder betreut werden oder dort tätig sind, sind allerdings verpflichtet, der Einrichtungsleitung die Erkrankung mitzuteilen“, teilt Valerie Nußbaum, Pressesprecherin des Landratsamt Calw, auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Das Gesundheitsamt erfahre also in der Regel nur von Scharlach-Fällen, wenn es Meldungen aus Kitas und Schulen gibt.
Zur Anzahl der Kinder, die derzeit im Kreis Calw an Scharlach erkrankt sind, macht Nußbaum keine Angabe. Dennoch heißt es: „2024 sind dem Gesundheitsamt bislang von den Gemeinschaftseinrichtungen mehr Fälle als im 1. Quartal 2023 mitgeteilt worden.“ Dies lasse aber weder einen Vergleich noch Schlussfolgerungen zu.
Auf Nachfrage bei den Gesundheitsämtern in Freudenstadt und Rottweil ergibt sich folgender Stand: Im Kreis Freudenstadt gab es in der letzten Woche vier gemeldete Scharlach-Fälle. Allein seit Anfang Januar sind beim Gesundheitsamt 39 Fälle gemeldet worden, teilt Sabine Matt, Pressesprecherin des Landratsamtes Freudenstadt, mit. Dies seien mehr als üblich.
Im Kreis Rottweil sind in den letzten drei Wochen 27 Scharlach-Fälle beim Gesundheitsamt eingegangen. Seit Anfang des Jahres insgesamt 59 Krankheitsfälle. Dennoch seien es im vergangenen Jahr im gleichen Zeitraum fast doppelt so viele Fälle gewesen, heißt es von Seiten des Landratsamtes Rottweil.
Dem Gesundheitsamt im Zollernalbkreis liegen nur sporadische Benachrichtigungen einzelner Gemeinschaftseinrichtungen über Scharlachinfektionen vor, die allerdings keine präzisen Rückschlüsse auf die Häufigkeit von Scharlachinfektionen in der Bevölkerung des Landkreises zulassen, sagt Marisa Hahn, Pressesprecherin des Landratsamts Zollernalbkreis.
Auch für den Schwarzwald-Baar-Kreis können auf Nachfrage keine Angaben zu der Anzahl der Scharlach-Fälle gemacht werden. In der Kinderklinik des Schwarzwald-Baar-Klinikums sind aktuell keine Scharlach-Fälle zu verzeichnen.
An welchen Symptomen leiden Erkrankte?
Wer sich angesteckt hat, hat anfangs meist mit Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Schüttelfrost und rasch ansteigendem Fieber zu kämpfen. Auch Bauchschmerzen und Erbrechen sind möglich. Typische Symptome für Scharlach sind ein roter Gaumen und Rachen, die Mandeln sind entzündet. Auch die Lymphknoten am Hals schwellen stark an.
Nach wenigen Tagen kommt ein nicht juckender Hautausschlag hinzu, der sich über Achseln, den Brustkorb und die Leisten auf den ganzen Körper ausbreiten kann. Handinnenflächen und Fußsohlen sind davon nicht betroffen. Die Wangen der Erkrankten sind bei Scharlach stark gerötet, aber um den Mund herum ist die Haut blass.
Nach sechs bis neun Tagen geht der Ausschlag wieder weg. Einige Tage danach schält sich die Haut, vor allem an den Handinnenflächen und Fußsohlen. Charakteristisch für die Krankheit ist die sogenannte „Himbeerzunge“: Zuerst ist die Zunge weiß belegt, nach einigen Tagen rötet sie sich himbeerfarben.
Wie wird Scharlach behandelt?
In der Regel wird Scharlach mit Antibiotika behandelt. Dann sind Erkrankte bereits 24 Stunden nach der ersten Einnahme nicht mehr ansteckend. Nehmen Patienten keine Antibiotika, kann Scharlach bis zu drei Wochen ansteckend bleiben.
Hat man sich doch angesteckt, sollte man seine Symptome bei einem Arzt abklären lassen. Für die Dauer der Ansteckungszeit wird Bettruhe und möglichst kein Kontakt mit seinen Mitmenschen empfohlen. Neben dem Tipp, viel Wasser oder Kräutertees zu trinken, können warme Getränke und weiche Nahrung, wie zum Beispiel Brei und Suppe, die Schluckbeschwerden erträglicher machen.