Die Mehrheit der Bürger sorgt sich vor Stromausfällen. Doch nicht alle haben vorgesorgt, wie eine Umfrage zeigt. Foto: Aveledo

Das Stromnetz galt bislang als stabil. Doch mittlerweile sind kritische Situationen in der Energieversorgung nicht mehr ausgeschlossen. Zahlreiche Deutsche sorgen sich.

Nicht erst durch den Ukraine-Krieg oder durch Cyberangriffe steigt die Gefahr eines Stromausfalls. "Auch wenn die Versorgungssicherheit sehr hoch ist, können lokal und zeitlich begrenzte Stromausfälle oder gezielte Abschaltungen, um das Netz zu stabilisieren, nicht gänzlich ausgeschlossen werden", teilt ein Sprecher des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) unserer Redaktion mit.

Bürgern, Unternehmen und auch Behörden werde unabhängig von der aktuellen Lage empfohlen, "sich im Rahmen der Eigenvorsorge Gedanken über die Folgen eines Stromausfalls und mögliche Vorkehrungen zu machen – wie zum Beispiel einen Lebensmittelvorrat oder eine Notstromversorgung".

So häufig gab es bislang in Deutschland Stromausfälle

Zahlen der Bundesnetzagentur belegen: Fast elf Minuten lang bleibt der Strom bei einem Ausfall im Schnitt weg. Etwas kryptisch schreibt die Bundesnetzagentur: Die durchschnittliche Unterbrechungsdauer je angeschlossenem Letztverbraucher lag 2020 bei 10,73 Minuten. In Baden-Württemberg waren es im Schnitt 12,26 Minuten.

Doch es sind auch längere Stromausfälle möglich: Durch einen plötzlichen Wintereinbruch Ende 2005 fiel der Strom im Münsterland tagelang aus. Im schneereichen Winter 1978/79 waren laut BBK ganze Regionen von der Stromversorgung abgeschnitten. Für 2020 haben 860 Netzbetreiber der Bundesnetzagentur rund 162 000 Versorgungsunterbrechungen übermittelt – ein Plus von 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Ursachen für Stromausfälle

Naturkatastrophen und Extremwetter, technisches und menschliches Versagen oder Netzüberlastung, selbst Pandemien mit extrem hohem Krankenstand können Ursachen für Stromausfälle sein. Ebenfalls denkbar: vorsätzliche Handlungen – Sabotagen oder terroristische Anschläge etwa.

So läuft die Versorgung im Fall eines Stromausfalls

Für öffentliche Einrichtungen – dazu zählen Krankenhäuser, Polizei oder Feuerwehr – existieren Notfallpläne und Versorgungssysteme, damit sie im Fall eines Blackouts weiter im Einsatz bleiben können. Zumindest eine Zeit lang. Sie zählen zur sogenannten kritischen Infrastruktur (KRITIS). Fallen sie aus oder werden beeinträchtigt, drohen laut BBK Versorgungsengpässe, Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen.

Für private Haushalte existieren dagegen keine ausgearbeiteten Notfallpläne. Zwar gibt das BBK Tipps, was im Fall eines Stromausfalls zu tun ist, auch Hinweise zur Vorbereitung. Es betont jedoch, dass wohl "ein Großteil der Bevölkerung im Ernstfall nicht in der Lage ist, sich selbst über mehrere Tage hinweg ohne ein funktionierendes Stromnetz zu versorgen".

Prognosen für diesen Winter

Mit verlängerten Laufzeiten zweier Atomkraftwerke will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Stromversorgung sicherstellen. Die Kraftwerke Neckarwestheim in Baden-Württemberg und Isar 2 in Bayern könnten im Winter 2022/23 einen zusätzlichen Beitrag im Stromnetz in Süddeutschland leisten, sagte Habeck zuletzt. Ein zweiter Netzstresstest komme zu dem Ergebnis, "dass stundenweise krisenhafte Situationen im Stromsystem im Winter 22/23 zwar sehr unwahrscheinlich sind, aktuell aber nicht vollständig ausgeschlossen werden können", hieß es in einer Mitteilung des Bundeswirtschaftsministeriums.

Die Deutschen sorgen sich wegen Stromausfällen

Die Mehrheit der Bürger sorgt sich einer Umfrage zufolge vor Stromausfällen. 53 Prozent beschreiben ihre Sorge als "sehr groß" oder "eher groß", wie eine Civey-Befragung zeigt. 35 Prozent machen sich nur "sehr kleine" oder "eher kleine" Sorgen. 28 Prozent haben für den Fall eines Stromausfalls mit Notvorrat oder Ähnlichem vorgesorgt, 69 Prozent nicht.

So wird Strom erzeugt

2020 wurden laut Statistischem Bundesamt in Deutschland rund 500 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt und ins Netz eingespeist. 47 Prozent davon war Strom aus erneuerbaren Energien, ein neuer Höchststand. Deutschland bezieht auch aus dem Ausland erzeugten Strom. Insgesamt wird laut Statistikamt mehr Strom exportiert als importiert.

2022 wurde bislang vor allem Strom aus Kohlekraftwerken eingespeist. Bei gut 31,4 Prozent liegt der Anteil des im ersten Halbjahr in Deutschland erzeugten und ins Stromnetz eingespeisten Stroms. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen stieg auf einen Anteil von 48,5 Prozent.