Das DRK im Kreis Calw sucht intensiv nach Lebensrettern. Foto: Martin Schutt/dpa

Jedes Jahr erleiden 140 Menschen im Kreis Calw einen plötzlichen Herzstillstand. Die Überlebensrate liegt bei zehn Prozent. Um diese Rate deutlich zu steigern und mehr Menschen zu retten, hat das Deutsche Rote Kreuz im Kreis Calw die Initiative "Region der Lebensretter" gestartet.

Kreis Calw - Die Zahlen sind beeindruckend: Wird ein Mensch in den ersten vier Minuten nach dem Herzstillstand wiederbelebt, dann steigen die Überlebenschancen von zehn auf 50 Prozent. Damit die Chancen steigen, dass ein Mensch eine solche Situation übersteht, investiert das DRK schon jetzt Einiges: Zum einen natürlich durch die regelmäßig angebotenen Erste Hilfe-Kurse und zum anderen durch das Angebot der Telefonreanimation. Bei der werden die Personen, die einen solchen Notfall melden, per Telefon angeleitet, was bei der Reanimation zu tun ist, bis der Rettungsdienst eintrifft. 2020 gab es nach Informationen der Integrierten Leitstelle 197 Reanimationen, davon liefen 142 über das Telefon. 2021 gab es 296 Reanimationen 214 davon über das Telefon.

Die Chance, 56 Leben zusätzlich zu retten

Doch das ist dem Team des DRK im Kreis Calw nicht genug: "Wenn es uns gelingt, das therapiefreie Intervall in solchen Fällen zu verkürzen, ergibt sich im Kreis Calw – rein rechnerisch – die Chance, 56 Leben zusätzlich zu retten", sagt DRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Seeger.

Ein Weg dahin: Wenn es den Rettern gelingt, mehr Menschen dazu zu animieren, regelmäßig Erste-Hilfe-Schulungen zu besuchen. Schon dadurch dürfte sich die Zahl der potenziellen Lebensretter schon einmal steigern. Dazu kommt noch die Einrichtung der "Helfer vor Ort". Doch das ist dem DRK immer noch nicht genug. Und deshalb hat man die Aktion "Region der Lebensretter" im Kreis Calw gestartet.

Akquise von qualifizierten Ersthelfern

Kernpunkt dieser Aktion ist zunächst einmal die Akquise von qualifizierten Ersthelfern, die sich registrieren lassen – ob nun in Kliniken, Arztpraxen, Rettungsdienst, Pflegeeinrichtungen oder auch der Feuerwehr. Diese registrierten Ersthelfer bekommen dann eine Retter-App für ihr Smartphone. Diese App soll es ermöglichen, bei einem Notruf bis zu vier Ersthelfer zu verständigen, die dem Ort des Notrufs am nächsten sind und daher am schnellsten helfen können. Parallel dazu wird natürlich der Rettungsdienst verständigt.

"Passt perfekt in unseren Landkreis"

Ergänzt wird das Ganze von der so genannten Defi-App, die den registrierten Helfern anzeigt, wo er oder sie den nächsten Defibrillator findet – inklusive Koordinaten und dazugehörigen Bildern. Das Problem dabei: Das DRK weiß aktuell nicht alle Standorte von Defibrillatoren. "Deswegen müssen wir in Zusammenarbeit mit den Kommunen die Verfügbarkeit dieser Geräte überprüfen und eventuelle Lücken schließen", sagt Seeger.

Als Kosten für das Projekt nennt das DRK für das Einführungsjahr insgesamt mehr als 62 000 Euro. Die sollen durch einen Zuschuss des Landkreises und größere Einzelspenden finanziert werden. In den Folgejahren rechnet man mit Kosten von 38 000 Euro. Für den Landkreis war es keine Frage, das Projekt zu unterstützen. "Dieses Projekt ist uneingeschränkt positiv", sagt Andreas Knörle, Infrastruktur-Dezernent im Landratsamt. "Wenn es nur ein Leben rettet, dann hat es sich schon gelohnt. Dazu ist es rein durch das Ehrenamt getragen und passt deshalb perfekt in unseren Landkreis."

Information:

 Das DRK freut sich über Spenden auf sein Konto unter Angabe des Hinweises "Herzsicherer Landkreis Calw". Da diese Initiative weder vom Land noch von den Krankenkassen finanziell unterstützt wird, ist das DRK dankbar für jegliche Unterstützung bei der Finanzierung. Die zweckbezogene Spende mit dem Stichwort "Herzsicherer Landkreis" wird verwendet für die Anschaffung und Pflege der Alarmierungssoftware, die Akquisition geeigneter Helfer, das Schließen von Defi-Standortlücken durch den Aufbau neuer Defibrillatoren, die Durchführung kostenfreier Schulungen für die Ersthelfer wie auch für die gesamte Bevölkerung. Nähere Informationen unter https://www.drk-kv-calw.de/angebote/engagement/region-der-lebensretter.html

 Weitere Informationen zum Ausbau der AED-Standorte im Kreis Calw finden sich auf der Website: https://www.drk-kv-calw.de/angebote/bevoelkerungsschutz-und-rettung/aed-standorte.html

 Die Seite "Region der Lebensretter" kann ab Samstag, 15. Oktober, unter folgender URL auf der Website des DRK Kreis Calw aufgerufen werden: https://www.drk-kv-calw.de/angebote/engagement/region-der-lebensretter.html