Das Landgericht Konstanz hat die Haftstrafen für eine Autoschieber-Bande reduziert. Foto: Seeger

Gericht senkt Strafmaß für Angeklagte jeweils um ein Jahr. Urteil in zwei Fällen bereits rechtskräftig.

Donauschingen/Konstanz - Im Januar 2017 verurteilte das Landgericht Konstanz drei Männer und zwei Frauen aus Donaueschingen, Villingen-Schwenningen und Polen wegen gewerbsmäßiger Bandenhehlerei in 15 Fällen zu Haftstrafen bis zu siebeneinhalb Jahren. Die Angeklagten hatten neuwertige Autos mit gefälschten oder manipulierten Unterlagen oder Fahrzeugdaten an nichtsahnende Käufer veräußert. Nach Revisionsanträgen von vier Bandenmitgliedern musste das Verfahren wegen der verhängten Strafen jetzt noch einmal vor einer anderen Strafkammer am Landgericht Konstanz verhandelt werden. Allen Angeklagten ist jetzt rund ein Jahr Haft erspart worden. Rechtskräftig ist das neue Urteil aber bislang nur in zwei Fällen.

Bande war bestens organisiert

Das deutsch-polnische Quintett war in einen Autoschieberring eingebunden, dessen Mitglieder bislang unbekannt sind. Das Vorgehen war äußerst gut durchdacht und bestens organisiert: Durch meist in Spanien angeheuerte Diebe wurden dort aus so genannten "Spenderfahrzeugen" entweder die Original-Fahrzeugpapiere gestohlen oder die Fahrzeugspezifika ausgespäht, mit denen dann ebenfalls täuschend echt aussehende Fahrzeugpapiere hergestellt wurden. Danach ließ man zu diesen Papieren passende, typgleiche Fahrzeuge stehlen, deren am Chassis angebrachte Markierungen entfernt oder abgeändert wurden.

Auch die Fahrzeugelektronik wurde entsprechend manipuliert und neue Schlüssel wurden angefertigt. Zum Teil wurden diese Arbeiten bereits in Spanien vorgenommen, die meisten Arbeiten an den Fahrzeugen wurden aber in Polen und im Raum Donaueschingen vorgenommen. Die Fahrzeugpapiere sowie die elektronischen Bauteile wie Schlüssel und Steuergeräte wurden in einer Fälscherwerkstatt in Polen hergestellt. Man spezialisierte sich dabei auf japanische Hersteller, weil japanische Werkstätten nicht mit europäischen vernetzt sind und Manipulationen dadurch nicht so leicht auffallen.

Die Autodiebstähle organisierte ein Ehepaar aus Polen im Alter von 51 und 26 Jahren. Die Frau steuerte auch die Herstellung der gefälschten Dokumente und die Finanztransfers der Bande. Sie war im ersten Prozess zu sechs Jahren Haft verurteilt worden, jetzt verhängte das Gericht fünf Jahre. Ihr Ehemann, der zu sieben Jahren verurteilt worden war, erhielt jetzt sechs Jahre Haft.

Der Profit wird eingezogen

Für die Umschreibung auf deutsche Fahrzeugpapiere und vor allem für den Verkauf der Autos war ein 67-Jähriger aus Donaueschingen zuständig. Mit siebeneinhalb Jahren hatte er die höchste Strafe kassiert. Jetzt reduzierte das Gericht die Haft auf sechseinhalb Jahre.

Die Überführung der Autos übernahm ein 27-Jähriger, ebenfalls aus Donaueschingen. Gemeinsam mit seiner 24-jährigen Freundin war er an der Umschreibung und Zulassung der Doubletten-Fahrzeuge beteiligt. Der 27-Jährige, dem auch mehrere Rauschgiftdelikte vorgeworfen wurden, war zu viereinhalb Jahren verurteilt worden. Jetzt verhängte das Gericht drei Jahre und zehn Monate. Für den 67-jährigen Mann aus Donaueschingen, der den Verkauf der gestohlenen Autos organisiert hat, errechnete man einen kriminellen Profit von 183.500 Euro. Die Summe wird eingezogen.