Das Landgericht Konstanz hat früher als erwartet das Urteil im Autoschieber-Prozess gesprochen. Foto: Seeger

Geständige Hehler sorgen für schnelles Gerichtsurteil. 65-jähriger Angeklagter kassiert Sozialleistungen.

Konstanz/ Donaueschingen - Das Landgericht Konstanz hat vier Mitglieder einer Autoschieberbande zu Haftstrafen zwischen siebeneinhalb und viereinhalb Jahren verurteilt. Angeklagt waren ein Ehepaar aus Polen im Alter von 50 und 25 Jahren sowie ein 65-Jähriger und ein 26-Jähriger aus Donaueschingen. Letzterer wurde zusätzlich auch wegen mehrerer Drogendelikte verurteilt.

Seine wegen Beihilfe zum Drogenhandel und zum schweren Bandendiebstahl mitangeklagte 22-jährige Freundin aus Villingen-Schwenningen kam mit einer Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren davon.

Anhand im Ausland gestohlener Dokumente oder ausgespähter Fahrzeugdaten fertigten Spezialisten des Autoschieberrings, dem die Angeklagten angehörten, aus typgleichen, gestohlenen Fahrzeugen sogenannte Doublettenfahrzeuge. Mit neuen Fahrgestellnummern, neuen Schlüsseln und manipulierter Elektronik galten sie selbst für Fachleute als legale Ware. Erst nachdem Sachverständige eingeschaltet wurden, flog der Schwindel auf. Das komplizierte und gut ausgearbeitete Beschaffungs- und Abnahmekonzept, in das die Angeklagten involviert waren, funktionierte seit Ende 2011. Es ist davon auszugehen, dass die jetzt verhandelten 15 Fälle nur die Spitze des Eisbergs darstellen. Allein dafür ist ein Schaden von rund 400.000 Euro anzunehmen.

Die Arbeitsteilung der Bande war perfekt. Das Ehepaar war unter anderem zuständig für die Auswahl geeigneter Fahrzeuge, wobei die Frau bei Bedarf aus den ergaunerten Daten neue Papiere erstellte. Außerdem war sie für die Finanztransfers zwischen den Bandenmitgliedern verantwortlich. Die Umarbeitung der gestohlenen Fahrzeuge in Doubletten wurde durch Spezialisten zum Teil bereits in Spanien, meist jedoch in Polen oder Donaueschingen vorgenommen. Dafür stellten der 26-Jährige und seine 22-jährige Freundin ihre Garage zur Verfügung. Insbesondere der 26-Jährige war auch noch anderweitig für die Bande tätig. Die größte Schuld und Skrupellosigkeit und die geringste Reue habe der 65-jährige Angeklagte (siebeneinhalb Jahre Haft) gezeigt, stellte der Staatsanwalt fest. In der Bande organisierte er vor allem den Verkauf der gestohlenen und manipulierten Fahrzeuge. Dabei habe er sogar Freunde in seine kriminellen Machenschaften hineingezogen, hieß es. Der Mann, der reichlich von den Autoschiebereien profitierte, lebte jahrelang von Sozialleistungen und fuhr gleichzeitig einen wertvollen Jaguar. Vor Gericht beschwerte er sich über unzumutbare Haftbedingungen und fiel seinem Verteidiger in den Rücken.

Der 26-Jährige (viereinhalb Jahre Haft) leistete sowohl bezüglich der Autoschiebereien als auch seines Drogenhandels umfangreiche Aufklärungshilfe. Bei der 25-jährigen Angeklagten (sechs Jahre Haft) flossen gestern bereits vor den Plädoyers die Tränen in Strömen, während ihr 50-jähriger Ehemann (sieben Jahre Haft) recht gefasst wirkte. Das Ehepaar, Eltern eines kleinen Sohnes, und die beiden Männer sitzen bereits seit fast einem Jahr in Untersuchungshaft.

Letztlich hatten alle Angeklagten die Taten eingeräumt.