Ochsen-Wirt Andreas Hensch hat sich in eine Situation gebracht, die er jetzt in den sozialen Netzwerken ausbaden muss. Ohne sich vorab zu informieren, hätte er sich fast eine politisch brisante Veranstaltung ins Haus geholt. Foto: Wursthorn

Andreas Hensch will künftig vorsichtiger sein. Gastronom steht am Online-Pranger. 

Donaueschingen - Den vergangenen Sonntag hatte sich Ochsen-Wirt Andreas Hensch anders vorstellt. Das Restaurant an der Käferstraße wurde aufgesucht, aber von der falschen Klientel.

Mitglieder der Antifa protestieren vor dem Lokal: gegen einen Anlass, der strenggenommen gar nicht mehr gegeben war, wegen eines Fehlers des Gastronomen aber weiter schwelte.

Hensch hat nicht aufgepasst, das bedauert er im Nachhinein. Er hat den Jungen Alternative (JA), der Nachwuchsorganisation der Alternative für Deutschland (AfD) einen Veranstaltungsraum zugesagt und dabei nicht wahrgenommen, wen sich die JA als Gastredner einladen wollte.

Andreas Kalbitz, lange rechtsextremer Flügelmann der AfD und Fraktionssprecher der Landtagsfraktion in Brandenburg, zwischenzeitlich aus der Partei geworfen, hätte bei der Veranstaltung am 16. August über die Arbeit im Landtag und im Bundesvorstand berichten sollen. Dazu kam es nicht.

Kein ausgeprägtes Interesse an der Politik

Sein Interesse an Politik sei nicht ausgeprägt, sagt der 33-Jährige, der mit Frau und Tochter in Donaueschingen lebt. Er räumt ein, dass er der AfD schon mehrmals Tagungen im "Ochsen" ermöglicht habe. In der "Jause", dem Veranstaltungssaal, seien jeweils mehrere Dutzend Teilnehmer gesessen. Ruhige Tagungen, höfliche Leute. Warum auch nicht? Die Partei sei ja keineswegs verboten und als Geschäftsmann müsse ihm möglich sein, Geld zu verdienen, ob er den politischen Hintergrund seiner Gäste nun gut heißt.

Mit dem fremdenfeindlichen Habitus der AfD könne er schon via Biografie nichts anfangen. Sechs Jahre alt war Hensch, als er mit seinen Eltern aus Moldawien nach Deutschland kam. Eine Migrationsgeschichte eines Mannes, der in seiner neuen Heimat arbeitet und die Regeln einhält. "Wir hatten es damals einfacher", zieht er einen Vergleich zu den aktuellen Geflüchteten aus Syrien und Afrika.

"Deutscher Küche mit brauner Sauce"

Doch zurück zum großen Fehler. Erst seine Stammgäste hätten ihn darauf aufmerksam gemacht, was für ein Politiker Andreas Kalbitz sei, räumt er ein. Unmittelbar darauf habe er der JA den Veranstaltungssaal abgesagt. Ohne allerdings mit Drohanrufen und massiven Bedrohungen belegt worden zu sein, wie er hervorhebt. Das wiederum war die Darstellung in einem Schreiben des Landesvorsitzenden der JA Baden-Württemberg, Jochen Lobstedt Anfang August.

Was Hensch kränkt, sind Eintragungen ins virtuelle Gästebuch auf Google. Von "deutscher Küche mit brauner Sauce" etwa ist dort nach vielen positiven Eintragungen die Rede. Den Kritikern tritt Hensch mit einem eigenen Eintrag entgegen. Politische Politisierung in jegliche Richtung mag er sich nicht vorwerfen lassen, sämtliche politischen Veranstaltungen im Ochsen seien abgesagt. Künftig werde er ganz genau hinschauen, wer sich bei ihm einmieten möchte, sagt er. Er hofft, dass sich die Situation beruhigen werde.

Michael Steiger: Nur große Achtsamkeit kann so etwas verhindern

Eine Buchungsanfrage berge immer die Gefahr, dass ein Veranstalter nicht den wahren Hintergrund seiner Veranstaltung nennt, sagt Michael Steiger. Der Villinger Gastronom führt die Kreisstelle des Deutschen Hotel und Gaststättenverbands (Dehoga) ehrenamtlich. Grundsätzlich sei ein Unternehmer frei in seinen Entscheidungen. Doch nur große Achtsamkeit könne eine Situation verhindern, in die sich der Ochsen-Wirt manövriert habe.

Gut 400 Teilnehmer nahmen am vergangenen Sonntag an der Demo für ein offenes und buntes Donaueschingen teil, zu der SPD-Ortsvereinsvorsitzender Jens Reibolz aufgerufen hatte. Angeschlossen hatten sich die "Omas gegen Rechts" und das Offene Antifaschistische Treffen (OAT) Villingen-Schwenningen. Letztere hatten den "Ochsen" als Zwischenziel vor dem Demostart am Rathaus.