Schwimmhilfen wie Schwimmbretter können das Schwimmenlernen unterstützen. Foto: DLRG

Wenn Kinder schwimmen lernen, nutzen Eltern oftmals Schwimmhilfen, um ihnen die ersten Versuche im Wasser zu erleichtern. Allerdings sind Schwimmflügel, Schwimmringe und Co. nicht immer nützlich. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) gibt einen Überblick.

Im Jahr 2017 konnten zehn Prozent der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren nicht schwimmen - 2022 waren es schon doppelt so viele. Das zeigt eine repräsentative Umfrage von forsa, die von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Auftrag gegeben wurde.

Durch die Corona-Pandemie konnte über einen längeren Zeitraum keine Schwimmausbildung stattfinden. Dies hat laut der Umfrage dazu beigetragen, dass 37 Prozent der Jungen und Mädchen im Grundschulalter kein Schwimmabzeichen absolviert haben.

Auch Rainer Gruhler, Leiter der Kindersport-Schule Albstadt (KiSS), macht das deutlich. Es falle auf, dass seit Corona auch viele ältere Kinder - also Viert- und Fünftklässler - noch nicht schwimmen können. Die Nachfrage nach Schwimmkursen sei in der KiSS enorm.

Schwimmhilfen bei der Wassergewöhnung tabu

Schon früh können Eltern damit anfangen, ihre Kleinen an das Wasser zu gewöhnen. Dafür gibt es spezielle Schwimmkurse ab sechs Monaten. Um Kindern das Schwimmenlernen zu erleichtern, greifen Eltern und auch Schwimmlehrer gerne zu Schwimmhilfen. Doch die DLRG macht deutlich: Wenn sich Kinder erstmal an das Wasser gewöhnen sollen, ist die Nutzung von Auftriebsmitteln und Schwimmhilfen tabu, denn Kinder können in dieser Kennenlernphase mit dem Wasser den Umgang mit einem künstlich erzeugten Auftrieb noch nicht bewältigen.

Für den Leiter der KiSS sind Schwimmhilfen ab einem bestimmten Alter grundsätzlich hilfreich, um das Schwimmen zu lernen: „Im Unterricht nutzen wir Schwimmgurte und Schwimmnudeln.“ Ab dem Vorschulalter werden Bauchgurte mit Styroporpäckchen genutzt, die je nach Alter, Körpergröße und Können des Kindes dann abgenommen werden können, so Gruhler.

Zum Schwimmenlernen empfiehlt der Leiter der Kindersport-Schule allerdings keine Schwimmflügel. „Die sind hinderlich, wenn es um die freie Beweglichkeit der Arme geht.“

Schwimmflügel schränken die Beweglichkeit beim Schwimmenlernen ein. (Symbolfoto) Foto: dpa/Frank May

Neben der eingeschränkten Bewegungsfreiheit verhindern Schwimmwesten, -flügel und Co., dass Kinder den natürlichen Auftrieb im Wasser erfahren und die nötige waagrechte Körperlage einnehmen können, erklärt DLRG-Pressesprecher Martin Holzhause.

Die DLRG gibt für Schwimmhilfen keine Produktempfehlung. „Die meisten Produkte, die häufig als Schwimmhilfen bezeichnet werden, sind gar keine“, meint Holzhause.

Unterschied zwischen Auftriebsmittel und Schwimmhilfen

Schwimmwesten, -ringe oder -flügel sind Auftriebsmittel, die dafür sorgen, dass Kinder mit dem Kopf über Wasser bleiben, sie helfen aber nicht beim Schwimmen und sind für den Lernprozess hinderlich. Schwimmhilfen hingegen unterstützen das Schwimmenlernen.

Zu Schwimmhilfen, die das Schwimmenlernen unterstützen, zählen laut Holzhause Schwimmnudeln, Schwimmbretter mit Grifflöchern und sogenannte „ Pull-Buoys“.

Schwimmbretter werden häufig bei der Schwimmausbildung eingesetzt. Foto:  DLRG

„Diese können methodisch eingesetzt werden, um zum Beispiel im Falle des Schwimmbretts die Beinbewegung zu erlernen.“Hilfreich sind Schwimmhilfen allerdings erst dann, wenn ein Kind die Grundfertigkeiten wie zum Beispiel Atmen, Springen, Gleiten und Tauchen bereits erlernt hat.

Schwimmhilfen können im Ernstfall Leben retten

Bei einem Badeunfall vor rund einem Jahr kam ein fünfjähriges Mädchen im Badkap in Albstadt ums Leben. Eine Frau hatte das Mädchen leblos am Boden eines Schwimmbeckens entdeckt und das treibende Kind aus dem Wasser geholt. Für Gruhler ist klar: „Mit einer Schwimmhilfe hätte das Ganze verhindert werden können.“

Eltern sollte ihre Kinder im Wasser nie unbeaufsichtigt lassen, auch wenn sie davon ausgehen, dass sie gute Schwimmer sind. Denn aus Sicht der DLRG fällt diese Einschätzung vielen Eltern schwer. Sie seien oft der Meinung, ihr Kind könne gut schwimmen, sobald das Seepferdchen gemacht ist. „Erst mit dem Schwimmabzeichen Bronze oder Silber gelten die Kinder als gute Schwimmer“, erklärt Gruhler.

Auch für alle genannten Schwimmhilfen gilt laut DLRG: Sie bieten keine Sicherheit vor dem Ertrinken, weshalb Kinder, die gar nicht schwimmen können oder noch ungeübt sind, permanent zu beaufsichtigen sind.

Info zu Schwimmhilfen und Auftriebsmitteln

In einem Fachartikel der DLRG klärt Harald Rehn über verschiedene Schwimmhilfen und Auftriebsmittel für Kinder auf. Alle folgenden Hilfen haben eine Gemeinsamkeit: Sie sind nicht ertrinkungssicher und die Aufsicht der Eltern ist immer notwendig. Allein die Schwimmweste ist eine Ausnahme.

Schwimmringe zählen zu der Kategorie Auftriebsmittel. Sie sind Spielgeräte mit einem hohen Auftrieb, die allerdings keine Hilfe beim Schwimmenlernen bieten. Kinder können in der Mitte des Rings durchrutschen, die Luft kann entweichen und der Schwimmring kann abtreiben. Die DLRG rät von der Nutzung ab.

Bei einem Ring ist das Kind im Ring festgeschnallt und die Bewegungsfreiheit ist eingegrenzt. Er zählt zu den Auftriebsmitteln und wird etwa ab dem neunten Lebensmonat benutzt. Die DLRG stuft den Ring als unnötig ein, da er als nicht ertrinkungssicher gilt.

Schwimmflügel gelten als verbreitetes Auftriebsmittel, welches ab etwa eineinhalb Jahren zum Einsatz kommt. Sie schränken die für das Schwimmenlernen notwendige Bewegungsfreiheit der Arme ein. Trotzdem sind Schwimmflügel laut DLRG nützlich, denn das Kind geht nicht sofort unter, wenn es ins Wasser fällt. Sie sind einfach handhabbar, günstig und gut zu transportieren.

Der Schwimmgürtel gilt als Schwimmhilfe, der in der Schwimmausbildung eingesetzt wird. Er ist vor allem bei Kindern in der Tiefwasser-Schwimmausbildung nützlich, da er die Hüfte nah an die Wasseroberfläche bringt, um eine möglichst horizontale Wasserlage zu erreichen. Die Auftriebskörper können einzeln vom Gurt abgenommen werden, so dass der unterstützende Auftrieb je nach Können reduziert werden kann.

Schwimm- und Poolnudeln kommen in der Schwimmausbildung häufig zum Einsatz. Sie sind Schwimmhilfe und Auftriebsmittel. Für Kinder ab fünf Jahren bieten sie durch ihre Flexibilität eine breite Einsatzvielfalt.

Das Schwimmbrett mit Grifflöchern ist eine Schwimmhilfe, die in der Schwimmausbildung in erster Linie für das Erlernen der Beinbewegung eingesetzt wird. Die DLRG empfiehlt zum Schwimmenlernen die kleine Variante. Sie ist günstiger und für Kinder besser handhabbar.

Ein Pull-Buoy wird in der Schwimmausbildung als Schwimmhilfe genutzt, um den Kindern die Armbewegung beizubringen. Der Auftrieb ermöglicht eine bessere Lage beim Schwimmen und unterstützt so das Schwimmen längerer Strecken.

Rettungswesten kommen zwar nicht in der Schwimmausbildung zum Einsatz, gelten jedoch als lebensrettendes Auftriebsmittel. Sie sind ertrinkungssicher, weil der Kopf durch einen stützenden Kragen über Wasser gehalten wird.