Der Plan für das Bauvorhaben wurde offengelegt. Foto: Kupferschmidt

Der Durchbruch der Lärmschutzwand zum geplanten Rewe-Markt mit Kindergarten geht vielen Anwohnern gegen den Strich. Jetzt sucht die Stadt den Dialog.

Rottweil - Die Bürgerinformationsveranstaltung hat noch gar nicht angefangen, dennoch geht die Diskussion bereits los. Man bemerkt: Aufgeladene Emotionen – sowohl von den Bürgern, als auch von der Stadt. Aber worum geht es überhaupt? Auf dem ehemaligen BayWa-Areal soll ein Rewe entstehen und obendrauf noch ein Kindergarten. Besonders für Kritik sorgt dabei der Durchbruch der Lärmschutzwand an der Belchenstraße für einen Fußweg.

Vier Bürger nehmen an der Veranstaltung teil. Trotz der kleinen Runde hatte Rudolf Mager, Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung, den Eindruck, die Anwesenden seien "ein repräsentativer Querschnitt".

Anwohner hat erst über Medien von Vorhaben erfahren

Michael Pyka meldet sich zu Wort. Er sei "angefressen", weil er als Anwohner erst über Medienberichte von dem Bauvorhaben erfahren habe. Mager entgegnet, es sei immer ein Balanceakt, wem man als erstem davon erzähle. Zuerst habe der Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung davon erfahren.

Doppelnutzung schont Ressourcen

Ein weiterer Kritikpunkt einer Bürgerin ist, dass sie nicht nachvollziehen kann, warum gerade im ländlichen Raum ein Gebäude doppelt genutzt wird. Mager dagegen meint, aus seiner Sicht solle man über den Ansatz der Doppelnutzung bei jedem Projekt in Rottweil nachdenken. Es sei auf diese Weise "eine schonende, ressourcensparende Nutzung".

Die Rottweilerin findet es "schrecklich", dass der Kindergarten an der Charlottenhöhe keine Anbindung an die Natur habe. Sandra Graf, Abteilungsleiterin Stadtplanung, versichert, dass die Dachbegrünung "richtig schön" werde. Außerdem habe Rottweil einen hohen Bedarf, mehr Kindergartenplätze zu schaffen. "So viel und so hoch können wir gar nicht bauen."

Stadt muss sich mit Thema Artenschutz noch beschäftigen

Der Durchbruch der Lärmschutzwand für den Fußweg wird zudem thematisiert. Die Anwesenden können nicht nachvollziehen, warum dieser entstehen solle, da man ohne den Weg lediglich ein paar Minuten mehr zum Kindergarten oder Rewe laufen müsse. Mager entgegnet, selbst wenn nur 15 Autos weniger genutzt werden, würde sich der Durchstich lohnen, da er keinen "Riesenaufwand" darstelle. Das Thema Artenschutz müsse sich die Stadt allerdings noch einmal ansehen.

Kindergarten läuft auch ohne Rewe weiter

Was die Bürger außerdem bewegt, ist die Frage, was mit dem Kindergarten passiert, wenn der Rewe schließen müsste. Graf: "Die Stadt hat die Bestrebung, den Kindergarten zu kaufen und die Geh- und Fahrrechte zu erhalten." Auf diese Weise würde der Kindergarten auch ohne den Rewe weiterlaufen.

Bis zum 1. Juli können Bürger Stellungnahmen schreiben

Und wie geht es jetzt weiter? Bis zum 1. Juli können Bürger noch schriftlich Stellungnahmen bei der Stadt vorlegen. Die Verwaltung werde diese dann sichten und die Argumente im Sommer abwägen. Wenn etwas geändert wird, wird diese Überarbeitung ab Oktober dem Gemeinderat vorgelegt – dann erfolgt eine erneute Offenlage des Bauvorhabens. Der Baubeginn sei also noch offen, so Mager.

Die anwesenden Rottweiler haben die Bürgerinfo als "sehr positiv empfunden". "Unsere Angst ist gewesen, dass es heißt ›zack, zack, zack‹ – da wird jetzt gebaut", so Pyka. Dass der Entschluss noch gar nicht "fix" sei, beruhige. Mager versichert: "Wir werden anständig planen". Auch die Lärmbelastung werde nach dem Durchbruch der Wand nicht größer sein als vorher, verspricht er.