Im Kreis Freudenstadt haben sich mittlerweile wieder mehr als 100 Biber angesiedelt. Foto: Pleul

Peter Daiker, der Wildtierbeauftragte des Landkreises Freudenstadt, ist entsetzt: Schon wieder wurde ein Biberdamm im Kreis Freudenstadt mutwillig und offensichtlich geplant zerstört – dieses Mal am Heimbach in Betzweiler. Die Polizei ermittelt.

Loßburg-Betzweiler - Ein Biberdamm im Bereich des Heimbachs, östlich des Mühlenweihers, ist in der Zeit zwischen Anfang Dezember und Neujahr von einem unbekannten Täter zerstört worden, teilt die Polizei mit. "Am 19. Dezember war der Damm noch intakt", sagt Peter Daiker, der auch für das Bibermonitoring im Kreis zuständig ist. "Der Damm war massiv und hoch." Durch einen Hinweis aus der Bevölkerung erfuhr der Wildtierbeauftragte von der Zerstörung. Die Polizei habe er geradewegs zum Tatort mitgenommen.

Rasch wurde klar: Der etwa 1,20 Meter hohe und fünf Meter lange Biberdamm, welcher sich am Heimbach auf dem Gewann "gelber Grund" befand, wurde mutwillig zerstört. Zu diesem Schluss, dass die Zerstörung also in voller Absicht geschah und geplant war, kommt Daiker, da an den noch vorhandenen Ästen des Damms deutliche Spuren einer Säge zu sehen seien. Dem pflichtet die Polizei bei.

Mitten im Gemeindegebiet

"Mir ist unerklärlich, aus welchem Grund der Damm in Betzweiler zerstört wurde. Er stört an dieser Stelle niemanden", betont Daiker. Links und rechts des Damms befinde sich Gemeindegebiet – auf der einen Seite ein Gemeindewald, auf der anderen ein Feuchtgebiet. Bewirtschaftet werde dort nicht, was einen "Biberkonflikt", wie es Daiker nennt, ausschließe.

"Der Biber fragt nicht nach, was er tun darf und was nicht. Somit verliert der Mensch die Macht darüber, was am Bach passiert. Mit diesem Kontrollverlust kommen viele Menschen nicht klar", erklärt der Wildtierbeauftragte. "Da macht einer an meinem Eigentum rum", formuliert er die Gedanken, die er hinter vielen "Biberkonflikten" vermutet.

Daiker und Harald Dold bieten in solchen Fällen Biberberatungen im Kreis Freudenstadt an. Ein dritter Berater werde derzeit ausgebildet. "Wenn es einen ›Biberkonflikt‹ gibt, schauen wir vor Ort nach Lösungen. Dann sind am Schluss beide zufrieden: der Mensch und das Tier."

Wiederaufbau des Damms

Daiker und die Polizei erklären übereinstimmend: "Die Beschädigung oder Zerstörung der Bauwerke ist eine Straftat." So sei es im Bundesnaturschutzgesetz festgelegt. Biberdämme dienen dem Schutz des Wohnraumes des Tieres und stehen unter Naturschutz, genau wie der Biber selbst.

Zudem nütze es sowieso nichts, einen Biberdamm zu zerstören, denn das Wildtier baue das kaputte Bauwerk wieder auf. "Der Biber stirbt durch die Zerstörung nicht und wandert auch nicht ab", erklärt Daiker. Das Tier werde den Damm am Heimbach wieder aufbauen. Davon ist der Experte überzeugt. Es sei also ohnehin schwachsinnig, einen Biberdamm zu zerstören.

Bereits 2021 kam es auch im Dießener Tal zur Zerstörung eines Biberdamms. Doch weder die Polizei noch Daiker sehen Parallelen zwischen diesem Fall und dem aktuellen.

Erfreulich sei: "Die Population des Bibers steigt auch im Kreis Freudenstadt kontinuierlich an", so Daiker. Es gebe im Kreis derzeit rund 25 bis 30 Biber-Reviere. In jedem Revier leben laut dem Experten zwischen vier und sechs Biber, was bedeutet, dass mehr als 100 der Tiere im Kreis Freudenstadt zu Hause sind. Zwei davon wurden bereits in diesem noch jungen Jahr von Autos getötet, weiß Daiker.

Ermittlungen laufen

Die weiteren Ermittlungen hat die Polizei in Freudenstadt übernommen. Zeugen, die sachdienliche Angaben machen können, werden gebeten, sich unter Telefon 07441/53 60 beim Polizeirevier in Freudenstadt zu melden. Für weitere Auskünfte steht der Wildtierbeauftragte des Landratsamtes Freudenstadt Peter Daiker unter Telefon 07441/920 50 77 zur Verfügung.

Der Biber

In Deutschland galt der Biber mehr als 150 Jahre lang als ausgestorben. Erst seit wenigen Jahren siedelt er sich wieder im Kreis Freudenstadt an. Wenn der Biber kommt und staut, entstehen neue Lebensbedingungen. Im stehenden Gewässer können ganz andere Tierarten leben als im fließenden, beispielsweise Libellenlarven und Frösche. Tierarten kommen zurück, es gibt mehr Blühpflanzen und Insekten. Das wiederum ist die Grundlage für Vögel und Fledermäuse. Der Biber schafft wertvolle Biotope.