Unter Ingeborg Mühldorfers Ägide entwickelt sich die Hochschule Albstadt-Sigmaringen stetig – am Bedarf der Wirtschaft orientiert. Foto: Karina Eyrich

Verblüfft darüber, wie weit die Hochschule Albstadt-Sigmaringen in Sachen Cyber-Sicherheit ist, war die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Petra Olschowski am Freitag. Sogar in der Kriminalitätsbekämpfung sind die Professoren aktiv.

„Du sollst von Meistern lernen“, sagen die Chinesen. Petra Olschowski, Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin, hat das am Freitag getan und sich an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen über Cyber-Sicherheit informiert, denn die Hochschule für angewandte Wissenschaften ist an ihrem Standort Ebingen führend, wenn es darum geht, Risiken der digitalen Revolution abzuwehren – oder sie präventiv zu verhindern.

Unter den 17 neuen Studiengängen, die unter der Ägide von Rektorin Ingeborg Mühldorfer – „nach soliden Marktanalysen und an den Bedürfnissen der Wirtschaft im Land orientiert“, wie sie sagt – eingeführt hat, gehörte 2014 „IT-Security“ und 2015 „Data Science“. Holger Morgenstern, gerade für weitere vier Jahre zum Dekan der Fakultät Informatik gewählt, betont: „Die Bedrohung im Cyber-Raum ist aktuell so hoch wie noch nie.“

Die größte Schwachstelle bei Cyberkriminalität „geht auf zwei Beinen“ und klickt auf Dinge „auf die er nicht klicken sollte“

Heute sollen die Opfer bis zu drei Mal zahlen

Angriffe träfen Unternehmen, Staat und Gesellschaft, und bei Attacken durch Ransomware – sie verschlüsselt Daten bis zur Zahlung eines Lösegelds – gebe es schon zweite und dritte Wellen: Nach der Entschlüsselung solle der Geschädigte abermals zahlen, um die Veröffentlichung der Daten und Konsequenzen der Datenschutzverletzung zu umgehen.

Professor Holger Morgenstern, Dekan der Fakultät Informatik, ist sogar in der Kriminalitätsbekämpfung tätig. Foto: Karina Eyrich

Manche Dienstleister hätten sich schon auf Cyberattacken spezialisiert, mahnt Morgenstern. „Cybercrime as a service“ nennt er das und erläutert der Ministerin, dass die größte Schwachstelle „nach wie vor auf zwei Beinen geht: Die beste Abwehrtechnik nutzt nichts, wenn einer auf etwas klickt, worauf er nicht klicken sollte“. Phishing Mails etwa und Schadsoftware. Seit Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, seien schon ganze Logistikunternehmen, die Waffen transportierten, lahm gelegt worden.

Professor Christofer Fein ist zuständig für die Weiterbildung. Foto: Karina Eyrich

Neue Angriffsflächen – zu wenige Abwehrkräfte

„Die Digitalisierung öffnet Angriffsflächen“, betont Morgenstern, und je kleiner die Firma oder Behörde, desto seltener verfüge sie über die nötigen Fachkräfte, um die digitale Infrastruktur zu schützen.

In der Hochschule Albstadt-Sigmaringen werden Studierende fit gemacht für die „Tücken der digitalen Welt“

Gut, dass es die Hochschule Albstadt-Sigmaringen gibt, denn dort sitzen Fachleute wie Morgenstern und Christof Fein, ebenfalls Professor an der Fakultät Informatik und zuständig für die Weiterbildungsstudiengänge, die es Studierenden ermöglichen, sich berufsbegleitend fit zu machen für die Tücken der digitalen Welt. Morgenstern und Fein sind auch im Bereich Strafverfolgung tätig, lehren nicht nur das technische Wissen, um IT-Kriminalität zu bekämpfen, sondern auch die rechtlichen Hintergründe.

Staunte nicht schlecht: Petra Olschowski, Wissenschaftsministerin von Baden-Württemberg. Foto: Karina Eyrich

„Die Institutionen sollten in die Gänge kommen und eine Feuerwehr einrichten“, betonte Martin Rieger, der als Professor der Fakultät Informatik Ende August in den Ruhestand gegangen ist und ohne den es keinen Studiengang IT-Sicherheit gäbe, wie Ingeborg Mühldorfer betonte.

Bastian Buck zeigte Petra Olschowski, die fasziniert lauschte und immer wieder interessiert nachfragte, den Weg von Schadsoftware zum Opfer auf, ehe Pascal König auf die Fallen in sogenannten Smart Homes hinwies. Beide sind ehemalige respektive noch aktive Studenten der Hochschule.

Hochschulabsolvent Bastian Buck zeigte verschiedene Wege zum Opfer. Foto: Karina Eyrich

Für verblüffte Blicke sorgte König mit seinem Beispiel von einem Mord im US-Bundesstaat Arkansas, der mit Hilfe eines „smarten“ Wasserkochers, der Daten gespeichert hatte, aufgeklärt worden sei.

Petra Olschowski und die anderen Gäste von Rektorin Mühldorfer und Kanzlerin Bernadette Boden, darunter die Günen-Landtagsabgeordnete Andrea Bogner-Unden, mussten sich freilich keine Sorgen machen, abgehört zu werden: Wasserkocher standen keine im Raum. Kaffee und Tee gab’s aus analogen Thermoskannen.