Der Vorrat an Blutkonserven füllt sich nur langsam wieder auf. (Symbolfoto) Foto: Sabinurce

Tagesbedarf gedeckt, aber keine Reserven. Corona-Auflagen erschweren Blutspende-Termine.

Region - Der Regelbetrieb in den Kliniken ist nach den Lockerungen der Corona-Maßnahmen wiederaufgenommen worden. Die Operationskapazitäten werden wieder hochgefahren und folglich steigt auch der Bedarf an Blutkonserven. Aufgrund dieser steigenden Nachfrage drohen in Baden-Württemberg jedoch Engpässe.

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

Während der Pandemie sollten die Krankenhäuser ihre Kapazitäten und Betten für die an Covid-19 erkrankten Patienten freihalten. Der OP-Betrieb wurde heruntergefahren und damit auch der Bedarf an Blutkonserven. Denn: "Patienten, die mit Covid-19 infiziert sind, brauchen in der Regel keine Blutkonserven", erklärt Eberhard Weck, Sprecher des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg und Hessen. Er berichtet weiter: "Unser Tagesbedarf an Blutkonserven liegt normalerweise bei 2500. Während der Pandemie ist diese Zahl auf unter 2000 gesunken."

Blutkonserven decken Tagesbedarf ab

Da Blutprodukte nicht so lange halten, passte sich das Deutsche Rote Kreuz (DRK) dem Bedarf an und reduzierte die Spendentermine. "Wir wollten nicht, dass die Menschen umsonst spenden und anschließend acht Wochen lang nicht spenden dürfen", so Weck.

Anfang Mai wurden dann die Corona-Regeln für die Kliniken gelockert. Diese durften wieder mehr Operationen durchführen. "Für uns wurden die Beschränkungen unglaublich schnell aufgehoben. Die Krankenhäuser mussten schnell mit Blutkonserven versorgt werden", sagt Weck.

Inzwischen werde wieder so viel gespendet wie vor der Pandemie. Und trotzdem: "Wir haben aber immer noch Engpässe. Unsere Reserve reicht normalerweise drei bis vier Tage. Aktuell decken wir den Tagesbedarf ab und können keinen Vorrat aufbauen." Auch die einzelnen Kliniken hätten jeweils einen Vorrat, der jedoch nach der Inbetriebnahme schnell aufgebraucht worden sei.

Lesen Sie auch: Blutreserven bauen sich langsam wieder auf

Mehr Blutspende-Termine seien jedoch momentan nicht möglich, berichtet der DRK-Sprecher. Denn: "Wir haben nur begrenzt Personal. Unsere Mitarbeiter sind speziell auf die Sicherheit und Hygiene beim Blutspenden trainiert. Und sie sind derzeit alle bereits im Einsatz."

Schutzmaßnahmen beim Blutspenden

Ein anderes Problem seien die Auflagen. "Manche Räumlichkeiten sind zu klein, dort können wir die Mindestabstände nicht einhalten" erklärt Weck. Dazu gehören auch Schulräume. "Manche Eltern haben außerdem Angst, dass sich ihre Kinder bei den Spendern infizieren könnten." Durch die vom DRK getroffenen Schutzmaßnahmen sei jedoch das Risiko, sich beim Blutspenden oder im Umfeld eines Spendetermins anzustecken, gering.

Bereits am Eingang wird beispielsweise die Temperatur gemessen, die Spender müssen einen Mund-Nasen-Schutz tragen, es stehen Desinfektionsmittel bereit und das Buffet fällt aus. Außerdem werde das neuartige Coronavirus nicht über das Blut übertragen, betont Weck. Die Regeln würden die Menschen jedoch nicht vor dem Blutspenden abschrecken, freut sich der DRK-Sprecher.

Und dennoch: Ein erneuter Engpass könnte während und nach den Sommerferien drohen. Denn wer sich im Ausland aufhält, darf vier Wochen lang kein Blut spenden. "Bisher war das zumindest in europäischen Ländern kein Problem", sagt Weck.

Einfluss der Blutgruppe auf Krankheitsverlauf

Blut spielt in Zeiten von Corona eine weitere Rolle. Der Körper entwickelt während einer Erkrankung Antikörper, die sich dann im Plasma befinden. Dieses können Covid-19-Patienten, die bereits wieder genesen sind, spenden, um möglicherweise Menschen zu helfen, deren Körper nicht so schnell Antikörper bilden können. Diese Methode wird momentan im Rahmen von Studien eingesetzt. "Es ist keine Heilung, sondern eine unterstützende Therapie", betont Weck.

Da das Spenden von Blutplasma eine spezielle Apparatur und Räumlichkeiten erfordert sowie länger dauert, ist es nur an bestimmten Standorten möglich, beispielsweise in Tübingen. Doch auch die Plasma-Spender müssen laut Weck bestimmt Voraussetzungen erfüllen: Unter anderem müssen genügend Antikörper im Plasma vorhanden sein und sie müssen mindestens zwei Wochen symptomfrei sein.

Die Blutgruppe könnte außerdem einen Einfluss auf die Schwere des Krankheitsverlaufs nach einer Corona-Infektion haben. Dies besagt eine deutsch-norwegische Studie. Demnach haben infizierte Patienten mit der Blutgruppe A+ besonders häufig unter Atemstillstand gelitten. Menschen mit der Blutgruppe 0 hingegen sollen geschützter sein.

Eberhard Weck hat von dieser Studio allerdings noch nicht gehört und möchte diese Aussagen auch nicht bestätigen. "Rund ein Drittel der Bevölkerung hat die Blutgruppe A+." Angst vor einem schlimmen Verlauf bei einer möglichen Coronavirus-Infektion müssten sich Menschen dieser Blutgruppe demnach nicht machen.