Hat Befürworter, aber auch Kritiker: Boris Palmer Foto: dpa

Johann Theisen geht mit grünen Politiker hart ins Gericht. "Tragischer Fall" und "Defizit an Sozialkompetenz". Mit Video

Tübingen - Nur keinem Konflikt aus dem Weg gehen: Immer wieder steht der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer wegen provokanten Äußerungen in der Kritik. Häufig mit solchen, die ihm Applaus aus dem rechten Lager einbringen, während sich die eigene grüne Parteibasis in Distanzierungsbeteuerungen übt. 

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Jüngstes Beispiel: Seine umstrittenen Aussagen über ältere Corona-Patienten im Sat.1-Frühstücksfernsehen. Sinngemäß hatte Palmer gesagt, mit dem Shutdown rette man in Deutschland Menschen, die in einem halben Jahr ohnehin tot wären. Nehme dafür aber eine Million tote Kinder in Kauf, die nach Schätzungen der UNO weltweit an den Folgen der durch die Maßnahmen ausgelösten Wirtschaftskrise sterben würden. 

Musiker geht mit OB hart ins Gericht

Musiker und Comedian Johann Theisen hat dem OB - quasi aus aktuellem Anlass - nun einen eigenen Song gewidmet. Klangvoller Titel: "Rechthaber". Und in dem bekommt Palmer voll auf die Zwölf. Genüsslich nimmt Theisen den Grünen-Politiker auseinander: "Immer voll daneben trotz Einser-Abi. Von links kommt der Shitstorm, von rechts kommen die Fans", rappt der Künstler. "Wenn ich in den Medien mal Scheiße laber, dann kommt erst die Entschuldigung und dann das aber. Das mach ich jedes Mal so, das hat sich bewährt."

Immerhin attestiert Theisen Palmer eine rasche Auffassungsgabe. Das wäre dann aber auch so ziemlich das einzige Kompliment. Gleich eingangs vergleicht der Musiker den Grünen-Politiker mit dem wegen rechter Äußerungen aus der SPD ausgeschlossenen Thilo Sarazzin. "Hey Berlin, ihr habt Sarrazin. Doch wir in der Provinz, wir haben ihn", heißt es im Song. Des Weiteren attestiert der Musiker Palmer ein "Defizit von Sozialkompetenz" und bezeichnet den OB als in den Medien omnipräsenten "tragischen Fall".

Hier gibt es das Video zum Song: Wir haben eine Übersicht über die umstrittensten Äußerungen des Tübinger OB zusammengetragen:

Im Frühjahr 2019 stört sich Palmer an einer Kampagne der Bahn. Das Unternehmen warb auf seiner Internetseite mit Bildern von Reisenden mit unterschiedlichen Hautfarben. "Ich finde es nicht nachvollziehbar, nach welchen Kriterien die Deutsche Bahn die Personen auf dieser Eingangsseite ausgewählt hat", schreibt Palmer. "Welche Gesellschaft soll das abbilden?" Palmer hält den Anteil der Menschen mit dunkler Hautfarbe auf den Bildern für überrepräsentiert.

Stundenten beschimpft

Im Herbst 2018 geraten zu nächtlicher Stunde Palmer und ein Student öffentlich aneinander. Palmer erklärt, der Student habe ihn beschimpft und sich laut und aggressiv verhalten. Der Student gibt an, dass Palmer ihn und seine Begleiterin bedrängt habe. Die Stadt Tübingen erlässt auf Palmers Bestreben einen Bußgeldbescheid gegen den Mann - unter anderem wegen nächtlicher Ruhestörung. Ein Amtsgericht kassiert später den Bescheid, weil es eine Ahndung für nicht geboten hält.

Im Frühjahr 2018 regt sich Palmer über einen wohl rüpelhaften Radfahrer mit dunkler Hautfarbe auf. Der Mann mit nacktem Oberkörper und Kopfhörer sei in einer "unglaublichen Dreistigkeit" um die Leute rumgekurvt. "Das gehört sich für niemand und für einen Asylbewerber schon dreimal nicht." Kritiker werfen Palmer vor, er habe von der Hautfarbe eines Radfahrers auf einen Asylbewerber geschlossen. Palmer bezeichnet seine Äußerungen schließlich als Fehler.

Partei wiederholt in Rage gebracht

Ende 2015 bringt Palmer seine Partei wiederholt in Rage, weil er in der Flüchtlingskrise erklärt, dass Deutschland seine Belastungsgrenzen überschreite. "Logistisch und organisatorisch sind wir eindeutig über dem Limit und produzieren nur noch Notlösungen." Deutschland könne nicht allen 65 Millionen Flüchtlingen in der Welt Asyl gewähren. Zu diesem Thema veröffentlicht er auch kurz vor der Bundestagswahl 2017 ein Buch, das es auf die Bestsellerliste schafft.