Für seinen Einsatz am Münchner Hauptbahnhof bekommt Jürgen Hermann aus St. Georgen (links) die Christphorus-Medaille vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder überreicht. Foto: Bayerische Staatskanzlei

Etwas mehr als ein Jahr ist es mittlerweile her, dass Jürgen Hermann aus St. Georgen im Urlaub in München zum Lebensretter wurde. Dafür hat er nun eine besondere Auszeichnung bekommen – und zwar aus den Händen von Markus Söder.

St. Georgen - Bei Menschen, die in Bayern anderen unter besonders schwierigen Umständen das Leben gerettet haben oder dafür sogar ihr eigenes Leben riskierten, bedankt sich Ministerpräsident Markus Söder einmal im Jahr persönlich. Am Montagnachmittag war es wieder so weit. "Mit selbstlosen Taten haben Sie Leben gerettet und setzen Zeichen der Hoffnung und des Optimismus", lobte der bayerische Ministerpräsident die Geehrten.

Einer von ihnen lebt in St. Georgen: Jürgen Hermann konnte die Christophorus-Medaille in Verbindung mit einer öffentlichen Belobigung entgegen nehmen. Es ist der Dank für sein schnelles Eingreifen, mit dem er eine Rollstuhlfahrerin aus einer sehr gefährlichen, vermutlich lebensbedrohlichen Situation gerettet hatte. Die dramatischen Szenen hatten vor etwas mehr als einem Jahr für Schlagzeilen gesorgt.

Rückblende – es ist der 4. August, ein Mittwochmittag, etwa 13 Uhr. Am Gleis 2 im Tiefgeschoss des Münchner Hauptbahnhofs fährt gerade die S-Bahn Nummer 8 ein. Jürgen Hermann, der mit Frau und Tochter nach München gekommen ist, steigt aus einem der Waggons aus. Urlaub will der St. Georgener hier machen – die Therme in Erding und die Sehenswürdigkeiten der bayrischen Landeshauptstadt besuchen. Was ihn dann aber erwartet, hätte wohl keiner gedacht.

Dramatische Szenen am Münchner Hauptbahnhof

Denn der Grund für Hermanns nun erfolgte Auszeichnung mit der Christophorus-Medaille ist so beeindruckend wie spektakulär. Denn an besagtem Mittwochmittag ist neben Jürgen Hermann und den anderen Fahrgästen auch eine Rollstuhlfahrerin auf dem Bahnsteig. Sie versucht, rückwärts in die S-Bahn, die sie in ihre Heimatgemeinde Herrsching am Ammersee bringen soll, einzusteigen. Doch das gelingt der Frau nicht. Mehrere Versuche scheitern, die Türen der S-Bahn schließen sich und die Waggons setzen sich in Bewegung.

Alles scheint seinen gewohnten Gang zu gehen – bis es plötzlich passiert: Beim Ausfahren der S-Bahn gerät ein Vorderrad des Rollstuhls zwischen Bahnsteig-Kante und S-Bahn. Es verkantet sich. Die Frau kommt aus eigener Kraft nicht mehr los – und sie S-Bahn fährt weiter. Immer wieder schrammt der Rollstuhl der Mittfünfzigerin gegen den vorbeiziehenden Waggon. Laut schreit sie um Hilfe.

St. Georgener reagiert schnell – und greift ein

Jürgen Hermann reagiert sofort, als er hinter sich an der Bahnsteigkante ein lautes Krachen hört. Er dreht sich um, packt den Rollstuhl an den Griffen und hält ihn mit aller Kraft fest. Die gesamte Länge der S-Bahn rauscht vorbei – und Hermann denkt gar nicht daran loszulassen. Und dann ist der Zug ausgefahren, das Vorderrad des Rollstuhls wieder frei. Zusammen mit einigen Helfern, die zwischenzeitlich hinzugeeilt sind, wuchtet Hermann den Rollstuhl, der nun droht, in die Gleise des Hauptbahnhofs zu stürzen, wieder zurück auf den Bahnsteig.

Für seinen Einsatz, bei dem er eine Person "unter besonders schwierigen Umständen", wie es von der Staatskanzlei Bayern heißt, aus Lebensgefahr gerettet hat, bekam Jürgen Hermann nun also die Christophorus-Medaille überreicht. Dafür führte ihn sein Weg am Montag erneut in die bayerische Landeshauptstadt. "Es hat uns allen  super gefallen", schildert Hermann gegenüber unserer Redaktion. "Und Herr Söder hat sich auch nach der Veranstaltung noch richtig Zeit genommen."

Bereits die zweite Ehrung für Jürgen Hermann

Die Christophorus-Medaille ist derweil nicht die einzige Auszeichnung, die Hermann für seinen Einsatz am Münchner Hauptbahnhof erhalten hat: Bereit im September des vergangenen Jahres hatte sich die Bundespolizeidirektion offiziell bei Hermann bedankt und ihn mit einer Urkunde bedacht. "Sie können stolz auf sich sein und sind ein Vorbild für viele andere", hatte Polizeidirektor Michael Rupp damals betont.

Info: Die Medaillen

■ Christophorus-Medaille: Als eine von 36 Personen wurde Jürgen Hermann aus St. Georgen mit der Christophorus-Medaille in Verbindung mit einer öffentlichen Belobigung ausgezeichnet. Diese erhalten in Bayern Meschen, die jemanden unter besonders schwierigen Umständen aus Lebensgefahr gerettet haben. Mit der Christopherus-Medaille wurden seit 1983 bislang 1848 Personen geehrt.

■ Rettungsmedaille: Mit der Bayerischen Rettungsmedaille, die am Montag ebenfalls verliehen wurde, wird in Bayern ausgezeichnet, wer bei der Rettung eines Menschen aus Lebensgefahr sein eigenes Leben eingesetzt hat. Seit 1952 haben 4394 Personen diese Auszeichnung erhalten. Am Montag wurde die Rettungsmedaille an 37 Lebensretter übergeben.