Der dickste Mammutbaum Deutschlands steht in Neuweiler. Foto: Thomas Fritsch

In Neuweiler-Hofstett steht der dickste Bergmammutbaum in Deutschland. Verglichen mit manch anderen Rekorden wirkt der Koloss allerdings fast mickrig.

Die Deutsche Dendrologische Gesellschaft (Vereinigung für Baumkunde) nennt sie „Champion Trees“, frei übersetzt „Rekord-Bäume“: die größten, ältesten, höchsten Exemplare im Land. Einer davon steht in Neuweilers Teilort Hofstett. Und zwar schon ziemlich lange.

Denn der Bergmammutbaum stammt ursprünglich aus der sogenannten „Wilhelma-Saat“. Die Geschichte dahinter: Als Mitte des 19. Jahrhunderts die Riesenmammutbäume in den USA entdeckt wurden, soll Wilhelm I. (1816-1864), Württembergs König, derart begeistert über die Berichte gewesen sein, dass er 1864, kurz vor seinem Tod, Samen der Bäume bestellte. Ein Hofgärtner zog daraus im Kalthaus der Wilhelma (der zoologisch-botanische Garten wurde zwischen 1846 und 1866 erbaut) Schösslinge heran – mehrere Tausend.

Früher Schlösschen, heute Privatgrund

Einige wurden in der Wilhelma selbst eingepflanzt, etliche andere in Wäldern, in Parks und den Gärten von Forstdirektionen im Land. So landete auch ein Exemplar, das wohl 1865 entstand, auf dem Platz des ehemaligen Hofstetter Jagdschlösschens (heute ein Privatgrundstück).

Der mittlerweile rund 158 Jahre alte Baum ist seit Jahrzehnten ein eingetragenes Naturdenkmal. Nach Angaben der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft ist die Pflanze rund 36 Meter hoch – und ein Rekordhalter. Denn gemäß einer Messung vom 25. November 2020 hatte das Exemplar in einer Höhe von 1,3 Metern (Brusthöhenumfang, baumkundliches Maß in Mitteleuropa) damals einen Stammumfang von 13,67 Meter – nicht zuletzt aufgrund einer extrem dicken Knolle am Stamm.

Das Gewächs gilt damit als dickster Baum seiner Art in Deutschland.

Der Dickste, der Höchste, der Älteste

Verglichen mit manch anderen Rekorden wirkt der Koloss dagegen beinahe blass. Denn als dickster Baum in ganz Deutschland – und zudem als wohl dickste Linde Europas – gilt die „Tausendjährige Linde“ von Heede, einer Gemeinde im Emsland in Niedersachsen – mit einem Umfang von rund 18 Metern. Das echte Alter der Sommerlinde wird übrigens eher auf 600 bis 800 Jahre geschätzt.

Im Vergleich zum Árbol del Tule wiederum, zu deutsch Baum von Tule, sind selbst Dicke und Alter der „Tausendjährigen Linde“ dagegen nichts Besonderes. Der Árbol del Tule steht in Mexiko, ist eine etwa 1400 bis 1600 Jahre alte Mexikanische Sumpfzypresse und gilt mit einem Stammumfang von rund 46 Metern in Bodennähe als dickster bekannter Baum der Welt.

Benannt nach den Göttern

In Sachen Höhe holt sich dafür eine andere Pflanze die Krone: ein Küstenmammutbaum in Kalifornien. Das mehr als 115 Meter hohe Exemplar erhielt den klingenden Namen Hyperion – benannt nach einem Titanen (Göttergeschlecht) der griechischen Mythologie.

Und während Hyperion zwar mit seiner Größe zu beeindrucken vermag, ist er mit seinem Alter von geschätzten 600 bis 800 Jahren doch noch ein Jüngling unter den Bäumen – zumindest verglichen mit einer Langlebigen Kiefer, die in den kalifornischen White Mountains wächst. Mit rund 5070 Jahren gilt dieser Baum als die älteste bekannte individuelle Pflanze der Welt.