Die Waldstraße bleibt noch monatelang gesperrt. Foto: Fritsch

Waldstraße zwischen Althengstett und Hirsau mindestens bis Herbst gesperrt. Risse verlaufen "ungünstig". Mit Video

Calw-Hirsau - Seit Monaten ist die Waldstraße zwischen Althengstett und Hirsau wegen eines Felssturzes gesperrt. Und als wäre es nicht genug, dass diese Sperrung noch monatelang andauert, wird die Angelegenheit darüber hinaus richtig teuer. Denn die nötigen Sicherungsmaßnahmen kosten die Stadt Calw voraussichtlich fast 700.000 Euro.

Es hätte in einer Katastrophe münden können: Anfang März waren überraschend rund 20 Tonnen Gestein von einem Hang an der Waldstraße zwischen Althengstett und Hirsau abgebrochen; riesige Brocken stürzten direkt auf die Strecke. Mehr als genug, um Fahrzeuge oder Fußgänger unter sich zu begraben. Glücklicherweise war damals niemand zur falschen Zeit am falschen Ort, es gab keine Verletzten – und die Katastrophe blieb aus.

Nach dem Felssturz haben wir uns vor Ort ein Bild gemacht:

Die Gefahr ist jedoch keineswegs gebannt. Denn wie Calws Tiefbauamtsleiter Jürgen Greule in der jüngsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses ausführte, weist das Gestein Risse auf, die extrem "ungünstig zur Straße" verlaufen. Mit anderen Worten: Sollten erneut Stücke abbrechen, würden diese auf jeden Fall dort auftreffen, wo üblicherweise der Verkehr fließt, machte Oberbürgermeister Florian Kling deutlich. Einige Felsen hingen sogar nur noch an wenigen Zentimetern festsitzenden Gesteins. Und: Ingo Kessel, Geschäftsführer der Gesellschaft für Baugeologie und Messtechnik (GBM), der ein Gutachten für die Stadt erstellt hatte, hatte den Felssturz im März auf "tagelange Regenfälle" zurückgeführt. Eine Situation also, die sich früher oder später wiederholen dürfte.

Verankerung mit drei bis sechs Meter langen Stahlstäben

Um die Straße wieder freigeben zu können, bleibt letztlich somit nur, die Gefahr weiterer Steinschläge so gut als möglich auszuschließen. Dies wiederum "kann mit hoher Sicherheit nur vermieden werden, wenn sämtliche Böschungsflächen mit einem Fangnetz überzogen werden" – einer Konstruktion aus Stahl, die mit drei bis sechs Meter langen Stahlstäben im Fels verankert wird, heißt es in der Sitzungsvorlage. Dabei, so erläutert Greule im Gespräch mit unserer Zeitung, würden zuerst Löcher gebohrt, in denen jene Stäbe dann mit Zement befestigt werden. Einzelne Stellen, zum Beispiel das Auflager des Kaiser-Wilhelm-Steins, würden zur Sicherung zudem mit Spritzbeton ergänzt und vor weiterer Verwitterung geschützt. Die Verwaltung schlägt vor, bei der Maßnahme insgesamt eine Fläche von rund 4200 Quadratmetern zu bearbeiten.

Auch eine zweite Variante steht im Raum, bei der "nur" 2200 Quadratmeter direkt gesichert werden müssten. Dann sei jedoch erforderlich, die übrige Fläche jedes Jahr aufs Neue zu begutachten und zu "beräumen", also sturzgefährdete Steinbrocken zu entfernen. Adrian Hettwer (Gemeinsam für Calw) wollte dabei wissen, ob jene Variante nicht ausreiche. Ebenso wie Greule riet allerdings auch OB Kling davon ab. Denn einerseits würden jährliche Begutachtungen und Räumungen voraussichtlich mit Straßensperrungen und Sprengungen einhergehen, um die Sicherheit zu gewährleisten – schließlich wolle niemand für etwaige Unfälle haften. Andererseits sei aus den Erfahrungen mit der Beräumung in diesem Jahr von Kosten in Höhe von etwa 20.000 Euro pro Jahr auszugehen.

Gemeinderat hat das letzte Wort

Unter anderem Jürgen Ott (Gemeinsam für Calw) plädierte daher dafür, die nötigen Maßnahmen "lieber gleich richtig" umzusetzen und die vorgeschlagenen 4200 Quadratmeter zu bearbeiten. In diesem Fall, so steht in der Sitzungsvorlage zu lesen, könne die Verkehrssicherheit auf der Waldstraße in diesem Bereich für mehr als 50 Jahren gewährleistet werden.

Ganz billig werden die Arbeiten allerdings nicht: Insgesamt 690.200 Euro müssen dafür außerplanmäßig im Haushalt bereitgestellt werden. Dennoch – wohl auch angesichts mangelnder Alternativen – empfahl der Bau- und Umweltausschuss, die Maßnahme umsetzen zu lassen.

Das letzte Wort hat nun der Gemeinderat in der kommenden Woche. Stimmt dieser zu, sollen die Arbeiten noch vor der Sommerpause beschränkt ausgeschrieben werden. Diese würden dann im Sommer beginnen und etwa zwei bis drei Monate dauern. Die Waldstraße wäre frühestens im Herbst wieder befahrbar.