Innerhalb des Stadtgebiets fahren Bürger und Einpendler seit Anfang 2022 kostenlos Bus – aber wie geht’s damit weiter? Foto: Sum

Die "schlechteste Nachricht der Woche" hat Hauptamtsleiter Michael Grumbach dem Gemeinderat überbracht: Dem kostenlosen Stadtverkehr droht nach nur einem Jahr vielleicht schon das Aus.

Schiltach - Grund ist die Fusion der Verkehrsverbünde in den Landkreisen Rottweil, Schwarzwald-Baar und Tuttlingen. Sie tritt zum 1. Januar 2023 in Kraft. In diesem Zug werden aus 27 kleinen Tarifzonen in den drei Landkreisen nur noch acht. Auch die Stadtverkehrszone Schiltach fällt dann weg – und genau darin liegt das Problem. Denn Jahresabos und Monatskarten könne der neue Verbund der dann nicht mehr existierenden Stadtverkehrszone nicht mehr zuordnen. Ein Bezahlen der Karten durch die Stadt, wie das bisher erfolgt, sei daher nicht mehr möglich, erklärt Grumbach.

Noch gebe es viele offenen Fragen und beim Verbund auf der Suche nach Lösungen bislang vor allem viel Schulterzucken, klar sei aber: "Die bisherige Lösung, die reibungslos funktioniert hat, geht nicht mehr", bedauert der Hauptamtsleiter. "Wie versuchen aber, eine Lösung zu finden und das Angebot aufrechtzuerhalten", sagt er. Die Verwaltung hofft, "dass zumindest die Geschichte mit den Einzelfahrten bestenfalls weitergehen kann".

Seit Anfang 2022 kostenlos

Seit Anfang 2022 ist das Busfahren in Schiltach kostenlos – auch ab Vorder- und Hinterlehengericht. Bei Einzelfahrten lösen Nutzer bislang einen Null-Fahrschein beim Busfahrer, den der Verbund dann mit der Stadt abrechnet. Für Monatskarten holen sich die Nutzer aktuell einen Gutschein bei der Stadtkasse, der vom Busfahrer in eine "echte" Monatskarte umgewandelt wird. Auch Jahreskarten wurden von der Stadt bezahlt. Ab dem kommenden Jahr funktioniert dieser recht einfache Ablauf nun nicht mehr. Obwohl das Angebot gerne genutzt wurde: So bestehen aktuell 183 Jahresabos, rund 50 Monatskarten werden in der Regel ausgegeben, weiß Grumbach.

Viel mehr Personen angesprochen

Weiteres Problem: Auch Einpendler, die bei Schiltacher Firmen arbeiten, profitierten aktuell vom kostenlosen Stadtverkehr. So gibt es beispielsweise in der Ortenau das Jobticket, mit dem Pendler mit dem öffentlichen Nahverkehr aus dem Kinzigtal bis Halbmeil kommen – und seit Anfang des Jahres dann kostenfrei den kurzen Rest bis nach Schiltach fahren. Weil Jahresabo-Tickets künftig im gesamten Verkehrsverbund gelten, würde das Angebot wie bisher einen viel größeren Personenkreis ansprechen. Beispiel: Für einen Villingen-Schwenninger oder Tuttlinger, der bei Hansgrohe oder Vega arbeitet, wäre das Jahresabo plötzlich auch interessant – käme er damit doch von zuhause bis an den Arbeitsort. Es gehe nicht, betont Grumbach, dass die Stadt Schiltach diese Tickets dann alle bezahle – nicht zuletzt, "weil die Kosten dadurch immens steigen würden". Immerhin 100 000 Euro hat die Stadt ja schon für 2022 für den Stadtverkehr eingeplant.

Betroffen von der Thematik ist auch der Stadtbus, der trotz seines Namens nicht von der Stadt, sondern von der Südbaden Bus GmbH betrieben wird.

Bürgermeister reagiert verstimmt

Deutlich verstimmt über diese Entwicklung zeigt sich am Mittwoch in der Gemeinderatssitzung auch Bürgermeister Thomas Haas. Bevor der kostenlose Stadtverkehr überhaupt beraten worden sei, "habe ich mehrfach nachgefragt, ob er auch nach der Fusion weiterhin möglich sein wird." Ihm sei versichert worden, dass das "kein Problem ist". Pustekuchen. Jetzt hofft die Verwaltung auf eine einvernehmliche Lösung mit dem neuen Verbund.