Volker Kauder unterstreicht in seiner Rede die Bedeutung der Wehrindustrie. Foto: Wagner

Nach zwei Jahren Pause war die Klosterkirche wieder Schauplatz des Bürgertreffs. Als Gastredner trat der ehemalige Bundestagsabgeordnete Volker Kauder auf, der eine leidenschaftliche Festrede hielt.

Oberndorf - Alle Gäste würden durch ihre Anwesenheit die Verbundenheit mit Gemeinderat und Verwaltung unterstreichen und ihr Interesse an der Stadt bekräftigen, erklärte Bürgermeister Hermann Acker bei seiner Begrüßung. Sie stünden für das gute Miteinander, das die Bürgergemeinschaft auszeichne.

Aber nicht nur den Gemeinde- und Ortschaftsräten, Bürgern, Mitgliedern der Blaulichtorganisationen und Beschäftigten der Verwaltung und des SRH-Krankenhauses galt sein Willkommensgruß.

Verwaltungen an der Belastungsgrenze

Acker konnte zudem seinen Vorgänger Klaus Laufer, den Epfendorfer Bürgermeister Mark Prielipp und Landrat Wolf-Rüdiger Michel an diesem Abend begrüßen. Sein besonderer Gruß galt den ehemaligen Bundestagsabgeordneten Volker Kauder und Klaus Kirschner. Auch die beiden Landtagsabgeordneten Stefan Teufel und Daniel Karrais waren zu Gast.

Für die Bediensteten der Stadtverwaltung fand Acker Dankesworte. Sie stünden, wie viele andere Mitarbeiter von Kommunen und Landkreisen, an der Belastungsgrenze. Bund und Länder würden Beschlüsse zur Bewältigung von Krisen fassen, richten müssten es allerdings die Kommunen.

Neue und alte Herausforderungen

Acker ging auf den Ukraine-Krieg ein und stellte fest, dass die viel zitierte "Zeitenwende" die Welt verändert habe. Sie habe Auswirkungen auf die Prioritätensetzung in der Politik. Dabei dürfe man die langfristigen Herausforderungen des gesellschaftlichen Wandels nicht aus den Augen verlieren. Acker ging auf den Haushaltsentwurf des nächsten Jahres ein, der sich weitestgehend auf bereits beschlossene Projekte beschränke. Er versprach zudem Investitionen in den Bevölkerungsschutz, die IT-Sicherheit sowie den Klimaschutz.

Wie ein roter Faden zogen sich die Begriffe bürgerschaftliches Engagement und Bürgerbeteiligung durch die Rede von Gemeinderat Wolfgang Hauser von der CDU-Fraktion. Er zitierte die Worte des Sozialreformers Wilhelm Raiffeisen: "Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele". Hauser weiter: "Zusammen können wir unsere Stadt weiter voranbringen und zusammen müssen wir alle das Leben hier gestalten."

Zusammenhalt stärken

Es gelte den Zusammenhalt der Stadtgemeinschaft zu stärken, weshalb die Bürgerbeteiligung ein wichtiger Punkt sei. Hauser sprach die praktizierte Bürgerbeteiligung bei der Gestaltung des Talplatzes, des Parkhauses und des Radwegenetzes an.

Auch Local Genie sei ein Projekt, bei dem sich Menschen erfolgreich zusammengeschlossen hätten und die vielfältigen Vereine, Einrichtungen, Mitmachinitiativen sowie die Zeittauscher und die Kirchen seien weitere gute Beispiele, führte Hauser aus.

Fasnet lockt Kauder nach Oberndorf

Er widmete sich auch den Themen Talstadtsanierung, Baulandentwicklung und dem Hochbauprogramm, bei dem noch laufende Projekte beim Schulcampus und den Kitas zu bewältigen seien. Zum Ende seiner Rede mahnte Hauser einen respektvollen Umgang miteinander an und wünschte eine friedvolle und gesegnete Weihnachtszeit.

Volker Kauder freute sich sichtlich über die Einladung nach Oberndorf. Ihn verbinde viel mit dieser Stadt und insbesondere an der Fasnet sei er gerne hier, zumal er in keiner Stadt so viele Freundinnen wie in Oberndorf habe, erklärte Kauder scherzhaft.

Die Stadt habe auch bei großen Problemen nie aufgegeben und immer wieder neue Ideen entwickelt. Dazu zitierte er Martin Luthers Worte: "Auch wenn die Welt morgen untergeht, würde ich heute ein Apfelbäumchen pflanzen".

Eine Stadt der Wehrtechnik

Kauder ging leidenschaftlich auf die politische und wirtschaftliche Lage ein und gab zu verstehen, dass er sich eine Gesellschaft wünsche, die näher hinschaue. Er erinnerte an Corona und daran, wie man durch die Pandemie bemerkt habe, dass man bei der Digitalisierung zurückgeblieben sei. Insbesondere bei der Bildung sei diese wichtig und es schmerze ihn sehen zu müssen, wie man auf diesem Gebiet hinterherhinke.

Er sprach auch die Waffenindustrie an. Oberndorf sei keine Waffenstadt, sondern eine Stadt der Wehrtechnik. Es zeige sich aktuell, wie wichtig diese sei. Ohne Wehrtechnik könnte die Ukraine ihre Freiheit nicht verteidigen. Investitionen in die Bundeswehr seien eine ständige Aufgabe.

Bürgermeisterwahl im kommenden Jahr

Zum Ende des offiziellen Teils gab Hermann Acker einen Ausblick auf die Bürgermeisterwahl im kommenden Jahr. Er wünsche sich Bewerber, die auf Augenhöhe und mit Sachverstand politische Auseinandersetzungen führen könnten. Kandidaten, die anderen nicht nur nach dem Mund reden oder gar Klientelpolitik betreiben, die nicht nur verwalten wollen, sondern mit Mut, Kreativität und neuen Ideen die Zukunft der Stadt voranbringen. Acker zitierte den Antikriegssong von John Lennon und Yoko Ono "Happy X-mas – war is over" wünschte den Gästen im neuen Jahr viel Glück und Erfolg, persönliche Zufriedenheit und Wohlergehen.

Musikprogramm als Sahnehäubchen

Mit einem Musikstück auf der Orgel verabschiedete sich Nico Maurice Schumann von einem begeisterten Publikum. Er hatte zusammen mit seinen Schwestern Michelle und Désirée sowie Carina Willig den Bürgertreff musikalisch umrahmt und damit das i-Tüpfelchen auf einen gelungenen Abend gesetzt. Die Besucher ließen beim anschließenden Stehempfang die Worte der Redner Revue passieren und ließen damit den 21. Bürgertreff ausklingen.