Der Erste Beigeordnete Lothar Kopf (links) gratuliert dem Wahlsieger Matthias Winter und seiner Partnerin Yvonne Thomsen. Foto: Cools

Oberndorf hat einen neuen Bürgermeister: Matthias Winter erhielt mehr als 80 Prozent der Stimmen. Ein Beigeschmack bleibt aber.

„Es könnte mit dem Sieg klappen“, zeigte sich Matthias Winter am Sonntagabend um kurz nach 18 Uhr noch vorsichtig optimistisch. Er wolle nicht den Tag vor dem Abend loben, machte er klar. Das sei gefährlich.

„Ich bin heute auch sehr nervös, das ist ungewöhnlich.“ Hinter ihm lägen intensive Wochen mit vielen Gesprächen in Firmen, bei Vereinen und Institutionen. Etwas mehr als eine halbe Stunde später konnte er aufatmen und vor dem Rathaus die ersten Glückwünsche entgegennehmen.

Laut des vorläufigen Wahlergebnisses erhielt Winter rund 81,8 Prozent der Wählerstimmen (3088). Weit abgeschlagen sind die Gegenkandidaten Roland Biswurm (9,1 Prozent, 344 Stimmen) und Hans Joachim Thiemann (6,7 Prozent, 254 Stimmen). Letzterer war der Wahlveranstaltung übrigens offenbar ferngeblieben. 90 Wähler trugen einen anderen Namen auf den Stimmzettel ein.

Sprachlos angesichts des Ergebnisses

Die ersten Oberndorfer hatten bei hochsommerlichen Temperaturen schon früh den schattigen Klosterhof aufgesucht. Die Verkündung des Wahlergebnisses aber fand in der Klosterstraße statt – ebenso wie die erste Rede des frisch gewählten Bürgermeisters.

„Ich bin relativ sprachlos angesichts des Ergebnisses“, meinte der erfreut. Es gebe ihm einen starken Schwung zum Start. Insgesamt sei der Wahlkampf recht fair verlaufen. Er hoffe, dass man auch künftig pfleglich miteinander umgehe. Das Ergebnis habe für ihn bestätigt, dass er mit Oberndorf eine „richtige und gute Wahl“ getroffen habe.

Großer Applaus der Anwesenden und ein Ständchen der Oberndorfer Stadtkapelle schlossen sich an. Und natürlich eine Reihe an Gratulanten, darunter Vertreter der Kommunalpolitik wie die Bürgermeisterkollegen aus Dornhan und Epfendorf, der Vereine, der Kirche und anderer Institutionen.

Nur 34,5 Prozent wählen überhaupt

Doch ein Beigeschmack blieb. War es zu warm zum wählen, oder war gar die Auswahl nicht ansprechend genug? Jedenfalls fiel die Wahlbeteiligung mit 34,5 Prozent sogar noch geringer aus als bei der letzten Bürgermeisterwahl 2015 (37,7 Prozent), was auch unter den Anwesenden für Kopfschütteln sorgte.

Es sei ein Zeichen dessen, dass das Demokratieverständnis immer weniger werde, meinte der Erste Beigeordnete Lothar Kopf – und kein Oberndorfer Phänomen, sondern überall zu beobachten, meinte er. Er hoffe aber, dass auch die Nicht-Wähler Winter nun den Rücken stärken würden. Wahlberechtigt gewesen wären 11 081 Bürger. Lediglich 3825 gaben ihre Stimme ab.

Gegenkandidat ist schockiert

Gegenkandidat Roland Biswurm äußerte sich indes enttäuscht über das Ergebnis. Er sei „schockiert“ und hätte ein höheres Bildungsniveau in Oberndorf erwartet, ließ er verlauten. Ob er vom eigenen Sieg ausgegangen war? Angesichts der Lethargie in der Stadt habe er viel für möglich gehalten, sagte er. Den Wahlsieger bezeichnete er als „farblose Karrieristenfigur“. Und fügte hinzu: „Aber jede Stadt bekommt die Vertretung, die sie verdient“.

Matthias Winter ging im Gespräch mit unserer Redaktion noch auf die Kritik mancher Bürger ein, er habe im Wahlkampf zu wenig Kante gezeigt. „Bei wem soll ich anecken?“, fragte er. Der Amtsinhaber trete nicht mehr an, und er habe keinen Anlass gesehen, die „Keule“ auszupacken. „Das ist auch einfach nicht mein Stil.“

Erster Arbeitstag im September

Apropos Amtsinhaber, Noch-Bürgermeister Hermann Acker war nicht zugegen, sondern mit einer kleinen Delegation bei der Jubiläumsfeier der Partnerstadt Oberndorf an der Salzach.

Für seinen Nachfolger Matthias Winter beginnt der „Ernst des Lebens“ in Oberndorf, wie Lothar Kopf sagte, am 6. September.

Das aufgeschlüsselte Wahlergebnis ist hier abrufbar