Von links: Rolf Jauch (Teamleitung Werkstatt), Bürgermeister Rainer Betschner, Ursula Fischer (Werkstattrat und Frauenbeauftragte Rottweil) Foto: Bruderhaus-Diakonie

Fluorn-Winzelns Bürgermeister Rainer Betschner besucht die Bruderhaus-Diakonie – und wird mit den Problemen behinderter Menschen konfrontiert.

Im Rahmen seiner Firmenbesuche wurde Bürgermeister Rainer Betschner auch bei der Bruderhaus-Diakonie, diesmal im Bereich Arbeit und berufliche Bildung im Rainweg 9 in Fluorn-Winzeln, begrüßt.

 

Erwartet und willkommen geheißen wurde Betschner von Rolf Jauch (Teamleitung Werkstatt Rainweg), Ursula Fischer (Werkstattrat und Frauenbeauftragte Rottweil) und Iris Wößner (Fachbereichsleitung Arbeit und berufliche Bildung). Beim gemeinsamen Rundgang konnte sich Rainer Betschner ein Bild über den Fachbereich Arbeit und die berufliche Bildung in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung machen.

Auftragslage abhängigvon der Konjunktur

Rolf Jauch erklärte neben Größe, Platzzahl und Personalzusammensetzung auch die Inhalte der Produktion und gab Auskünfte zur Auftragslage, die immer abhängig von der Konjunktur ist,

Ein wesentliches Merkmal der Arbeit im Rainweg sei, dass die Produktion für Industrie, Handel und Gewerbe, die Arbeiten bei der Hausreinigung, der Hauswirtschaft, der Grünpflege und der Haustechnik vor allem mit Menschen mit Einschränkungen erledigt werden.

Iris Wößner stellte die aktuellen Themen und Entwicklungen in der Welt der Werkstätten für Menschen mit Behinderung dar. In ihren Ausführungen ging es unter anderem um die Vermittlung auf den ersten Arbeitsmarkt und der Umgang mit komplexen Unterstützungsbedarfen, damit Teilhabe an Arbeit und soziale Teilhabe überhaupt gelingen kann.

Der Bürgermeister soll bei der Teilhabe unterstützen

Die Mitarbeiter der Bruderhaus-Diakonie baten Bürgermeister Betschner, kommunal wie politisch die Teilhabe an Arbeit zu unterstützen.

Iris Wößner stellte auch die Herausforderungen in der Personalsituation dar. Ein soziales Jahr, egal in welchem sozialen oder gesellschaftlich wichtigen Bereich, sei absolut notwendig. Es könne beitragen, dem Personalmangel in der sozialen Arbeit, zu begegnen.

Auch die aktuelle Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes – nicht das Bundesteilhabegesetz als solches – sieht Wößner kritisch, wenn sie Aufwand und Erfahrungen der letzten Jahre reflektiere. Durch das Bundesteilhabegesetz sollen Menschen mit Behinderungen Leistungen erhalten, die ihnen gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft ermöglichen.

Grundsätzlich brauche es aber mehr ernst gemeinte Veränderungen beim Zugang auf den ersten Arbeitsmarkt, sagte Ursula Fischer.

Kaum Jobs selbst mit nur leichten Einschränkungen

Aus ihrer Sicht sei es selbst für Menschen mit leichten Einschränkungen sehr schwer, sich auf dem ersten Arbeitsmarkt zu behaupten.

Fischer berichtete auch von der Bedeutung einer „guten“ Arbeitsstelle für alle Menschen, ob mit oder ohne Behinderung.

Kinder mit einer Behinderung dürften nicht aus der Regelschule ausgeschlossen werden, sagte Iris Fischer.

Damit spielte sie auf die populistischen Forderungen einer politischen Partei an, die das Menschliche und Soziale komplett weglasse. „Jeder Mensch hat das Recht, in die Schule seiner Wahl zu gehen, mit seinen Stärken und Schwächen“, stellte Fischer für den Werkstattrat klar. „Für eine Welt ohne Berührungsängste und Vorurteile ist Inklusion enorm wichtig, und diese sollte schon in Kindergärten starten.“