Ein Zug nach Nirgendwo? Dokumentiert bisher lediglich in einem Lied von Christian Anders. Hier zu sehen ein Zug der Gäubahn im Stuttgarter Hauptbahnhof. Foto: Lück

Post aus Wellendingen ist nicht nur in Stuttgart im Ministerium angekommen, sondern der Bürger aus der Provinz erhält ein dreiseitiges Antwortschreiben.

Wem die Gäubahn am Herzen liegt und wer sich mit den Geschehnissen im Zusammenhang mit der Bahnverbindung nach und von Stuttgart Hauptbahnhof auseinandersetzt, der erlebt keine rosaroten Zeiten.

Der Wellendinger Bürger Hartwig Ebert kann dennoch ein kleines Erfolgserlebnis vorweisen. Auf seinen Leserbrief zu „S-Bahn von Stuttgart über Rottweil nach Singen“, erschienen Ende Januar, erhielt er noch vor der Fasnet eine Antwort vom Landesministerium für Verkehr.

Eine Frage gestellt

Hartwig Ebert schüttelt verbal in seinem Schreiben den Kopf, mit Blick auf das Vorhaben der Verantwortlichen besagte Bahnverbindung ab 2025 für zehn Jahre für Pendler, Schweizer Touristen, Geschäftsleute und deutsche Reisende anbieten zu wollen.

Er stellt die Frage: Ist es wirklich unzumutbar und unmöglich für die Stadt Stuttgart, auf die relativ kleine Fläche des zukünftigen Wohngebiets vorläufig zu verzichten, um die notwendige Gäubahn mit zwei bis drei Gleisen oberhalb des neuen Bahnhofs in Stuttgart enden zu lassen?

Seine Schlussfolgerung: Es wäre auch eine Maßnahme im Interesse des Klimaschutzes, um eine weitere Zunahme des Straßenverkehrs zu verhindern; denn zwangsläufig würden viele Reisende die S-Bahn-Lösung oder das Umsteigen in Vaihingen nicht akzeptieren.

Antwort auf Eberts Anliegen

Eine Bürgerreferentin, beheimatet in dem besagten Landesministerium, hat sich Hartwig Eberts Anliegen angenommen und ein dreiseitiges Antwortschreiben verfasst. So erfährt der Wellendinger Bürger, dass seine Bedenken im Ministerium geteilt werden.

Ebert bekommt mitgeteilt, dass Stuttgart 21 „seit jeher nicht nur ein verkehrliches, sondern auch ein städtebauliches Projekt“ sei. Deshalb hätte sich die Stadt Stuttgart daran beteiligt, um eine sehr große Fläche zur Weiterentwicklung der Stadt erschließen zu können.

Die Bürgerreferentin zählt anschließend auf, dass und wie sich die anfänglichen Planungen „spürbar verbessert“ hätten. Hier fallen die Stichworte: Ausbau Regionalbahnhalt Stuttgart-Vaihingen, große Wendlinger Kurve, Pfaffensteigtunnel und digitaler Knoten Stuttgart.

Der „Nordhalt“

Anschließend erwähnt sie die im Juli 2022 erfolgte Verständigung der sich im Boot befindlichen Stellen: Erhalt der Panoramabahn bis zu einem noch zu errichtenden Halt in der Innenstadt (Nordhalt). Damit könnten negative Auswirkungen gemildert werden, die durch die Unterbrechung der Gäubahn entstünden. Dennoch: Für Fahrgäste mit dem Ziel Hauptbahnhof bleibe es bei der mehrjährigen Unterbrechung der Gäubahn und der Notwendigkeit eines zusätzlichen Umstiegs.

Sie spricht den „Faktencheck“ an. Nun sei es Ziel des Landes, „die im Faktencheck als vertretbar identifizierte Varianten vertieft auf ihre Realisierungsmöglichkeit hin zu überprüfen“.

„Seien Sie versichert...“

Zu all diesen mitunter schön klingenden Worte folgen noch weitere. „Seien Sie versichert: Wir arbeiten immer daran, eine im Sinne der Fahrgäste bestmögliche Lösung herbeizuführen und eine nachhaltige Verkehrswende im Sinne der Klimaschutzziele zu erreichen.“

Ein „umfassender Einblick in die Planungen“, auch mit Blick auf eine Veranstaltung im Herbst 2022, sei möglich über die Internetseite www.regionalverkehr-projekt-stuttgart-ulm.de mit vielfältigen Informationen.

„Keine Lösung angeboten“

Macht dies Mut? Hartwig Ebert resümiert auf Nachfrage jedoch wie folgt: „Die Tatsache einer Antwort hat mich gefreut; allerdings der Inhalt kann nicht befriedigen, weil keine Lösung angeboten wird, die ein direktes Erreichen des Stuttgarter Hauptbahnhofs durch Benutzer der Gäubahn ermöglicht. Ein Umsteigen am ’Nordhalt’ ist für Fernreisende nach Frankfurt oder Berlin keine Lösung. Es muss also eine andere Möglichkeit geschaffen werden, wenn die Gäubahn eine attraktive Magistrale zwischen Zürich und Stuttgart bleiben soll, wie es der Europäische Verkehrsplan vorsieht.“