Auf dem Bosch-Areal in der Ortsmitte von Renfrizhausen (hier der Blick von den Oberen Gärten) ist der Bau von drei Mehrfamilienhäusern geplant. Foto: Schwind

Der Bau von drei Mehrfamilienhäusern auf dem ehemaligen Bosch-Areal beschäftigte den Ortschaftsrat Renfrizhausen in der jüngsten Sitzung. In der Diskussion kamen die Vor- und Nachteile des Bauvorhabens für den Ort zur Sprache.

Sulz-Renfrizhausen - Nachdem der geplante Bau von 37 Wohneinheiten von der Ibach Bau GmbH & Co KG aus Rottweil in der Gemeinderatssitzung bereits diskutiert und die Planung von der stellvertretenden Stadtbauamtsleitung Madelaine Schatz vorgestellt wurde, war das Projekt jetzt auch Thema im Ortschaftsrat Renfrizhausen.

Wie auch schon bei der Gemeinderatsitzung in Sulz plädierte Ortschaftsrat Daniel Günthner vehement gegen den Bau der Wohnanlage, die das Ortschaftsratmitglied als völlig übertrieben bezeichnete. "In einem der kleinsten Stadtteile von Sulz soll das an Wohneinheiten gemessene größte Bauvorhaben realisiert werden", sagte er.

Gesamtbild der Bebauung wichtig

Günthners Hoffung, den Bau zumindest im letzten Augenblick noch bremsen zu können, nährt die Aussage seines Rechtsanwalts, der sich auf den Paragrafen 34 des Baugesetzbuches beruft. Der Paragraf sehe vor, dass im Zusammenhang der bebauten Ortsteile ein solches Vorhaben durchaus zulässig sein könne. Allerdings müsse sich die bauliche Nutzung nach Art, Größe und der Bauweise dem umliegenden Gesamtbild der Bebauung anpassen, was Günthner im vorliegenden Fall keineswegs sieht.

Der Paragraf lasse aber auch reichlich Spiel in der Ausführung für beide Seiten zu, gab Günthner zu. Er sieht auch die Zuwegung hinter der Bushaltestelle als wenig gelungen an. Ortsvorsteher Reiner Kimmich fügte an, dass im Moment Vermessungsarbeiten für eine Lösung der Zufahrt laufen würden. Ein Parkplatzproblem wie jetzt schon in den Oberen Gärten sehen die Ratsmitglieder allerdings auch hier trotz der Tiefgarage auf sie zukommen.

Einbau eines Liftes unumgänglich

Günthners Ratskollegen sehen das Bauvorhaben allerdings etwas nüchterner und sind nicht gänzlich gegen das Projekt, sondern nur gegen die Höhe. Aber gerade in der Höhe seien dem Bauherren die Hände gebunden. Um die gewollten barrierefreien Wohnungen realisieren zu können, sei der Einbau eines Liftes unumgänglich, erklärte Kimmich.

"Um ein gesundes Verhältnis des Lifts zwischen Kosten und Nutzen zu realisieren, werden Lifte erst ab einer Geschosszahl von mindestens drei Etagen eingebaut", informierte er. Eine Abstimmung auf Antrag von Günthner im Ortschaftsrat wurde ihm von seinen Ratsmitgliedern verweigert.

Areal immer wieder im Gespräch

Schon lange möchte man das Bosch-Areal bebauen, was aber immer wieder gescheitert ist. Fraglich ist auch, ob jemals wieder ein Bauträger gewonnen werde könne, der das schwierige Gelände bebauen möchte, war von Kimmich zu erfahren. Rückenwind gibt dem Bauvorhaben allerdings die rückläufige Einwohnerzahl um 8,8 Prozent in Renfrizhausen. Durch die zeitliche Übergangslösung, Gruppen vom Kindergarten im Bürogebäude der ehemaligen Firma Dreher unterzubringen, bis der Rathausumbau zum Kindergarten fertig ist, sieht der Ortsvorsteher nach einer Frage aus dem Gremium keine Probleme, die Kinder von den rund 150 neuen Einwohnern unterzubringen. "Dann haben wir einen der größten Kindergärten in der Stadt", nahm Kimmich die Tatsache sogar als Vorteil auf.

Der Renfrizhauser Ortsvorsteher steht deutlich hinter dem Bau des neuen Gebäudekomplexes, betonte er in der Ortschaftsratsitzung. Seiner Meinung nach wurde nur der Wunsch der Bevölkerung erfüllt, neben dem Kindergarten und der Hallenzufahrt zur Mühlbachhalle das Bosch-Areal mit Geschosswohnbau barrierefrei zu bebauen und zu ertüchtigen.

Diese drei Vorhaben bilden den Kern im Stadtentwicklungskonzept ISEK aus dem Jahr 2016 für Renfrizhausen. Zudem halte der Bauträger alle festgemachten Vorschriften wie Abstände und Größe ein, deshalb gab Kimmich einer Bürgerfrage wenig Hoffnung, hier noch erfolgreich eingreifen zu können.

Vom Bauträger war zu erfahren, dass er zunächst nur eines der drei Häuser bauen möchte und nach der erfolgreichen Vermarktung die weiteren dazukommen würden. Diese Aussage fand allerdings wenig Gefallen im Ortschaftsrat, da Teile wie die Tiefgarage mit gebaut werden müssten. Die Anfrage von Ortschafts- und Gemeinderätin Andrea Dreher, ob es hier eine schriftliche Bestätigung gebe, musste Kimmich verneinen.

In der Ortschaftsratsitzung war bis auf das Ratsmitglied Daniel Günthner nicht der große Wille zu erkennen, das Bauprojekt noch stoppen zu wollen – weder bei den anwesenden Bürgern noch bei den Ortschaftsratsmitgliedern. Bis auf die Dreigeschossigkeit und damit die Höhe der Gebäude sowie die Parkplatzprobleme sieht das Gremium eher die Chance, das Boschareal zu einem attraktiven Wohnstandort umzubauen.