Auf dem Bosch-Areal in der Ortsmitte sind drei Mehrfamilienhäuser geplant Foto: Schwind

Viele Jahre lang lag das Bosch-Areal in Renfrizhausen brach. Nun soll dort eine große Wohnanlage mit drei Mehrfamilienhäusern entstehen – für den Geschmack mancher Bürger und Räte eine Nummer zu groß.

Sulz-Renfrizhausen - Bereits in der Bürgerfragestunde kam das Thema auf. Der Renfrizhauser Ortschaftsrat Daniel Günther meldete sich zu Wort und bezeichnete das Bauprojekt als "völlig übertrieben für einen Ort wie Renfrizhausen". In einem der kleinsten Stadtteile von Sulz eines der größten Gebäude mit den meisten Wohneinheiten zu bauen, sei unpassend. Zudem kritisierte er die geplante Zufahrtssituation beim Bushäuschen.

Stadt ist geschrumpft

Bürgermeister Gerd Hieber erklärte, eine Zeit lang sei die Stadt Sulz in Sachen Einwohner geschrumpft. Von 2003 bis 2013 habe Renfrizhausen rund neun Prozent der Einwohner verloren. Und man sei trotz des erneuten Wachstums auf rund 800 Einwohner noch lange nicht bei der Zahl von 2003, so Hieber.

Unter anderem die rückläufige Einwohnerzahl habe 2014 Anlass dazu gegeben, das Stadtentwicklungskonzept ISEK auf den Weg zu bringen. Damit wollte die Stadt eine Trendwende schaffen. Im Konzept wird das Bosch-Areal mehrfach erwähnt. Unter anderem heißt es: "Es würde die gewünschte Entwicklung einer Ortsmitte sehr befördern, wenn es gelingt, das Bosch-Areal zu einem attraktiven, zukunftssicheren Wohnstandort zu verdichten".

Das Areal sei auch mehrfach in Zusammenhang mit Geschosswohnungsbau genannt worden, führte Bürgermeister Hieber weiter aus. Aus seiner Sicht sei das Projekt eines der passendsten seit Jahren.

37 Wohneinheiten

Madelaine Schatz gab anschließend einen Überblick über die geplante Baumaßnahme. Die Ibach Bau GmbH & Co. KG aus Rottweil will ein bestehendes Wohngebäude und das längliche Garagen-Gebäude auf dem Bosch-Areal abreißen und drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 37 Wohneinheiten und 56 Stellplätzen, davon 36 in der Tiefgarage, bauen.

Die Zufahrt zu den drei Mehrfamilienhäusern soll zum einen über die Herrenstraße, zum anderen über die Kronenstraße möglich sein. Teile der Gebäude werden auf Stelzen gestellt.

In Haus A und Haus B werden fünf rund 70 bis 120 Quadratmeter große Wohneinheiten pro Stockwerk entstehen, in Haus C drei Wohneinheiten je Stockwerk. Im Dachgeschoss wird die Außenfassade eingerückt, so dass jeweils eine Wohneinheit weniger Platz findet.

Die Tiefgarage soll begrünt und als Gemeinschafts- und Spielfläche genutzt werden. Das Gebäude werde kaum höher als das Bestandsgebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite, meinte Schatz. Zudem wirke es lange nicht so massiv wie die ursprünglich vor ein paar Jahren auf dem Bosch-Areal geplanten Mehrfamilienhäuser mit Satteldach.

Glücksfall für den Ort

Stadtbaumeister Reiner Wössner bezeichnete das Projekt als Glücksfall für Renfrizhausen. Andrea Dreher (CDU) sah das anders. Die Anlage sehe wunderschön aus. Am Ortsrand oder in größeren Stadtteilen könne sie sich diese auch gut vorstellen, nicht jedoch in Renfrizhausens Ortsmitte. Trotz der Vielzahl an Stellplätzen wies sie auf den Mangel an Parkplätzen im Ort hin und meinte, wenn die Bewohner Besuch bekämen, habe man ein Problem.

Dass dann "auf einen Schlag rund 150 Leute mehr in Renfrizhausen herumwuseln", behagte ihr ebenfalls nicht. Sie sei ja für Fortschritt und Wachstum, "aber das ist eine Explosion".

Beispiel für Innenentwicklung

Heidi Kuhring (GAL) begrüßte das Projekt hingegen. Man beschwere sich immer über den Flächenverbrauch, da sei ein solches Beispiel für Innenentwicklung lobenswert, fand sie. Kritisch sah sie allenfalls, die Zufahrt hinter dem Bushaltehäuschen einzuplanen. Ansonsten sei dies die beste Planung, die sie seit Langem in Sachen Mehrfamilienhäuser gesehen habe.

Reiner Wössner schlug vor, die Bushaltebucht eventuell zurückzubauen und das Wartehäuschen zu versetzen. Renfrizhausens Ortsvorsteher Reiner Kimmich meinte, der Ortschaftsrat sehe die Größe der Anlage kritisch, jedoch sei es prima, dass das Areal in dieser Planung so gut genutzt werde.

Kuhring erkundigte sich noch danach, ob Eigentumswohnungen oder Mietobjekte entstehen sollen. Bürgermeister Hieber meinte, die Erfahrung zeige, dass es sich etwa 50:50 aufteile.