Am Maute-Areal werden Kamin und Kesselhaus untersucht. Foto: Wahl

Drei Schlote ragten in Bisingen einst in die Höhe. Übrig ist 50 Meter hohes Bauwerk auf Maute-Areal.

Die Untersuchungen von Maute-Kamin und Kesselhaus haben Ende vergangener Woche begonnen. Die Ergebnisse könnten bereits im Herbst vorliegen. Einst waren es drei Schlote, die das Ortsbild geprägt haben.

Bisingen. Wer am Freitagvormittag die Bahnhof- oder die Raichbergstraße entlanglief, konnte beobachten, wie der rund 50 Meter Hohe Maute-Kamin untersucht wurde.

Mithilfe eines bis zu 70 Meter auszufahrenden Hubsteigers wurden Stabilität und Standfestigkeit des Kamins geprüft. Die Proben, welche von Michael Sieber und seinem Team vom gleichnamigen Ingenieursbüro aus Albstadt entnommen wurden, werden weitergeleitet an die Materialprüfanstalt an der Universität Stuttgart.

Vermutlich schon Ende Oktober sollen Auswertungen vorliegen, sodass der Gemeinderat über den Erhalt von Kamin, Kessel- und Turbinenhaus entscheiden kann. Diese Gebäudeteile sind untrennbar mit der Geschichte der Industrialisierung in Bisingen verbunden.

Siehe auch: Blog - Wie geht's weiter mit dem Maute-Areal?

Vor vielen Jahrzehnten war das Ortsbild noch geprägt von drei Fabrikkaminen: zwei bei der Textilfabrik Maute und ein weiterer bei der Keller’schen Schuhfabrik am Heidelberg.

Nach längerer Diskussion entschied sich der Bisinger Gemeinderat, ein Gutachten in Auftrag zu geben, das Klarheit darüber bringen soll, ob der Erhalt des Kamins sowie des Kessel- und Maschinenhauses auf dem Maute-Areal überhaupt möglich und lohnenswert ist. Nun hat die Untersuchung der Gebäudeteile begonnen. Ob die Gebäude auf dem Maute-Areal komplett abgerissen oder teilweise erhalten werden sollen, darüber gibt es noch keinen Beschluss.

Viele Bisinger verbinden mit dem Maute-Areal bis heute zahlreiche Erinnerungen.

Auf der Treppe das Vesper genießen

So etwa Bernhard Soder. In den 1950er-Jahren hatte er in der ehemaligen Fabrik eine Mechanikerlehre absolviert. Er berichtet von den langen Arbeitstagen, dass er auch an Samstagen arbeiten musste, von den vielen Lehrlingen, die der Betrieb in seinen glanzvollsten Zeiten ausgebildet hat. Ob es ihm manchmal weh tut, was aus dem ehemaligen Textilhersteller geworden ist? "Ich hab’s geschluckt." Ende November 2017 hat die Gemeinde das Gelände samt Gebäude für rund 950 000 Euro gekauft.

Auch Heinrich Hauth hat als 14-Jähriger in der Spulerei gearbeitet, sein Vater hat sich um den Fuhrpark des Unternehmens gekümmert, hat Ware gebracht und wieder weggefahren. Jeden Abend hat Hauth den Websaal nach dem Zehn-Stunden Tag mit seinen Kollegen kehren müssen. Eine harte körperliche Arbeit. Es gab aber ebenso Lichtblicke. Zum Beispiel, wenn er mit seinen Kollegen auf der Treppe saß und das Vesper genießen konnte. Ob er Kesselhaus und Kamin abreißen würde? Wenn diese Gebäudeteile erhalten werden, müsse es auch ein Konzept für die Nachnutzung geben.

Das Gutachten, das derzeit erstellt wird, soll dem Gemeinderat eine weitere Entscheidungsgrundlage liefern. Ob die Untersuchungen eindeutig ausfallen und dem Gremium eine klare Richtung weisen, bleibt abzuwarten.