Baden-württembergisches Bier ist in Russland beliebt. (Symbolfoto) Foto: Rainer Jensen/dpa

Jüngst veröffentlichte Zahlen des statistischen Landesamtes zeigen: Russland war 2023 das Hauptabnahmeland von baden-württembergischem Bier. Rothaus und Fürstenberg machen beim Export in das kriegsführende Land allerdings nicht mit.

„Wir haben ab Februar 2022 keine Aufträge mehr von russischen Kunden angenommen und spätestens im April waren alle bereits bezahlten oder auf dem Lieferweg befindlichen Bestellungen abgewickelt.“ Seitdem gebe es keine Lieferungen von Bier nach Russland, teilt Ilona Zimmermann mit. Sie ist Pressesprecherin der Brauerei Fürstenberg und erklärt: „Die Entscheidung war für uns selbstverständlich und alternativlos.“

Die Fürstlich Fürstenbergische Brauerei in Donaueschingen ist eine der größten Brauereien in Baden-Württemberg – und dazu die älteste: Bereits im Jahr 1283 erhielt Graf Heinrich I. von Fürstenberg das Brauprivileg.

Knapp fällt die Antwort auf unsere Presseanfrage bei Baden-Württembergs einziger Staatsbrauerei aus: Rothaus-Sprecherin Ann-Kristin Lickert verweist auf Aussagen von Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) gegenüber dem Südwestrundfunk (SWR). Hauk ist Aufsichtsratsvorsitzender bei Rothaus und soll dem SWR gesagt haben, dass angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine jedes Unternehmen für sich selbst bewerten müsse, mit wem es Geschäftsbeziehungen unterhalte. Rothaus exportiert laut SWR jedenfalls kein Bier nach Russland.

Eine Anfrage an Alpirsbacher Klosterbräu, ob Bier nach Russland exportiert werde, blieb trotz Rückfrage unbeantwortet.

Brauereien seien beim Thema Russland in keiner einfachen Lage, erklärt Hans-Walter Janitz vom Baden-Württembergischen Brauerbund. Zum einen müssten die Unternehmen Verträge erfüllen, zum anderen trügen sie die Verantwortung für viele Arbeitsplätze. Breche ein großer Absatzmarkt weg, könne das eine Brauerei ins Straucheln bringen. „Das macht am Ende viel aus“, sagt Janitz. Der Export von Bier nach Russland sei den Unternehmen sicher kein „Herzensanliegen“, sondern eine harte wirtschaftliche Entscheidung. „Es ist ein Dilemma“, so der Verbands-Geschäftsführer.

136 Millionen Liter nach Russland exportiert

Laut statistischem Landesamt verkauften die baden-württembergischen Brauereien im vergangenen Jahr Bier im Wert von 103,9 Millionen Euro ins Ausland, was rund 136 Millionen Litern entsprach. Das sei im Vergleich zum Vorjahr bei den die Ausfuhren ein Plus von rund 17 Prozent gewesen, heißt es.

Hauptabnehmerland mit Bierlieferungen im Wert von 23,1 Millionen Euro war dabei Russland. Auf dem zweiten Platz landete Italien mit 18,6 Millionen Euro an baden-württembergischen Bierlieferungen. Nach Frankreich wurde Bier im Wert von 16,2 Millionen Euro geliefert. China rutschte laut der Mitteilung gegenüber 2022 durch einen Rückgang von 22,8 Prozent auf 10,7 Millionen Euro von Platz zwei auf vier ab. Laut Landesamt waren 2023 rund acht Prozent des gesamtdeutschen Ausfuhrwertes von Bier auf die baden-württembergischen Exporte zurückzuführen.

Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine zogen sich viele deutsche Firmen vom russischen Markt zurück. Zuletzt gab am Montag der fränkische Baustoffhersteller Knauf die Beendigung seines Russland-Geschäfts bekannt. Das Unternehmen stand wegen seiner Russland-Geschäfte massiv in die Kritik.