Produziert seine Bienenwachsplatten selbst: Imker Jürgen Veser. Foto: Rahmann

Jürgen Veser hat seinen Bienenbestand nach seiner Pensionierung verdoppelt: von 20 auf 40 Völker an drei verschiedenen Standorten. Der Imker blickt auf mehr als 40 Jahre Erfahrung zurück und spricht über die diesjährige Ernte, den Klimawandel und Honigpreise.

„Eine Zeit lang war das nur was für alte Leute“, sagt Jürgen Veser, Vorstand des Imkervereins Hohenzollern-Alb, zur Bienenzucht. Besonders während der Corona-Pandemie habe das Interesse an der Imkerei bei jungen Leuten stark zugenommen. Der ehemalige Forstrevierleiter Veser hat jedoch „viele anfangen und wieder aufhören“ gesehen, manche schätzten die ganzjährige Arbeit „vollkommen falsch“ ein.

„Imkerei ist eine Passion wie das Jagen und das Fischen“, sagt er. Bei dem Level, das er als Imker mittlerweile erreicht hat, sei die Vermehrung der Völker kein Problem mehr: „Der Rückbau ist eher schwierig.“

Als erfolgreicher Imker betreibt er mittlerweile einen eigenen Bienenwachs-Kreislauf. Die Waben, die die Bienen auf den Wachsplatten aufbauen, schmelzt er wieder ein und erzeugt damit neue Wachsplatten, die er wiederum in die Bienenstöcke einsetzen kann. So weiß er sicher, dass in den Wachsplatten keine chemischen Rückstände sind. Zudem steigen die Preise für Wachsplatten derzeit stark an, berichtet Veser.

Der Zuckersirup aus Weizen, von dem er pro Bienenvolk jährlich 20 Kilogramm verfüttert, habe sich im vergangenen Jahr vom Preis her verdreifacht. Honig, wie man ihn teilweise zu äußerst günstigen Preisen in verschiedenen Märkten bekommt, könne eigentlich nur verfälscht, mit Zucker gestreckt oder komplett künstlich hergestellt sein, meint Veser.

„Die Blüte des Bergahorns war extrem“

Die Menge, die er selbst an Honig produziert ist sehr schwankend. 2021 habe er gar keinen Honig gewinnen können. Dieses Jahr habe es bis vor ein paar Wochen auch noch schlecht ausgesehen mit der Honigernte, denn es war „viel zu kalt“. Für die Bienen sei es zu kalt zum Fliegen gewesen und auch einige Blüten – wie der Löwenzahn – produzieren ihren Nektar erst ab 15 Grad Celsius.

Die anschließende Hitzewelle „hat uns gerettet“, sagt Veser: „Die Blüte des Bergahorns war extrem.“ Von einem Tag auf den anderen habe ein Bienenstock auf der Waage sechs Kilogramm mehr gewogen – „für mich eine Rekordzunahme“. Durch die reiche Honigproduktion schwärmen die Bienen stark aus – rund fünf Völker hat er wieder einfangen können, genauso viele sind ihm davongeflogen.

Insgesamt besitzt Jürgen Veser 40 Bienenvölker. Foto: Rahmann

Imker in Balingen hätten dieses Jahr mit der Honigernte Pech gehabt. Dort sei die Blüte früher als bei Vesers Bienenstöcken in 730 Metern Höhenlage gewesen – als es für den Bienenflug noch zu kalt war.

Nun steht normalerweise eigentlich die Waldhonig-Ernte an, doch hier sei die Trockenheit ein Problem. Lecanien-Läuse, die Honigtau produzieren können, gebe es auf den Fichten in der Nähe seiner Bienen zwar genügend – doch die Bäume seien zu gestresst, ständen nicht in vollem Saft. So sei der Honigtau zu trocken und die Bienen könnten ihn nicht verarbeiten, fügt Veser hinzu. Er habe die vergangenen fünf Jahre „keinen Tropfen Waldhonig gewonnen“. Früher sei die jährliche Ernte „eine sichere Sache“ gewesen.

Durch den Klimawandel werden auch in der Höhenlage Hornissen, die unter anderem Bienen fressen, immer mehr. Die asiatische Hornisse sei in Südfrankreich für einige Imker bereits existenzbedrohend. Das größte Problem sei aber die Varroa-Milbe, deren Verbreitung in Deutschland dazu führe, dass hiesige Bienen auf den Menschen angewiesen sind. Hierzulande setzen Imker vor allem natürliche Stoffe wie Ameisen- und Oxalsäure gegen den Parasiten ein, sagt Veser.