Ausbildungsberufe sind begehrt. Der Kreis Rottweil bewirbt sich darum, Mechatroniker ausbilden zu dürfen. (Symbolfoto) Foto: Karmann

Schüler müssen noch in Nachbarlandkreise. Zweiter Versuch für Ausbildungsberuf. Schramberg soll Standort werden.

Kreis Rottweil - Der Kreis Rottweil wagt einen weiteren Vorstoß, den Ausbildungsberuf des Mechatronikers auch hier anbieten zu können. Ein Versuch vor fünf Jahren scheiterte. Dennoch geht man voller Hoffnung ins Rennen.

"Wir hoffen jetzt, dass die Nachbarlandkreise nicht nur auf sich selbst, sondern auf die ganze Region schauen, damit wir unser gerechtes Stück vom Kuchen abbekommen", meinte Landrat Wolf-Rüdiger Michel im Kreistag. 2015, als es darum ging, dass die Beruflichen Schulen Oberndorf-Sulz den Ausbildungsberuf einrichten wollten, fand eine Fachkonferenz statt.

Landrat sicher: Rottweil hat diesmal bessere Chancen

Damals hatte das Regierungspräsidium Freiburg mitgeteilt, dass eine Abgabe von Schülern an den Landkreis Rottweil nicht zur Disposition stehe. Der Schwarzwald-Baar-Kreis und der Landkreis Tuttlingen seien nicht zu Kompromissen bereit. Es hatte noch einige weitere Sitzungen gegeben, ohne jedoch zu einem positiven Ergebnis zu kommen. Diesmal hat Rottweil bessere Chancen, ist sich der Landrat sicher. Die Schülerzahlen an den Beruflichen Schulen hätten sich mehr als verdoppelt und gäben Anlass dazu, einen zweiten Vorstoß zu wagen. 2014 lag die Zahl noch bei 24 Schülern, 2019 waren es bereits 64.

Mit Ausbildungsbeginn 2019 befanden sich laut Kreisverwaltung 174 Mechatronik-Auszubildende in 36 Ausbildungsbetrieben im Landkreis Rottweil. Zum Stand September 2020 waren es 192.

Diese Schüler würden bislang außerhalb des Kreises, vor allem in Villingen-Schwenningen und Tuttlingen, aber auch in Freudenstadt und dem Zollernalbkreis beschult.

Schramberg hat Nase vorn

Gerade für junge Erwachsene unter 18 Jahren sei es jedoch wichtig, die Anreise zur Schule möglichst kurz zu halten, meinte Kreisrat Clemens Maurer (CDU). Zudem sei der Mechatroniker DAS Berufsbild zurzeit. Aufgrund der Digitalisierung gingen Zahlen bei den Mechanikern immer mehr zugunsten des Mechatronikers zurück.

60 Prozent der Mechatroniker-Ausbildungsplätze sind laut Kreisverwaltung derzeit in der Raumschaft Schramberg angesiedelt. Durch die Lernfabrik 4.0 und die Fachlehrer erfüllten die Beruflichen Schulen Schramberg die Voraussetzungen dieses Berufsbilds, weswegen der Kreis auf dieses "Pferd" setzen will.

Beruflichen Schulen Oberndorf-Sulz berücksichtigen?

Hubert Nowack (Grüne) meinte, dass ein zweiter Standort für den Ausbildungsberuf gar nicht schlecht wäre und man deshalb auch die Beruflichen Schulen Oberndorf-Sulz berücksichtigen sollte. "Wenn wir mit einem doppelten Anspruch ins Rennen gehen, haben wir keine Aussicht auf Erfolg", meinte Michel dazu. Es mache Sinn, das Angebot dort einzurichten, wo die meisten Betriebe und Schüler seien.

"Die Zahlen sprechen einfach eine deutliche Sprache, auch wenn wir natürlich alle Berufsschulen weiterentwickeln wollen", erwiderte Michel auf Ruth Hunds’ (SPD) Frage, ob der Zug für die BOS Oberndorf-Sulz nun endgültig abgefahren sei, wo sie doch so vorausschauend 2015 diesen Antrag gestellt hatten. Oberndorfs Bürgermeister Hermann Acker (FWV) stimmte Michel zu. Die Fakten seien eindeutig. Fraktionskollege Markus Huber meinte, man könne nur dafür sein, den Ausbildungsberuf im Kreis einzurichten. Er sei ein Pflichtbestandteil des Industriestandorts.

Finanzdezernent Gerald Kramer erklärte, dass man ein wenig unter Zeitdruck sei, wenn man zu Beginn des Schuljahrs starten wolle. Er bezeichnete den Anspruch des Landkreises als absolut gerechtfertigt, auch wenn die Nachbarn das anders sähen. Momentan gebe es vier Mechatronikerklassen in Villingen-Schwenningen. "Wenn es dann mal nur noch zwei oder drei sind, dann kann jeder gut damit leben", sagte er seine Meinung.

Der Kreistag stimmte geschlossen dafür, einen neuen Versuch für die Einrichtung des Mechatronikerberufs zu starten.