Die Forderung der Hardrocker von Human Zoo ist eindeutig: Nach der Show stellen sie sich zum Schlagwort "P-E-A-C-E" auf der Bühne der Balinger Volksbankmesse auf. Foto: Ungureanu

Rockig und nachdenklich war die Atmosphäre, aber auch hoffnungsvoll. Und zwischendrin gab es ordentlich was auf die Ohren: Mehr als 400 Zuhörer, darunter rund 120 Ukraine-Flüchtlinge, die im Ankunftszentrum in Meßstetten leben, sind der Einladung des Aktionsbündnisses "Demokratie ist mehrWert" zum Benefizkonzert in die Balinger Messehalle gefolgt.

Balingen - Das Lineup mit Leeeza, Human Zoo und The Dewy Lilies hat dabei am Mittwochabend in Balingen gut drei Stunden lang für Partystimmung gesorgt. Der Bühnenhintergrund sagte schon auf den ersten Blick, worum es ging: Eine Friedenstaube auf dem blau-gelben Hintergrund der ukrainischen Nationalflagge. Analog zum bevorstehenden Osterfest, an dem die Auferstehung des Herrn gefeiert wird, kündigte Erwin Feucht die "Auferstehung" der Ukraine an, sobald der Krieg vorbei sein werde.

Hilfsbereitschaft ist groß

Mut machen sollte der Abend, den viele Unterstützer, Spender und Sponsoren möglich gemacht hatten. Dabei zeigte sich einmal mehr: Die Hilfsbereitschaft ist groß. Von Zuflucht und einem kleinen Stück Heimat sprach Oberbürgermeister Helmut Reitemann und verwies auf die zahlreichen Hilfsangebote von Seiten der Stadt. René Mey erinnerte an die Tätigkeit des DRK im Ankunftszentrum Ukraine in Meßstetten, an die Ehrenamtlichen in der Kleiderkammer und in der Krankenstation.

Zuhörer gehen mit

Nach einer Tanzeinlage der zehnjährigen Alischa aus der Ostukraine legte Leeeza los – mit der wandlungsfähigen Stimme von Lisa Steigmayer und Songs von Soul bis hin zu Country, Rap-Einlagen und Rock. Cover-Versionen zu "Simply The Best" von Tina Turner, "One Love, One Life" von Joe Cocker oder – passend zum Abend – "Dear Mr. President" von Pink verlieh die Sängerin ihre eigene Note, und bei ruhigeren Titeln wurden Handy-Lichter geschwenkt, die Zuhörer gingen mit. In die Beine ging es, als Gitarrist und Sänger Simon Steigmayer mit dem "Kompliment" der Sportfreunde Stiller die Messehalle rockte.

Initiativen stellen sich vor

Privatinitiativen, die Ukraine-Hilfe leisten, stellten sich auf der Bühne vor. Darunter Michael Maier, der mit Unterstützung des Rosenfelder Vereins Orfanis Hilfsgüter an der rumänisch-ukrainischen Grenze bei Sighet sammelt und ins Kriegsgebiet bringt.

"Stop the war!"

Und dann kündigte Erwin Feucht "eine der besten deutschen Rockbands" an: Die Balinger Hardrock-Band Human Zoo, die dem bereits angeheizten Publikum mit dröhnenden Riffs und der unverwechselbaren Stimme von Thomas Seeburger ordentlich was auf die Ohren gab. Nach Titeln wie "A Day To Remember" aus dem Album "My Own God" und der eindringlichen Forderung "Stop the war!" formierten sich die Musiker mit eigens bedruckten T-Shirts zum Schlagwort des Abends: "P-E-A-C-E" – Frieden.

Krieg soll sich selbst zerstören

Die Zehntklässlerinnen Katerina und Jaroslawa, die derzeit eine Vorbereitungsklasse besuchen, sangen zur E-Gitarre Lieder – wie Dolmetscherin Natalia Aculova sagte darüber, wo sie herkamen und wo ihr Zuhause ist, über die Hoffnung, dass der Krieg sich irgendwann selbst zerstören werde, über die Liebe.

Und dann legten The Dewy Lilies Hits von den 1970ern bis heute nach. Zu "Johnny B. Goode", "Listen To The Music" und "Footloose" wurde getanzt und gefeiert, als würden Ukrainer und Zollernälbler einander schon ewig kennen, ehe sich die Musiker zum großen Finale allesamt auf der Bühne einfanden.

Es habe sich gezeigt, meinte Alexander Maute, der die Veranstaltung angestoßen hatte, dass der Balinger Rockverein mit der Auswahl der Bands genau den Geschmack des vorwiegend jungen Publikums getroffen habe.