Eine Institution auf dem Balinger Wochenmarkt: Ruth und Rudolf Schäfer mit ihrem Bratwurststand. Nun ist Rudolf Schäfer im Alter von 85 Jahren gestorben. Foto: Maier

Er gehörte zum Balinger Wochenmarkt fest dazu – ebenso wie seine Bratwürste. Nun ist Rudolf Schäfer im Alter von 85 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Balingen-Weilstetten - Er war eine Institution auf dem Balinger Wochenmarkt, wie auch auf vielen anderen Märkten der Region. Nun ist Rudolf Schäfer im Alter von 85 Jahren gestorben.

Lesen Sie hier: Das Portrait von Rudolf Schäfer aus dem Jahre 2018

An seinem Stand, den er zusammen mit seiner Frau Ruth Schäfer jahrzehntelang betrieb, bekam man nicht nur leckere Bratwürste, sondern auch immer einen guten Spruch. Auch diesen: Seine Würste seien so gut, "weil wir sie verkaufen".

Rudolf Schäfer gab heißen Tipp an Volker Kauder

Für viele Balinger gehört eine Wurst – wahlweise eine Rote, eine Riesen- oder eine Currywurst – zum Samstagsritual auf dem Wochenmarkt dazu. Bei Schäfers aber ging es immer um mehr als nur die Wurst. Insbesondere Rudolf Schäfer hatte von Beginn an verstanden, dass dazu eine gewisse Show gehört. Und die bot er mit seinen Sprüchen. Jeder, der sich eine Stärkung holte, bekam einen ab.

Auch vor Prominenten schreckte Schäfer nicht zurück: So verdutzte er einst den damaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Volker Kauder aus dem Nachbarwahlkreis Rottweil auf dem Sulzer Markt mit einem ganz heißen Tipp: Er könne nämlich, sagte Schäfer, Rote in Schwarze verwandeln. Kauder soll herzlich gelacht haben, bevor er sich eine Rote einverleibte.

Legendär auch der immer wiederkehrende Tadel an Bratwurstesser, die kein Trinkgeld geben wollten: Schwäbisch-charmant wies Schäfer dann auf das tönerne Sparschwein auf der Theke mit dem Schriftzug "Schwarzgeld" hin.

Wurstbraterei - aus Nebenerwerb wird Haupteinnahmequelle

Angefangen haben Ruth und Rudolf Schäfer mit der Wurstbraterei im Nebenjob. Rudolf Schäfer, gebürtig aus Nürtingen, war als junger Industriekaufmann in einem mittelständischen Unternehmen in Stuttgart in führender Position tätig. Ruth Schäfer arbeitete als Telefonistin und Empfangsdame für MAN in München.

Als die Firma, für die Rudolf Schäfer tätig war, Ende der 1960er-Jahre verkauft wurde, musste sich das frisch verheiratete Paar neue berufliche Wege überlegen. Die Wahl fiel auf etwas ganz Neues: 1970 übernahmen sie das Café-Restaurant Bürgerstüble in Owingen. Die Gastronomie allein war ein hartes Geschäft, weshalb sie nach einem Nebenerwerb Ausschau halten mussten.

Per Zeitungsannonce suchten die Schäfers nach einem Bratwurststand, kauften einen für 300 Mark samt Bräter, damit begann 1973 der Nebenerwerb, der sich schon bald zur Haupteinnahmequelle mausern sollte. Die Zentrale befindet sich in Weilstetten. Heute betreibt Sohn Oliver die Bratwurst-Geschäfte.

Rudolf Schäfer wollte er nicht aufhören

Länger als 45 Jahre waren die Schäfers gemeinsam am Grill tätig. Aufhören wollte Rudolf Schäfer eigentlich nicht, auch nicht, als er die 80 schon überschritten hatte.

Allerdings trat er ein wenig kürzer: Nach dem Aufbau des Stands in Balingen ging er erst einmal ins Café und las Zeitung. Ruth Schäfer beschrieb das im Gespräch mit unserer Redaktion einmal so, dass ihr Mann nun eben Überstunden abbaue. Und: Dass ihr Mann ohne den Markttrubel nicht leben könne: "Er braucht das wie die Luft zum Atmen."

"Noch 50 Jahre" wolle er das machen, sagte Rudolf Schäfer 2018, als er schon 45 Jahre im Bratwurstgeschäft war. Lachte, und schob hinterher: Zu viel arbeiten sei nix, gar nicht mehr arbeiten sei aber auch Käse.

So hätte er wohl weitergemacht, wenn nicht gesundheitliche Probleme das vereitelt hätten. An deren Folgen ist er nun gestorben. Seine letzte Ruhestätte hat Rudolf Schäfer im Ruheforst Zollerblick in Hechingen gefunden.