Die Fahne des HBW flatter während eines Heimspiels in der SparkassenArena – dass sie schon bald in einer neuen Handballhalle zu sehen ist, erscheint unwahrscheinlich: Vom Land ist für das Vorhaben wohl erst einmal kein Geld zu erwarten. Foto: Maier

Sonderförderprogramm für Sportstätten nicht im Haushalt enthalten. Strobel: "enttäuschend".

Balingen - Sportlich ist das vergangene Wochenende für die HBW-Handballer mit dem Sieg gegen Göppingen prima gelaufen – sportpolitisch aber gab es einen auf lange Sicht richtig herben Dämpfer: Für den Bau der geplanten neuen Handballhalle in Balingen ist wohl kein Geld vom Land zu erwarten.

Die Verantwortlichen des HBW um Geschäftsführer Wolfgang Strobel und Präsident Arne Stumpp waren nach Gesprächen mit Abgeordneten und in Ministerien noch im Sommer voller Hoffnung, dass das Land für den Doppelhaushalt 2020/21 ein Sonderförderprogramm für Sportstätten mit überregionaler Bedeutung auflegen würde (wir berichteten). Und dass das Vorhaben des HBW darüber Unterstützung erhält.

Nun aber ist fast sicher: Dieses Sonderprogramm wird es nicht geben. Es ist im Entwurf des Doppelhaushalts, der Anfang November im Landtag eingebracht und in der vergangenen Woche erstmals debattiert wurde, schlicht nicht enthalten. Noch besteht die Möglichkeit, dass das Programm und damit auch das HBW-Vorhaben über einen Fraktionsantrag in den Landeshaushalt rutscht, der Mitte Dezember verabschiedet werden soll – aber die Chancen dafür werden allgemein als gering bewertet: Bisher konnten sich Grüne und CDU darüber nicht einigen, warum sollte es jetzt plötzlich doch klappen?

16 Millionen Euro werden benötigt

Für den HBW würden die ausbleibenden Fördermittel von Seiten des Landes bedeuten, dass die neue Halle vorerst nicht realisiert werden kann. Benötigt werden für den Neubau geschätzt rund 16 Millionen Euro. Vom Land hatte sich der HBW die Hälfte der Summe erhofft, den Rest hätten die Handballer gemeinsam mit der Stadt Balingen und dem Landkreis gestemmt. Die Gremien hatten entsprechende Absichtserklärungen verabschiedet.

Die neue Halle ist nach Meinung des HBW aus vielen Gründen dringend notwendig: Die SparkassenArena, wo ein An- oder Umbau nicht sinnvoll ist, ist nicht optimal für den Spielbetrieb geeignet. Vor allem aber ist sie zu klein: Nur rund 2400 Fans finden darin Platz, viel weniger als bei anderen Bundesliga-Clubs. Von einer größeren Zuschauerkapazität erhofft sich der HBW auch mehr Einnahmen und damit einen größeren finanziellen Spielraum, um die Wettbewerbsfähigkeit in Deutschlands Handball-Topliga zu steigern.

Strobel und Stumpp haben kein Verständnis

Als "stark enttäuschend" bezeichnete HBW-Geschäftsführer Strobel am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung den Umstand, dass das Sportförderprogramm und damit der Hallenneubau nicht Eingang in den Haushalt gefunden hat. Ende September habe er am Rande des Spiels des HBW gegen Wetzlar bei Landtagsabgeordneten aus den Nachbarlandkreisen für das Vorhaben geworben, Mitte Oktober aber habe er Signale aus Stuttgart empfangen, dass das Förderprogramm wohl in der politischen Mühle zermahlen wird. Endgültig wolle er das Fördergeld noch nicht abschreiben, so Strobel, schließlich sei der Landeshaushalt noch nicht verabschiedet. Er sagt aber auch: Die Wahrscheinlichkeit, dass doch noch Geld kommt, sei gering.

HBW-Präsident Arne Stumpp äußerte am Montag sein Befremden darüber, dass es mit dem Fördergeld wohl nicht klappt. Dafür, dass das Sportstättenprogramm nicht im Haushalt enthalten sei, habe er keinerlei Verständnis, so Stumpp: Er sehe ein "Missverhältnis" bei Projekten, die in Ballungszentren wie Stuttgart einerseits und im Ländlichen Raum andererseits unterstützt würden. Als "sehr schade" bezeichnete HBW-Vorsitzender Dietmar Foth das recht wahrscheinliche Aus für die Hallenneubaupläne.

Hoffmeister-Kraut will Kampf nicht aufgeben

Die CDU-Landtagsabgeordnete und Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut, die sich gemeinsam mit den HBW-Verantwortlichen sowie Balingens Oberbürgermeister Helmut Reitemann und Landrat Günther-Martin Pauli stets für den Neubau stark gemacht hatte, will den Kampf darum derweil noch nicht aufgeben. Sie sei nach wie vor der Überzeugung, dass ein Sonderförderprogramm der richtige Weg sei, um Sportstätten von überregionaler Bedeutung zu unterstützen. Auf allen Ebenen und überfraktionell habe sie Gespräche geführt, um die Dringlichkeit des HBW-Projekts zu verdeutlichen. Bislang, so Hoffmeister-Kraut, sei der Haushalt noch nicht verabschiedet, "und wir befinden uns im parlamentarischen Verfahren".

Die CDU-Landtagsfraktion werde sich weiter für das Sonderförderprogramm einsetzen, über das außer für den Hallenneubau in Balingen auch Geld für das Ulmer Leichtathletik-Donaustadion, das Sportbad Bad Canstatt und die Skisprungschanze Baiersbronn fließen sollte. "Gemeinsam mit den Kollegen der CDU-Fraktion werde ich weiterhin kämpfen und beim Koalitionspartner dafür werben, Mittel für die Sportstätten bereitzustellen", so Hoffmeister-Kraut, denn: "Wir müssen Spitzen- und Breitensport fördern." Sollte dies nicht gelingen, könnte das Thema aber im Rahmen der Beratungen über den Solidarpakt IV Sport ab 2022 erneut aufgerufen werden.