Um das Wohl seiner Rinder ist der Landwirt Ernst Hermann Maier besorgt und engagiert sich seit Jahren für eine bessere Tierhaltung. Foto: Hellwig

Kampf des "Rinderflüsterers" Ernst Hermann Maier für das Tierwohl zeigt Erfolge. Chips statt Ohrmarken.

Balingen-Ostdorf - Zum 25. Jubiläum des Vereins Uria hat der Vereinsvorsitzende und Landwirt auf dem Uria-Hof in Balingen-Ostdorf, Ernst Hermann Maier, bei der Hauptversammlung mehrere Erfolge vermeldet.

Die Europäische Union ermöglicht Maier ab dem 1. April 2021 ganz offiziell das, was er seit Beginn seines Engagements anstrebt: den Einsatz von Chips statt Ohrmarken zur Kennzeichnung der 250 bis 300 Tiere seiner Rinderherde. Das Verfahren sei deutlich besser, sicherer und schmerzfrei. "Jetzt haben wir also die Situation, dass wir spätestens ab dem nächsten Jahr nicht mehr sanktioniert werden können, weil es gegen geltendes EU-Recht verstoßen würde. Das heißt also, dass wir die Subventionsgelder, die uns sowieso zustehen, wiederbekommen", berichtete Maier unter Applaus.

Knapp 1500 Mitglieder

Außerdem kann der im Jahre 1995 gegründete Verein zur Förderung einer neuen Art der Tierhaltung mittlerweile fast 1500 Mitglieder verzeichnen. Eine stolze Zahl, die laut Maier niemand dem Verein zugetraut hätte: "Die Behörden sind immer wieder verblüfft, wie viele Mitglieder hier sind. Das können einige gar nicht glauben. Sie denken: Da treffen sich vielleicht fünf Leute." Gleiches gelte für das heutige Bestehen des Bauernhofs überhaupt, dem jahrzehntelange und immens teure juristische Kämpfe vorausgingen.

Doch statt sich auf dem aktuellen Stand auszuruhen, sieht sich Maier noch lange nicht am Ziel: "Wir müssen schauen, dass der Verein noch stärker wird. Mir schwebt vor, dass wir irgendwann eine ganz starke Organisation mit etwa 100.000 Mitgliedern sein müssen."

Der durch viele TV-Reportagen bekannte Landwirt und Autor des Buchs "Der Rinderflüsterer" hatte 2001 die Genehmigung für das vom Uria Verein begleitete und geförderte tierschonende Schlachtverfahren erhalten. Eigens dafür wurde die mobile Schlachtbox entwickelt.

schwarzwaelder-bote.de hat den Uria-Hof 2019 besucht:

Immer mehr Nachahmer

Ferner gebe es für diese neue Form der Schlachtung ohne Schmerzen und Stress bei den Rindern nun auch in Form von immer mehr Nachahmern massive Fortschritte. Wie Maier auf der Hauptversammlung mitteilte, hätten sich der mobilen Schlachtung mittlerweile schätzungsweise rund 1000 andere Bauernhöfe im In- und Ausland angeschlossen, die ihren Tieren damit den lebenden Transportweg in den Schlachthof ersparten.

Die Box ermögliche es, dass die Rinder in gewohnter Umgebung ohne das Einfangen und Verladen betäubt und getötet werden: "Die Tiere verbleiben in ihrem vertrauten Umfeld und werden, während sie fressen oder ruhen, überraschend betäubt, sodass keine unnötigen Schmerzen, Angst und Panik für das zu schlachtende Tier und seine Herdenmitglieder auftreten können."

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Zu der ursprünglich für März angesetzten und jetzt nachgeholten Mitgliederversammlung waren trotz der aktuellen Krisenzeit etwa 50 Mitglieder und Freunde gekommen. Sie wählten den gesamten Vorstand einstimmig wieder und erlebten einen aufgeweckten und kämpferischen Vorsitzenden, der sich gegenüber seinen Mitgliedern demütig und dankbar zeigte. Denn ohne deren Unterstützung würde es den Hof und damit auch seinen Kampf für einen neuen, "würdevolleren Umgang mit Nutztieren" laut Maier nicht mehr geben.

Mit seiner erneuten Kandidatur will der überzeugte Tierschützer erreichen, dass der Verein noch stärker wird. Es werde ein immer größeres Netzwerk an Landwirten geben, "die ihre Tiere lieben": "Wir müssen noch größer und noch stärker werden, damit Schlachttiertransporte und diese Ohrmarken-Kennzeichnungen aufhören, und dass man die Nutztierhaltung Schritt für Schritt weg von der Massentierhaltung in einen ethisch vertretbaren Rahmen bringt."