Ernst Hermann Maier verbringt gerne Zeit mit seinen Tieren. Foto: Frey

Ernst Hermann Maier vom Uria-Hof schimpft über schwarze Schafe im Ministerium. Mit Video

Balingen-Ostdorf - Nach langen Auseinandersetzungen mit Behörden fühlt sich der Ostdorfer Landwirt Ernst Hermann Maier bestätigt: Die vom ihm praktizierte Kennzeichnung von Rindern durch Chips anstelle von Ohrmarken wird im nächsten Jahr EU-weit zulässig. Doch damit ist sein Kampf nicht vorbei.

Das Tierwohl steht heutzutage für viele Verbraucher an erster Stelle. Umso frustrierender ist es, wenn einem als Bauer von Seiten der Behörden das Leben in dieser Hinsicht schwer gemacht wird. Ernst Hermann Maier, Inhaber des Uria-Hofes in Ostdorf, kann davon ein Lied singen.

Herbe finanzielle Einschnitte für Hof

Er eckt schon seit Jahrzehnten bei verschiedenen Behörden an und liefert sich zahlreiche Rechtsstreitigkeiten. Weil er seine Tiere seit Jahrzehnten beispielsweise nicht mit den üblichen eingestanzten, für die Tiere schmerzhaften, Ohrmarken versieht, sondern elektronische Transponder-Chips verwendet, wird er seit 2013 mit Sanktionen belegt. Herbe finanzielle Einschnitte sind die Folge – rund 40.000 Euro verliert der Hof nach Angaben des "Rinderflüsterers" dadurch im Jahr.

Siehe auch: Die glücklichen Rinder vom Uria-Hof

"Das Problem war ja immer, dass manche Behörden behauptet haben, dass sie die Ohrmarkenpflicht gnadenlos durchsetzen müssten, da Baden-Württemberg sonst sechsstellige Strafzahlungen zahlen müsste – das war immer das Schreckgespenst", sagt Maier. In seinen Augen ist das allerdings "erstunken und erlogen". Die EU hätte in seinen Augen die Erlaubnis zur Chipkennzeichnung schon längst eingeführt, wäre sie nicht am Widerstand von Deutschland gescheitert.

2021 wird Chipkennzeichnung von Rindern EU-weit zulässig sein

Er vermutet, dass einige verantwortliche Beamte korrupt sind. Auch Druck von den Ohrmarken-Herstellern sieht er als mögliche Ursache für die späte Zulassung. "Ohrmarken sind ein Bombengeschäft. Die Hersteller bekommen die Aufträge automatisch, und wenn die Bauern nicht spuren, bekommen Sie es mit den Behörden zu tun", echauffiert sich der 77-jährige. Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels: Ab April 2021 wird die Chipkennzeichnung von Rindern EU-weit zulässig sein.

Einen weiteren Streitpunkt stellt Maiers Mobile Schlachtbox dar. Es bedeutet für die Tiere deutlich weniger Stress, wenn sie in ihrem gewohnten Umfeld erlegt werden, sagt Maier. Doch die deutsche Bürokratie sieht das offenbar anders. Nachdem die Schlachtbox zunächst zugelassen war, gab es Ende vergangenen Jahres erneut Ärger mit den Behörden. Von Seiten eines Stuttgarter Verwaltungsbeamten hieß es in einem Schreiben, die Schlachtbox sei nicht EU-konform. Die Vorgabe sei, dass sich Schlachter und Schlachttier in der Box aufhalten können. Dafür gebe es allerdings keine Rechtsgrundlage, widerspricht Maier. Dies sei die "Privatmeinung" des Beamten und nicht geltendes Recht.

Auch unser Video-Team war zu Besuch auf dem Uria-Hof:

Darüber hinaus hatte ihm Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) zum Thema Mobile Schlachtung seit geraumer Zeit einen persönlichen Dialog versprochen. Dieser sei aber nie zustande gekommen. Auf eine Nachfrage im Dezember 2019 habe der Minister nicht reagiert. "Dann kam Corona dazwischen", sagt Maier. Er werde ihm auf jeden Fall noch mal schreiben. "Ich werde ihn öffentlich so deutlich ansprechen, dass er seine Zusage endlich einhalten muss. Es kann nicht sein, dass sich ein Minister auf seiner Homepage bürgernah gibt, aber Terminzusagen dann nicht einhält", empört sich der 77-jährige Landwirt.