Ein Lastwagen fährt auf der Bundesstraße 27 an Engstlatt vorbei. Auf diesem Abschnitt könnte bald wieder statt 120 eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 Stundenkilometern gelten – zum Ärger vieler Engstlatter. Foto: Maier

Engstlatt befürchtet stärkere Lärmbelastung bei Tempo 130. OB Reitemann sagt strenge Kontrollen zu.

Balingen - Bleibt’s beim Kompromiss – oder wird doch noch alles ganz anders? Nach dem Vergleich vor dem Verwaltungsgericht Sigmaringen (VG) zum Tempolimit auf der Bundesstraße 27 will sich die Balinger Stadtverwaltung noch in dieser Woche mit den Kollegen aus Hechingen und vom Landkreis zum weiteren Vorgehen abstimmen.

Oberbürgermeister Helmut Reitemann sagte am Dienstag im Balinger Gemeinderat, es müsse insbesondere geprüft werden, ob man dem Kompromissvorschlag zustimmen werde. Dieser sieht vor, dass das derzeit noch gültige Tempolimit von 120 Stundenkilometern zwischen Balingen und der Kreisgrenze in Richtung Bodelshausen teilweise aufgehoben wird: Zwischen Balingen und Steinhofen soll künftig 130 gelten; auf den vier zwischen Hechingen-Nord bis zur Kreisgrenze sogar freie Fahrt.

Dafür, dass diese neue Regelung in Kraft treten kann, müssen Balingen und Hechingen sowie der Zollernalbkreis dem zustimmen, weil die Städte und der Kreis, was Geschwindigkeitsbregrenzungen angeht, jeweils für für Teile der Bundesstraße 27 zuständig sind. OB Reitemann merkte man am Dienstag den Zwiespalt an: Wenn man den Kompromiss nicht annehme, dann drohe die Gefahr, dass am Ende das Tempolimit auch entlang von Engstlatt komplett aufgehoben werde. Auf der anderen Seite machte er deutlich: Sollte die Begrenzung auf 130 Stundenkilometer auf dem 1,5 Kilometer langen Abschnitt zwischen Balingen-Nord und Steinhofen Bestandskraft erfahren, dann werde man dieses Tempolimit streng kontrollieren.

Der am VG gefundene Kompromiss ist das Ergebnis der Klage von Albert Sauter, Geschäftsführer des Frommerner Unternehmens Kern&Sohn, gegen die seit 2015 geltende durchgehende Geschwindigkeitsbegrenzung auf 120 zwischen Balingen-Nord und Bodelshausen. In Engstlatt hat man diesen Vergleich mit Kopfschütteln zur Kenntnis genommen: Das derzeitige Limit von 120 Stundenkilometer müsse auf dem Abschnitt entlang Engstlatt unbedingt erhalten bleiben, war Tenor im Ortschaftsrat.

Die Engstlatter sind ohnehin schon vom Verkehrslärm geplagt: Wenn etwa Autofahrer nach dem Tempo-100-Teilstück, das an der Ausfahrt Balingen-Nord endet, aufs Gas drücken und in Richtung Hechingen düsen, dann hört man das in vielen Häusern. Nun befürchten sie, dass es mit 130 wieder schlimmer wird. Von der Gefahr schwerer Unfälle, die mit erhöhtem Tempo steigt, ganz zu schweigen. Ortschaftsrat Rainer Schmid hatte in der vergangenen Woche gesagt, er überlege, gegen die "Machenschaften eines Einzelnen" – Albert Sauter – vorzugehen.

Der Engstlatter Rainer Butter fragte am Dienstag im Gemeinderat nach, welche Auswirkungen zu befürchten sind, wenn entlang von Engstlatt wieder mit 130 statt mit 120 Stundenkilometern gefahren werden dürfte. Das werde man berechnen lassen, sagte Reitemann zu. Klar sei, dass die stärkste Lärmbelastung von Lastwagen verursacht werde.