Um das Thema Nationalpark ging es bei einer Diskussionsveranstaltung des FDP-Kreisverbands Freudenstadt mit (von links) Michael Theurer, Wolfgang Tzschupke, Timm Kern und Thomas Waldenspuhl. Foto: Blaich

FDP sieht sich in kritischer Haltung zum Nationalpark bestätigt. Tzschupke: Politisches Prestigeprojekt.

Kreis Freudenstadt - Der FDP-Kreisverband Freudenstadt sieht sich in seiner kritischen Haltung gegenüber einem Nationalpark nach den Ergebnissen der Bürgerbefragungen bestätigt.

Einen Tag nach der Bürgerbefragung hatte der FDP-Kreisverband zu einer Diskussionsveranstaltung eingeladen. Im Hotel-Gasthof Rappen in Baiersbronn begrüßte der Landtagsabgeordnete Timm Kern zwei Gastredner: Stadtrat und Forstwissenschaftler Wolfgang Tzschupke aus Freudenstadt und Thomas Waldenspuhl von der forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg.

"Das Umfrageergebnis der Bürgerbefragung ist sehr eindeutig gewesen", sagte Timm Kern. Der FDP sei es wichtig, dass Betroffene vor Ort beim Nationalpark mitentscheiden dürfen, denn sie müssten das Projekt mittragen. Über eine Ablehnung von 75 Prozent könne sich die Politik nicht einfach hinwegsetzen. Die FDP-Landtagsfraktion sei schon vor der Abstimmung äußerst skeptisch gewesen. Es gehe beim Nationalpark nicht nur noch um das Wie, sondern auch noch um das Ob, sagte er.

Im Gutachten der Landesregierung sei oft der Konjunktiv verwendet worden, viele Aussagen seien wohl unsicher. "Ich glaube, dass der Nationalpark eine Stellvertreterdiskussion ist für viele Dinge, die den Menschen einfach nicht passen, und dass es nicht mehr allein um den Wald geht", bemerkte Thomas Waldenspuhl zu Beginn seiner Erläuterungen. "Missverständnisse basieren auf subjektiven Werturteilen, sachliche Argumente spielen dabei gar keine so wichtige Rolle." Auch der "Schöpfungsauftrag" sei wichtig. "Es ist unsere Lebensaufgabe, die biologische Vielfalt zu schützen", betonte Waldenspuhl. Er ging kurz auf die Themen Naturschutzmehrwert und Risiken für die Forst- und Holzwirtschaft sowie die Sägeindustrie ein. "Der Borkenkäfer und die Fichte gehören zusammen."

Käferproblem lösbar?

Auf einer Höhe zwischen 500 und 1000 Meter könne man das Käferproblem mit Maßnahmen zu 95 Prozent in den Griff bekommen – ein Restrisiko bleibe aber. Die Natur zu 100 Prozent zu kontrollieren sei nicht möglich, so Thomas Waldenspuhl. Die Frage stelle sich nun, wie die Politik mit solchen Bürgerentscheidungen umgehe. Ein Spannungsverhältnis zwischen den örtlichen Betroffenheiten und dem Allgemeinwohl sei hierbei abzuwägen, und trotzdem müsse die Politik Position beziehen.

"Seit Sonntagabend ist mir etwas wohler auf solchen Veranstaltungen", erklärte Wolfgang Tzschupke. Die Bürger hätten begriffen, dass es beim Nationalpark um ein politisches Prestigeobjekt der Regierung gehe. Die Befragung sei eine Ohrfeige für Rot-Grün, sagte er. Bisher habe der örtliche Widerstand die Landesregierung nicht unbedingt beeindruckt. Das Land sei nicht gezwungen, einen Nationalpark einzurichten, es sei eine rein politische Entscheidung, und es wäre nach Ansicht Tzschupkes angebracht, über Alternativen wie zum Beispiel Biosphärenreservate nachzudenken. Diese würden auch viel besser in den Schwarzwald passen. Der Forstexperte schlug vor, statt eines großen Nationalparks kleinere Flächen und Biosphärenreservate, über eine größere Fläche verteilt, anzulegen. Bewahrt und geschützt könne nur das werden, was bereits da sei, nämlich das Ergebnis der Waldbewirtschaftung. Zudem sei der Artenreichtum im Nationalpark nur geringfügig größer als im Wirtschaftswald.

Europaabgeordneter Michael Theurer bestätigte, dass es seitens der Europäischen Union keine Vorgaben zum Nationalpark gebe. Das Naturbewusstsein im Schwarzwald sei sehr ausgeprägt, stellte er fest. Es könne nur einen Park mit den Bürgern geben, auf keinen Fall ohne sie. "Bei allem Neuen werden die Menschen unsicher", sagte Thomas Waldenspuhl im Anschluss an die Diskussion. Die Angst der Bürger lasse sich nicht ohne weiteres ausräumen, sondern nur über einen langen Prozess hinweg.