Ein Knotenpunkt der Gäubahn ist der Bahnhof Horb. Foto: Lück

Die Offene Grüne Liste hat zum Gäubahn-Gipfele in Horb eingeladen: Matthias Gastel. bahnpolitischer Sprecher der Bundes-Grünen, trifft auf Peter Rosenberger (CDU), Vize-Vorstand der Interessensgemeinschaft Gäubahn (IG Gäubahn). Und es ging richtig zur Sache.

Horb - Das Gäubahn-Gipfele im Café Reinhardt. Die dringendsten Fragen: Welche Chancen haben die Fahrgäste der Anrainerkommunen wie Horb, dass der Zug weiter bis Hauptbahnhof fährt?

Fakt ist: Nach dem Lenkungskreistreffen vor einer Woche hatten die Projektpartner Stuttgart 21 unter anderem erklärt, dass man die Panoramabahn erhalten will. Mit einer Gesellschaft aus Land, Stadt, Deutsche Bahn und Region Stuttgart. Zwei Jahre wird dafür die Bahn saniert und gesperrt.

Damit schwinden die Chancen, dass die Gäubahn nach 2025 zumindest in einer Interimszeit bis zum Hauptbahnhof durchfährt, wie sieben Anrainerkommunen wie Horb, Böblingen, Rottweil und Singen erhofft und gefordert hatten.

Die Panoramabahn-Chance

Welche Chance sieht er, dass die Stadt Stuttgart als Partner der "Panorama-Bahn Gesellschaft" beim Bau des Nordhalts im Rahmen der Sanierung der Panoramabahn gleich noch den Anschluss an den Hauptbahnhof plant und bauen lässt?

Gastel: "Die Wahrscheinlichkeit sehe ich gleich null. Die Stadt Stuttgart will das nicht, sie will das Gleisvorfeld so schnell wie möglich freibekommen. Es gibt aber auch Verbände mit Rechtsgutachten, die auf ein Stilllegungsverfahren klagen wollen."

Entscheiden Gerichte darüber, ob Gäubahn-Pendler ab dem Jahr 2025 ewig in Vaihingen und ab 2027 eventuell über den neuen Bahnhof Nordhalt zum Hauptbahnhof auf die S-Bahn umsteigen müssen?

Gastel: "Bei der Pünktlichkeit, die die Deutsche Bahn bisher bei Bahnbauten gezeigt hat, muss man mit der Fertigstellung des Pfaffensteigtunnels mit 15 Jahren rechnen..

Der Pfaffensteigtunnel soll Böblingen mit dem Flughafen verbinden, so dass die Gäubahn-Pendler von dort aus entweder Richtung Ulm/München umsteigen können. Oder weiter bis Hauptbahnhof.

Gastel: Beim Tunnel legt die Bahn extremes Tempo vor

Der bahnpolitische Sprecher der Bundes-Grünen muss allerdings zugeben, dass die Planer bisher richtig Tempo beim Tunnel vorlegen. Gastel: "Noch jetzt im Juli sollen die Vorplanungen fertig sein. Dann hätte diese Planung nur neun Monate betragen. Üblicherweise sind Zeiträume von vier bis fünf Jahren üblich. Da müssen richtig Kapazitäten konzentriert worden sein."

IG-Gäubahn-Vize Peter Rosenberger: "Diese extrem kurze Planungszeit zeigt uns: Das ist eine Sensation. Da ziehen gerade richtig viele in eine Richtung zum Gäubahn-Ausbau. Wir verbinden damit die Hoffnung, dass auch im Bund die Entscheidung pro Tunnel getroffen werden. Wir sehen uns dadurch ermutigt, auf viele Abgeordnete zuzugehen. Das ist der Zeitpunkt die richtigen politischen Weichenstellungen zu treffen."

Gastel: Geld für Tunnel muss extra in den Haushalt

Das hängt auch an Matthias Gastel, der als Nachfolger von Anton Hofreiter im Verkehrsausschuss sitzt. Der Bahnexperte aus Filderstadt: "Aus Filderstädter Sicht ist der Tunnel sicherlich die bessere Lösung als der vorher geplante Mischverkehr mit der S-Bahn zum Flughafen. Allerdings hat das Tunnelprojekt gegenüber anderen Bahnprojekten keine Priorität, die durch eine hohe Auslastung begründet ist. Es gibt Bahnprojekte im Wert von 30 Milliarden Euro mit dem Kostenstand aus dem Jahr 2015, die viel dringlicher sind und wo die Strecken bis zu 125 Prozent ausgelastet sind. Bahnpolitisch bedeutet das für mich: Wir müssen das ganze Netz betrachten. Die Ampel muss mehr Mittel insgesamt in den Bahnausbau stecken. Es kann nicht sein, dass der Gäubahntunnel bundesweit anderen Projekte kannibalisiert." Gastel fordert deshalb, dass die Tunnel-Kosten zusätzlich in den Bahn-Verkehrshaushalt mit reingenommen werden. Erwähnt noch, dass die Bahn nebenbei schon erwähnt habe, dass beim Gäubahn-Tunnel wohl Problemgestein wie Anhydrit oder Mergelkalk drohen könnten…

Gastel: "Auf der Gäubahn sind noch mehr Ausbaumaßnahmen notwendig, damit die Bahnkunden dort vom Deutschland-Takt profitieren können. Jetzt sind nicht die Schwätzer, sondern die Macher am Werk!"

Warum ersetzt man Kurve durch eingleisigen Gäubahn-Tunnel?

Und fordert noch Nachbesserungen in der Planung. Beispielsweise beim Sulzer Tunnel. Gastel: "Es kann nicht sein, dass man eine eingleisige Kurve durch einen eingleisigen Tunnel ersetzt. Das ist eine Restriktion für die zukünftige Fahrplangestaltung." Auch die Strecke Tuttlingen-Hattlingen müsste zweigleisig sein – schon jetzt gibt es dort 110 Prozent Auslastung. Langfristig sieht Gastel auch Konflikte zwischen Böblingen und Herrenberg – hier müsste mindestens ein drittes Gleis her.

Und wie kommen die Gäubahn-Bahnpendler ab 2025 schnell zum Hauptbahnhof? Umleitung über Tübingen, wie sie Schienenstaatssekretär Michael Theurer (FDP) auch ins Spiel gebracht hatte? Oder die Theurer-Option: IC alle zwei Stunden. Stündlich Nahverkehr über Horb.

Rosenberger: "Gäubahn-Gabelung in Horb undenkbar"

IG-Gäubahn-Vize Rosenberger, gleichzeitig OB von Horb: "Eine Gabelung der Züge in Horb wäre für uns nicht denkbar. Wenn der Horber Bahnpendler sagt: Wir wollen wie bisher nach Böblingen und in die Landeshauptstadt pendeln, ist die Umleitung über Tübingen keine Alternative."

Gastel: "Vor dem Faktencheck möchte ich das nicht abschließend bewerten. Mein Team habe ich das mal durchspielen lassen. Die Strecke wird bis 2025 nicht elektrifizierbar sein. Dazu werden Stationen entlang der Strecke im Zug der Regionalstadtbahn ausgebaut. Das hat weitere Streckensperrungen dort zur Folge. Das könnte auf der meist eingleisigen Strecke zu weiteren Verspätungen der Gäubahn führen."

Welche Chancen haben die Bahnpendler auf Durchfahrt bis zum Hauptbahnhof?

Gastel: "Ich hoffe, dass es im Faktencheck gelingt, ohne Eigeninteresse der aller Beteiligten Lösungsansätze zu finden, die im Interesse aller liegt." IG-Gäubahn-Vize Rosenberger: "Ich hoffe, der Faktencheck klärt alle offenen Fragen. Damit wir die Bürger transparent informieren können, selbst wenn einschneidende Maßnahmen erforderlich sein werden."