Horbs OB Peter Rosenberger, Jura-Prefessor Georg Hermes, Böblingens OB Stefan Belz und Singens OB Bernd Häusler. Wer ist für die Umleitung über Tübingen oder die Fortführung der Gäubahn bis zum Hauptbahnhof? Foto: Lück

Jetzt zofft es richtig im Ländle! Die Kontrahenten: Sieben Gäubahn-Anliegerkommunen wie Herrenberg, Böblingen, Horb, Rottweil, Singen, Tuttlingen, Villingen-Schwenningen gegen Tübingen und Reutlingen.

Horb/Region - Das Tauziehen um die Gäubahn wird immer intensiver: Jetzt fordern Tübinger Landrat Joachim Walter, der Reutlinger Landrat Ulrich Fiedler, der Landrat des Zollernalbkreises Günther Martin Pauli, Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer, Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck und der Vorsitzende des Regionalverbands Neckar-Alb, Eugen Höschele, die Umleitung der Gäubahn über Tübingen.

 

In der Pressemitteilung mit dem Titel "Region Neckar-Alb stärkt Theurer den Rücken" fordern sie, die Bahnstrecke zwischen Horb und Tübingen dafür zu elektrifizieren.

Verbindung mit Neckar-Alb-Bahn

Nicht ganz uneigennützig. Die Unterzeichner: "Damit ließe sich das große Interesse an einer relativ kurzfristigen und tragfähigen Lösung für die Gäubahn mit den aktuellen Ausbauplanungen der Regionalstadtbahn Neckar-Alb verbinden. Neben der Elektrifizierung, die im Rahmen des Regional-Stadtbahn Projekts ohnehin ansteht, könnte ein gewisser Ausbau erfolgen, so dass neben dem Betrieb der Regionalstadtbahn auch der Fernverkehr abgewickelt werden könnte. Die längere Fahrzeit würde ab deren Inbetriebnahme durch die Bedienung der Station Messe/Flughafen sowie durch die direkte Einfahrt in den Tiefbahnhof mit kurzen Umsteigewegen kompensiert."

Matthias Lieb, Landesvorsitzender des VCD: "Ich kann schon nachvollziehen, dass die Tübinger die 1879 durch die Gäubahn verlorene Direktverbindung in die Schweiz wiederlangen möchten. Doch für die Masse der Fahrgäste bedeutet die Führung über Tübingen eine Fahrzeitverlängerung von mindestens 20 Minuten und ist damit im Vergleich zur direkten Autobahn nicht mehr konkurrenzfähig."

Machbarkeit umstritten

Ein Schlag ins Kontor für Böblingens Oberbürgermeister Stefan Belz. Er hatte mit sechs OB-Kollegen (unter anderen Peter Rosenberger, Horb) die Weiterführung der Gäubahn bis zum Hauptbahnhof ohne den geplanten Umstieg 2025 in Vaihingen gefordert.

Jetzt sagt er zu der geforderten Umleitung über Tübingen: "Bereits im letzten Jahr haben wir uns als Oberbürgermeister entlang der Gäubahn über solch eine mögliche Umleitung beim Verkehrsministerium des Landes informiert und die erste Einschätzung erhalten, dass dies so einfach nicht machbar ist und folglich an einer Führung über Böblingen festgehalten wird.

Daher setzen wir uns mit großem Nachdruck und in zahlreichen Gesprächen auf unterschiedlichen politischen Ebenen dafür ein, die Anbindung an den Hauptbahnhof Stuttgart in ihrer jetzigen Führung so lange aufrechtzuerhalten, bis die neue Trasse über den Flughafen fertiggestellt ist – keine Abbindung ohne Alternative!"

Szenario existiert – und warnt vor Nachteilen

In der Dokumentation des Filderdialogs (war vor zehn Jahren) wird aufgezeigt, was bei einer Gäubahn-Umleitung über Tübingen passieren würde:

Keine Wiedereinbindung von Böblingen in das Fernverkehrsnetz.

Verlängerung der Fahrzeit der Fernzüge in der Relation Zürich – Horb – Stuttgart Flughafen – Stuttgart Hbf um rund 20 Minuten.

Verlängerung der Fahrzeit der Regional-Express-Züge in der Relation Singen – Horb – Stuttgart Flughafen – Stuttgart Hbf um rund 20 bis 25 Minuten.

Schlecht für Böblingen. Bisher kommen sie mit der Gäubahn in schnellstens zwei Stunden 33 Minuten nach Zürich.

Bei der Umleitung über Tübingen hat der Böblinger Fahrgast nur zwei Möglichkeiten. Fahrt mit Öffis nach Tübingen mit der S1 und dem Regionalbus: 48 Minuten. Das ist allerdings eine Interimslösung, das die Ammertalbahn nach Tübingen ausgebaut wird. Diese Fahrzeit wird sich etwas verkürzen, wenn die Umbauarbeiten fertig sind.

Oder die S-Bahn bis Hauptbahnhof in 25 Minuten.

Heißt im Klartext: Statt bisher 2 Stunden 33 Minuten in der Direktverbindung braucht der Böblinger Fahrgast dann drei Stunden und 22 Minuten bis Zürich Hauptbahnhof!

Mit dem Auto, so sagt Google Maps, ist man fast eine Stunde schneller mit zwei Stunden und 25 Minuten.

Fortführung bis Stuttgart gefordert

Michael Theurer, der parlamentarische Schienenstaatssekretär und Ex-OB von Horb, hatte sich zuletzt für die Gäubahn-Umleitung über Tübingen eingesetzt.

Fakt ist: Nach den bisherigen Planungen soll die Gäubahn 2025 in Stuttgart-Vahingen enden. Und erst nach der Fertigstellung des Pfaffensteigtunnels – geschätzte Bauzeit zehn Jahre – über den Flughafen zum Hauptbahnhof fahren. Dagegen wehren sich zahlreiche Verbände, die sieben Anwohnerkommunen. Sie fordern eine Fortführung auf den bisherigen Gleisen bis zum Hauptbahnhof. Dagegen wehrt sich die Stadt Stuttgart – obwohl sie nach eigenen Angaben das Gleisvorfeld für das dort geplante Rosensteinviertel erst frühestens im Jahr 2034 anfangen kann, zu räumen.