In Schriftzügen über dem Eingang und an der Markise bewahrt das neue Restaurant Toscana due noch ein wenig die Geschichte des Traditionscafés Winkler. Foto: Schabert

In ehemaliges Traditionscafé ist wieder Leben eingekehrt. Gäste fühlen sich auf zwei Etagen wohl.

Bad Wildbad - Vier Jahre nach Schließung des Traditionscafés Winkler ist seit einigen Wochen in den ehemaligen Gasträumen Ecke König-Karl-Straße/Straubenbergstraße in Bad Wildbad wieder Leben eingekehrt. An sieben Tagen in der Woche bietet dort das Restaurant Toscana due von 11 bis 23 Uhr italienische Spezialitäten an.

"Sehr geehrte Kunden und Gäste, nach langen Überlegungen werde ich ab 11. August 2014 mein Conditorei-Café Winkler aus Altersgründen schließen und bedaure diesen Schritt außerordentlich", verkündete die Kaffeehaus- und Konditoreichefin Gertraud Schmid auf einem kleinen Plakat an den Geschäftsräumen (wir berichteten). Es sei trotz intensiver Bemühungen nicht gelungen, einen Nachfolger zu finden.

Im November 2012 hatte das Café Winkler noch sein 100-jähriges Geschäftsjubiläum gebührend gefeiert. In einem kurzen Rückblick erinnerte damals Schmid an ihre Großeltern, das Ehepaar Friedrich und Anna Winkler, die 1912 das Café eröffneten. Aus dem Odenwald waren sie zu diesem Zweck nach Wildbad gezogen. 1941 übernahmen deren Kinder Anna, Alois und Gertrud den Betrieb. Gertruds Tochter Traudel wiederum stieg 1961 in das Geschäft ein. Sie übernahm 1981 die Leitung.

Mehrfach erfolgten in den vergangenen Jahrzehnten Um- und Neubaumaßnahmen.

Der Betrieb, so Schmid beim Jubiläum, stehe auf einer soliden Grundlage, wozu die Kunden, die Familie und 14 Mitarbeiter beitragen würden. Nach Inbetriebnahme der Stadtbahn konnten die Gäste Kaffee, Tee und Konditoreiprodukte auch gegenüber vom Haus neben der plätschernden Enz verkosten. Bei Bedarf wurde Traudel Schmid von ihren Kindern Guido und Stefanie als Helfer in Konditorei und Café unterstützt.

Lob gab es beim Jubiläum von Bürgermeister Klaus Mack. Man habe eng mit der Entwicklung der Stadt verbunden die Herausforderungen angenommen und stets den Sprung in die Moderne geschafft, unterstrich damals das Stadtoberhaupt. Innungsobermeister Jürgen Seibold lobte, die Familien Winkler und Schmid hätten wirklich Herzblut zum Beruf bewiesen. Das Konditorhandwerk sei noch immer echte Handarbeit im meisterlichen Betrieb, von dessen Sorte es wohl in Zukunft nicht mehr viele geben werde.

Nun ist also aus dem 102 Jahre betriebenen Café ein Restaurant mit italienischer Küche geworden. Chef in Bad Wildbad ist Semin Demiri. Wieso es "Toscana due" heißt, erklärt Bruder Dini ganz einfach: "Es ist unser zweites Lokal, das ›Toscana uno‹ betreiben wir in Frankfurt." In die Bäderstadt gekommen sei man, weil der Papa zufällig die leer stehenden Räume bei einem Besuch entdeckt und es der Familie hier gefallen habe.