Statt handelsüblichem Spielzeug stehen natürlich Materialien im Naturkindergarten im Fokus. (Symbolfoto) Foto: Monkey Business – stock.adobe.com

40 bis 60 Kinder sollen in Calmbacher Einrichtung Platz finden. Viel Bewegung in der freien Natur.

Bad Wildbad - 40 bis 60 Kinder sollen in dem neuen Naturkindergarten Platz finden, den die Stadt Bad Wildbad auf dem Gelände des ehemaligen Minigolf-Platzes bauen will. In der jüngsten Gemeinderatssitzung stellte die Gemeinde das Konzept und den Grobkostenrahmen vor.

Rund 860.000 Euro Kosten plant die Bad Wildbader Stadtverwaltung für den Bau eines Naturkindergartens in Calmbach. Bis zu 60 Kinder sollen dort in drei Gruppen untergebracht werden. "Wir können damit das auffangen, was wir in der langfristigen Bedarfsplanung sehen", sagt Nadine Keller von der Stadtverwaltung. Für die Betreuung der Kinder seien neun Erzieher nötig, so Keller weiter.

Gelände entsteht bei ehemaligem Minigolfplatz

Es sei schon erstaunlich, so Bürgermeister Klaus Mack, vor zehn Jahren habe man noch gesagt, "dass wir bald 2000 Bewohner weniger haben". Nun brauche man noch mehr Kindergartenplätze.

Stadtbaumeister Volkhard Leetz stellte dann die Planung des Kindergartens vor, der an der kleinen Enz auf dem Gelände des ehemaligen Minigolfplatzes entstehen soll. Geplant sind drei getrennte Bauteile, einer davon soll der Bauwagen werden, den Bad Wildbad kürzlich von Schömberg übernommen hat. Dazu kommen zwei Blockhütten mit einer Nettogrundfläche von jeweils 40 Quadratmetern, sodass in den drei Räumlichkeiten jeweils 20 Kinder betreut werden können.

Die beiden Blockhütten sind in Blockbohlenbauweise geplant. Vorgesehen ist, dass das Holz dafür aus dem stadteigenen Wald kommt, was Mack als "gute Idee" bezeichnete. Die Hütten und der Bauwagen sollen jeweils mit einem Holzofen ausgestattet werden, die Elektroinstallation soll minimal gehalten werden. Beide Hütten erhalten ein großzügiges Vordach. Da sich die Kinder größtenteils im Freien aufhalten sollen, wäre das dann ein Bindeglied zwischen innen und außen und böte den Kindern weiteren Schutz.

Der alte Kiosk des ehemaligen Minigolf-Platzes sei komplett baufällig und muss grundsaniert werden, so Leetz weiter. Dieses Gebäude werde multifunktional geplant und könnte dann alle erforderlichen Nebenflächen aufnehmen. Es ist als einziges frostgeschützt geplant, soll als Waschhaus dienen und kann im Endausbau die Toiletten aufnehmen. Auf der verbleibenden Fläche ist ein Multifunktionsraum geplant, der sowohl als Gesprächs- wie auch als Büroraum dienen kann, ist in der Sitzungsvorlage zu lesen.

Freude über neues pädagogisches Angebot

Zu dem geplanten Bau des Kindergartens sagte Ursula Jahn-Zöhrens (SPD): "Wir sind eine glückliche Kommune, denn das bedeutet, dass Familien hier wohnen und wir einen Zuwachs an Mitbürgern haben." Sie findet es außerdem "schön, dass es draußen stattfindet" und das Areal wieder genutzt werde. Spannend findet sie es allerdings, wie die Kinder das Areal erreichen können. Das Thema Parkplatz und Verkehr werde eine Herausforderung, befürchtet sie. Dennoch freut sie sich auf dieses "neue pädagogische Angebot".

Rita Locher (FWV/FDP) ist sich sicher, dass der Kindergarten schnell voll werden und es einen "großen Run" darauf geben wird. Überrascht zeigte sie sich von dem geplanten Grobkostenrahmen in Höhe von 860 000 Euro und sie hoffte, dass die tatsächlichen Kosten niedriger ausfallen. Bei diesem Grobkostenrahmen gehe es vor allem darum, dass man einmal eine Größenordnung im Kopf habe, sagte Mack. Laut Sitzungsvorlage handelt es sich bei der Kostendarstellung um einen Grobkostenrahmen, der bis zu 30 Prozent nach oben oder unten abweichen könne.

Auch Uwe Göbel (CDU) begrüßte das Vorhaben. "Es gibt im Kreis mehrere Naturkindergärten, die erfolgreich laufen." Ein weiterer Vorteil der Waldpädagogik sei zudem, dass die Kinder mehr Bewegung hätten. "Bewegung kommt automatisch", so Göbel in seinem Schlusswort, bevor die Stadträte dem Beschlussvorschlag geschlossen zustimmten.

Kein handelsübliches Spielzeug

Ein Naturkindergarten wird häufig als "Kindergarten ohne Dach und Wände" bezeichnet, heißt es in der Sitzungsvorlage zur jüngsten Gemeinderatssitzung. Die dort betreuten Kinder verbringen ihren Kindergartenalltag fast durchgehend im Freien. Die Natur, Wiese und Wald dienen als zentrale Aufenthaltsorte. Der Kindergartenalltag findet fast ausschließlich und bei jedem Wetter im Freien statt; Einschränkungen gibt es nur bei Witterungsbedingungen, die einen sicheren Aufenthalt draußen unmöglich machen. Für einen geschützten Aufenthalt dienen in der Regel ein beheizter Bauwagen oder ein Schutzhütte. Im Naturkindergarten wird in der Regel auf handelsübliches Spielzeug verzichtet. Die Kinder spielen mit Materialien, die die Natur und der Rhythmus der Jahreszeit bieten.

Für den Naturkindergarten Bad Wildbad wird eine eigene Konzeption erarbeitet, die von Zielsetzung und Förderung in der Einrichtung über Aufnahme, Tagesablauf, Naturaktivitäten und Jahresprogramm bis hin zu Datenschutz und Beschwerdemanagement sowie Zusammenarbeit im Team alle wichtigen Bausteine eines Kindergartens darlegt.

Der Naturkindergarten soll als Teilbetrieb an den Goßweiler-Kindergarten in Calmbach angegliedert werden.