Bad Teinach-Zavelstein-Sommenhardt - Der Sommer war heiß, der Boden trocken – ist es da nicht Grund zur Freude, wenn ein Unbekannter beim Blumen gießen hilft? Nein. Zumindest dann nicht, wenn diese Hilfe den Pflanzen schadet. So geschehen auf dem Friedhof in Sommenhardt.

Es ist eine Meldung, die man so sicher nicht alle Tage sieht – und die auf den ersten Blick für Verwunderung sorgt. "Bitte keine anderen Gräber gießen!", stand heute vor einer Woche im amtlichen Mitteilungsblatt von Bad Teinach-Zavelstein zu lesen.

Ungewöhnliche Meldung hat ernsten Hintergrund

Und weiter: "Bei der Stadtverwaltung sind Beschwerden eingegangen, dass immer wieder Gräber von Personen gegossen werden, welche nicht nutzungsberechtigt für das Grab sind. Vor allem auf dem Friedhof in Sommenhardt ist dies in letzter Zeit öfters vorgekommen. Das Friedhofsamt bittet, dies zu unterlassen."

Was zunächst merkwürdig klingt – üblicherweise sind Menschen über Hilfe ja eher erfreut statt verärgert –, hat einen durchaus ernsten Hintergrund, weiß Manuela Huissel von der Stadtverwaltung. Denn der oder die Gießer haben den Grabbesitzern keinen Gefallen getan.

"Wir haben einen Hinweis aus der Bevölkerung erhalten, dass mehrere Gräber einfach gegossen wurden – ohne Absprache mit den Leuten, die für die Gräber zuständig sind", erklärt Huissel. Das Problem dabei: Manche Pflanzen seien zu viel, andere falsch gegossen worden – beispielsweise von oben herab statt direkt an der Wurzel. Dadurch hätten die Pflanzen Schaden genommen.

Kommentar: Gegenteil

Von Ralf Klormann

Ein Fremder, der einem Arbeit abnimmt – das klingt zunächst toll. Schlecht ist es jedoch, wenn dieser Fremde bei seiner Hilfe Schaden anrichtet – wie im Fall der Grabpflanzen in Sommenhardt, die von Unbekannten falsch gegossen wurden. Ein Ärgernis, zweifellos. Aber lohnt es sich überhaupt, über eine solche Kleinigkeit zu sprechen oder gar zu schreiben? Ja, allerdings.

Denn wer das Gießen fremder Gräber als Bagatelle abtut, verkennt die Bedeutung, die Gräber haben können. Sie sind ein Ort der Trauer und des Erinnerns. Und für viele Menschen ein ebenso privater Raum wie der eigene Garten, in dem sich ebenfalls kaum jemand die Einmischung von Fremden wünscht. Deshalb ist es wichtig, auch über solcherlei kleine Missverständnisse zu informieren – und diese vielleicht in Zukunft zu verhindern. Damit "gut gemeint" nicht zum Gegenteil von »gut« verkommt.